„Die Prostituierte“ – ein unbekanntes Wesen?
Ich habe mich entschieden, hier im Joyclub diese Überlegung zur Diskussion zu stellen, weil ich schon lange Mitglied bin; mich hier sehr wohl fühle; sich hier sehr viele unterschiedliche Menschen austauschen und verschiedene Meinungen herrschen – und sehr oft ernsthafter Austausch stattfindet.Ich führe sehr oft mit meinen Gästen intensive Gespräche über ihre „männlichen“ Gedanken; nehme mir viel Zeit dafür und mache auch viel Behinderten- und Aufklärungsarbeit.
Ich würde mich sehr freuen, wenn man versucht, mich nicht mißzuverstehen.
Vielleicht wäre dies eine Möglichkeit, „Fremdartiges“ etwas näher zu bringen.
Es ist schon einige Monate her, da habe ich bei einem Kaffee mit einer guten Freundin gesessen…
Wir hatten es über typische Frauenthemen und kamen irgendwann zur Menstruation; Hygieneartikeln und zu den „Tricks“ einer Prostituierten, diese vor Gästen „zu verstecken“.
Ich gab ihr eins meiner „Schwämmchen“…
Tage später erzählte sie mir von ihrem Gespräch mit einer ihrer anderen Freundinnen, welche in einem Frauen-Sexshop arbeitet.
Ja, diese Schwämmchen würden sie dort auch verkaufen – aber die Frau hatte bis dahin selbst nicht gewusst, wofür die Schwämmchen eigentlich gut sind….
Andere Episode meines Lebens:
Aufgrund meiner Arbeit mit Menschen mit Behinderung wurde ich von einer Heilerziehungspflege-Schule eingeladen, um am Unterricht teilzunehmen.
Ich sollte mit den Auszubildenden über Behinderten-Sexualität reden; in welcher Form Treffen mit Prostituierten zu planen sind; wie so was umsetzbar ist; welche Dinge zu beachten sind und worin der „Nutzen“ sexueller Treffen Behinderter mit Prostituierten liegen kann.
So stieß ich auf 40 Heilerziehungs-Pfleger-Schüler und 2 Dozenten und sollte feststellen, wie schwer Menschen der offene Umgang mit Sexualität fällt und auch, wie erstaunt diese Männer und Frauen waren, dass ich ein ganz normaler Mensch bin.
Ich hatte mich mit meiner Freundin unterhalten über verschiedenste Artikel in Frauenzeitschriften, in welchen „Tipps zu einer befriedigenden Sexualität“ verbreitet werden und über den „normalen“ Umgang „normal“ erzogener Frauen mit Sexualität.
Wir haben geredet über die Art, wie oft innerhalb von Beziehungen mit Erotik umgegangen wird und welche Hemmungen dort oft herrschen.
Wir philosophierten darüber, dass wohl die meisten Männer eine Vorstellung von Prostituierten haben – aber eine Frau wird vermutlich nur selten eine Sexworkerin kennen lernen.
Vielleicht könnten Frauen einiges von Prostituierten lernen; hätten viele Fragen, die sie gerne fragen würden; könnten viele Unsicherheiten in ihrer eigenen Sexualität klären; könnten manches über Männer erfahren, was sie ihren Partner nicht zu fragen wagen; …
Und könnten vielleicht auch erkennen, dass Sexworker keine Bedrohung für Beziehungen sind – sondern oft nur Ventile für Unzufriedenheiten; Unausgeglichenheiten oder Stress der Männer.
Wir haben überlegt, ob es wohl Sinn machen würde, im Sexshop der Freundin oder auch bei der VHS eine Art Seminar anzubieten.
Frauen könnten alles fragen, was sie beschäftigt zum Thema Erotik.
Oder einfach mal das große Fragezeichen loswerden, das mit dem Thema „Prostitution“ einher geht.
Was sind das für Frauen? Warum machen sie diesen Job? Wie geht es ihnen damit? Was für Männer sind das, die Prostitution nutzen? Welche Gründe dafür gibt es?
Einfach mal weg von merkwürdigen Tipps aus Frauenzeitschriften….
Weg von „Lassen sie ihren Mann niemals zusehen, wenn Sie ihre Füße pflegen; zerstören sie nicht seine Illusionen,…“
Hier sind sehr viele sexuell aufgeschlossene Menschen.
Aber ich bin sicher, dass hier auch viele sind, um sich zu informieren; ihren Horizont zu erweitern oder auch Unsicherheiten zu kompensieren.
Ich würde gerne wissen, wie der Gedanke eine Sexworkerin ungezwungen kennen zu lernen hier ankommt.
Ob es Sinn machen würde, evtl. Seminare anzubieten.
Oder ob es besser wäre, wenn man sich „einzeln“ treffen könnte – anstatt in einer Gruppe.
Und selbst wenn ich mich nun nicht „bereichern“ wöllte, ginge so was dann doch nicht kostenlos. Ist ja schon Arbeitszeit – wenn auch anders gestaltet, als gewohnt.
Wie groß wäre die Bereitschaft hierfür etwas zu bezahlen?
Ich freue mich über regen, ernsthaften Austausch. Danke.
Liebe Grüße, Jenny