Ist das so Sophia? Dann offenbare uns mal das jeweilige Strickmuster von Mann und Frau ...
Ersetze "Mann und Frau" durch "Menschen", dann könnte ich dir beinahe zustimmen.
Mir ist zugetragen worden, dass es auch Frauen geben soll, die mit Stolz und Begeisterung laut pfurzen
Genauso wie es reichlich Männer gibt, die bei Schuhen glänzende Augen bekommen ...
Mit Schrecken muss ich feststellen, dass chioccolata sich eingeklinkt hat. Da weiss ich genau, dass ich für die nächsten Zeilen wieder Schimpfe bekomme ...
Foenig ... dein Beispiel zur "gleichberechtigtem" BDSM wird von vielen als Spanking bezeichnet. Zahlreiche Spanker distanzieren sich strikt davon sich dem BDSM zugehörig fühlen zu müssen ...
Ich kann das Beispiel daher ganz gut nachvollziehen, da es bei uns teilweise genauso läuft, wie du es beschrieben hast. Der Unterschied zwischen unserer Meinung zu Thema Handlungen im BDSM können auch gleichberechtigt vollzogen werden liegt darin, dass ich das jeweilige Machtgefälle alleine auf die unpersönliche Handlung beziehe, ohne die Motivation, die zu dieser Handlung führt, in die Bewertung einzuschliessen. Schlagen und geschlagen werden beschreibt eine Hierachie, ein Machtgefälle findet statt zwischen Schläger und Geschlagenem. Machtgefälle bedeutet ja nicht unweigerlich, dass der Machtlosere unweigerlich erniedrigt werden muss. Eine Hierachie muss ja auch nicht schlechthin negativ besetzt sein, sondern kann durchaus positive Folgen für alle Beteiligten haben. Ohne Hierachie funktioniert Gemeinschaft nicht. Selbst eine Partnerschaft ist Hierachisch strukturiert. Allerdings nicht in einem starren Gebilde, sondern dauerahaft zwischen den einzelnen Lebenbereichen switchend. Mal hat sie das sagen, mal er, mal wollen beide zu einem Thema das sagen haben, dann gibt es Diskussion oder Streit, bis sich der eine unterwirft (überzeugen lässt, als bessere Alternative) oder der andere sich durchsetzt (oder überzeugt).
Gleichberechtigung heißt also eine ausgeglichene Zahl der einzelnen Machtgefälle. Wenn sich dieser Ausgleich dann noch Bereichsübergreifend äussert, also bei der Frau nicht nur die Küche gezählt wir, bzw. um es noch komplizierter zu machen die Wertigkeit von z.B. der Hausarbeit nicht generell minderwertiger angesehen wird, dann herrscht sogar Gleichwertigkeit.
Jetzt setze ich noch einen drauf, um die Verwirrung komplett zu machen. Selbst wenn sich nun ein Partner der Partnerschaft viel häufiger durchsetzt, als der andere (wird dann von aussen so wahrgenommen, dass er oder sie die Hosen an hat), selbst dann herrscht Gleichberechtigung, wenn die grundsätzliche Bereitschaft besteht beiderseitigen Argumenten den gleichen Wert zuzumessen und diese mit entsprechender Ernsthaftigkeit zu prüfen. Dies kann sogar so weit führen, dass sich ein Automatismus einstellt, bei dem ohne große Worte die Entscheidungen vordergründig nur durch einen getroffen werden, hintergründig aber die dazu führende Zustimmungsfindung des anderen Partners schon im eigenen Kopf stattgefunden hat. Also nicht das ungeprüfte Folgen, sondern die Intuitive Entscheidungsfindung. In vielen langjährigen Partnerschaften stellt sich solch eine Situation ein, da es bei den vielen Entscheidungen die das Leben so mit sich bringt auch viel zu anstrengend wäre, jeden Einzelheit jeweils neu ausdiskutieren zu müssen. Deshalb ist ja auch offiziell bekannt, dass es nicht die Gegensätze sind, die sich anziehen und zu einer glücklichen Partnerschaft führen, sondern die Gemeinsamkeiten, das gleich Gestrickte, die Konflikte von vorneherein der Zahl nach minimieren.
Dem ganzen kann ich natürlich einen Stempel aufdrücken und dann D/S nennen, läuft meiner Meinung nach aber an der ursprünglichen Bedeutung von D/S im BDSM vorbei. Es kann natürlich wohl sein, dass die Bezeichnung D/S aufregender ist, die Sache spannender macht, sozusagen eine Krücke ist.
Genauso sieht es mit der Gesprächsfähigkeit der Partner aus. Es ist ja schön, dass die Betreffenden eine solche Erfahrung gemacht haben. Aber das ist nicht der verdienst von BDSM, sondern BDSM ist hier die Krücke. Es wird vielleicht so empfunden, dass BDSM der Heilsbringer ist. Heraus kommen dann aber so oberflächliche Einstellungen, wie, tut mir leid es so deutlich sagen zu müssen, von dir Foenig. Ich will BDSM keinesfalls abwerten, allerdings nervt die propagierte Aufwertung von BDSM ganz gewaltig. Insbesondere bei solchen Diskussionen wie hier, erhält man immer den Eindruck, man würde einem Knieoperiertem die letzte Krücke wegreissen, wenn man BDSM auf den ursprünglichen Wortsinn zurückstuft.
BDSM ist etwas völlig stinknormales. Neigungen, Triebe die in den Bereich BDSM hineingehen stecken in beinahe jedem Menschen. Seinen Neigungen und Trieben in gewissen Maßen nachzugeben ist auch völlig normal, genauso wie die meisten Dinge im BDSM keine besonderen Fertigkeiten erfordern. BDSM ist nichts, aber auch gar nichts, mit dem ich mich brüsten könnte. Ich möchte gar nicht wissen, in wievielen Schlafzimmern BDSM unwissentlich der Bezeichnung praktiziert wird, in wievielen Schlafzimmern BDSM praktiziert werden könnte, wenn die Partner nur mal offen über ihre Neigungen sprechen könnten/würden...
Grundverkehrt ist es jedenfalls (und da bin ich durchaus schmalspurig), dass jemand BDSM braucht, um über seine Gefühle reden zu können. Wer dieser Einstellung folgt, der wandert auf falschen Pfaden und begibt sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu BDSM.
Das offene Gespräche über seine Gefühle recht häufig zu BDSM führen können, das kann ich allerdings nur untersrtreichen.
Die Frage, der Streitpunkt war, wo und wie ein neuer Dom zu finden ist. Mein Statement bleibt bestehen, dass es ein Fehler ist, sich von einem Dom zum nächsten zu stürzen, sondern die Partnersuche in den Vodergrund rücken sollte, mit dem Ziel, dass sich daraus der neue Dom entwickelt. Der Weg dorthin ist vielleicht Mühsamer als bei einem fertigen Dom den schnellen Genuss zu finden, aber durch die gemeinsame Entwicklung wesentlich nachhaltiger. Wenn dann noch verstanden wird, das BDSM die gleichberechtigte und gleichwertige Wunscherfüllung ist, dann steht einer glücklichen Zukunft nichts im Wege.
Aufgrund der in der Szene vorherrschenden Spießigkeit, Intoleranz, dem latent vorhandenem Egozentrismus, den verkrusteten Einstellungen (natürlich nicht ausnahmslos, nur egozentrisch wie sie sind hält sich jeder für die Ausnahme) halte ich eine Suche ausserhalb für viel erfolgsversprechender und das Gefundene dann für viel Nachhaltiger. Das damit natürlich ein Verzicht von primären Bedürfnissen verbunden sein kann, steht ausser Frage. Weniger ist aber manchmal mehr ...
So, jetzt dürft ihr gerne wieder Satz für Satz widerlegen, zerpflücken oder sonstwas, mich beschimpfen, belächeln oder ignorieren ... ich habe fertig und stelle diese meine Meinung als eine nicht diskutabele Allgemeingültigkeit in den Raum.