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(...) Nur, wir Männer werden in Beiträgen zu diesem
Thema immer wieder dahin aufgeklärt, dass sich manche Frauen unter Druck gesetzt und genötigt fühlen, der Mann als bedürftig empfunden wird, wenn man nach einem Austausch von sagen wir mal einem Dutzend Mails nach einem ersten Treffen fragt. Es wird vorgezogen, erst einige Wochen oder Monate virtuell zu kommunizieren, am liebsten noch mit mehreren Kandidaten, denn der absolute Traummann könnte doch noch irgendwann auf der Bildfläche erscheinen, bis sich ein Favorit herauskristallisiert, dem dann eine persönliche Audienz gewährt wird.
Bisher war es bei mir immer so, je länger ein Treffen hinausgezögert wurde, um so eher verlief sich alles im Sande. Wobei es hier um Treffen ging, die ohne große Mühen und Zeitaufwand hätten arrangiert werden könnten. Treffen über weite Distanzen oder bestimmten Umständen sind natürlich eine andere Geschichte...
Da spricht eine Menge Bitterkeit, und das tut mir leid für Dich.
Aber: Wenn eine Frau an Dir tatsächlich kein Interesse hat, wird sie Dir das kommunizieren. Es sei denn,
Du hörst nicht auf, sie mit Clubmails zu badgern - dann wird sie Dir eventuell aus Höflichkeit, aber mit immer einsilbiger werdenden Mails weiter antworten. Das passiert natürlich.
Wenn sie genügend positive Daten über Dich gesammelt hat, dass Du den Sprung ins Date schaffst, wird sie Dir das auch mitteilen. Indem sie Dich nach einem Date fragt.
Wenn sich der Clubmailverkehr aber hinzieht, ist sie unschlüssig. Hmmm... einiges Negative, andererseits einiges Positive. Sie kann sich noch nicht entscheiden. Oder sie hat noch gar keine schlüssigen Daten bekommen, weil Du ihr nicht genug von Dir und Deinem Wesen gezeigt hast. Möglicherweise auch nicht zeigen wolltest.
Sie hat Dich also noch nicht aufgegeben, wartet aber auf das eine Zündende, den Satz, der ihr ermöglicht zu sagen, jawohl, der ist es wert, einen halben Tag in ein Treffen zu investieren. (Das, mein Lieber, ist völlig legitim. Verabschiede Dich von der Vorstellung, eine Frau müsse sich innerhalb von zwei Sekunden nach dem Erblicken Deines Profilbilds für oder gegen Dich entschieden haben.)
Manchmal kommt stattdessen natürlich auch der eine Satz, der die Stimmung ins Nichts kippt. Je länger die Kommunikation dauert, desto wahrscheinlicher ist das, weil Du ja das, was positiv über Dich zu berichten ist, ganz zu Anfang schon in die Waageschale geworfen hast. Frauen versuchen im Gespräch herauszubekommen, was Du vor ihnen verbirgst. Je länger das Gespräch dauert, desto wahrscheinlicher finden sie Deine Persönlichkeitsschwächen.
Und erkennbare Ungeduld, das drängende Pochen auf ein Date, das "ich lasse lieber Taten sprechen, Worte sind doof", das ist halt so ein Kippsatz. Lass der Frau Zeit, zu einem Schluss zu kommen. Wenn Dir was an ihr liegt, dann investierst Du die Zeit. Wenn nicht, sagt ihr das ja auch, wieviel sie Dir wert ist.
Und wenn weder der eine noch der andere entscheidende Satz kommt, dann läuft halt einfach irgendwann der Gesprächsstoff aus, und die Unterhaltung verplätschert. Das ist das, was Dir passiert. Wenn Du dann im Nachhinein muffelst, dann bestätigst Du ihr nur, dass Dich nicht zu daten die richtige Entscheidung gewesen ist. Auch wenn es einfach eine Nicht-Entscheidung war.
Dieser Vorsortiermechanismus ist völlig in Ordnung. Wenn ich mit einem Mann hier hin- und herschreibe, dann kostet mich das vielleicht ein paar Minuten am Tag. Wenn ich ihn date, dann kostet mich das je einen halben Tag - und das vielleicht völlig sinnlos, weil man versäumt hat, vorher ordentlich und ausführlich zu kommunizieren. Dann findet man erst vor Ort heraus, dass der Mann unvereinbare Vorstellungen hat oder whatever.
Wenn ich also keinen Filter vorher ansetze, date ich mich ohne erkennbares Ergebnis tot. Soviel Kaffee kann ich gar nicht trinken. Und ich stelle mir auch vor, dass es den Männern wesentlich mehr wehtut, beim Date, schon halb am Ziel, abgeschossen zu werden. Schließlich haben sie sich dafür ja auch ins Auto gesetzt und einen halben Tag investiert. Also ist das Hin- und Herschreiben und Testen auch tatsächlich eine Form von Verbindlichkeit und Dienst am Mann, auch wenn Dir das nicht so vorkommt.
Als Beispiel: Ich suche für eine Freundin einen Dom / F+ mit Beziehungsoption. Ich könnte ihr jeden Tag vier oder fünf Dates allein mit den einigermaßen vielversprechenden Kandidaten klarmachen. Problemlos. Aber weil BDSM eine diffizile Angelegenheit mit vielen Facetten ist, die nicht alle miteinander kompatibel und vereinbar sind UND zudem eine große Vertrauenssache, werden die Bewerber hier erst auf Herz und Nieren geprüft. Besser, man stellt die Passform oder Inkompatibilität hier schon fest, als dass ich sie durch einen frustrierenden Datemarathon mit ungeprüften Leuten jagen würde.
So sind bisher die paar, die es bis zu einem Date geschafft haben, auch recht vielversprechende Kandidaten, die sich dann auch in natura schon recht gut angelassen haben. Vorauslese scheint also zu helfen - und das hat unter den Kandidaten auch den Frust minimiert.
Ist das unverbindlich? Prinzipiell haben ja beide, Mann und Frau, immer noch jederzeit, selbst wenn der Sekt schon kaltgestellt ist und die Unterwäsche in die Ecke fliegt, die Möglichkeit, nein zu sagen. Das Leben ist unverbindlich. Liebe, Verknalltheit, Devotion oder selbst Begehren ist nicht zu erzwingen und kann auch schonmal jäh verpuffen.
Verbindlichkeit kommt ins Spiel, wenn ich klar kommuniziere: Junge, Du hast gute Ansätze, aber noch überzeugst Du mich nicht. Wie hast Du das-und-das gemeint?". Wenn ich eine Absage frühzeitig und klar formuliere. Wenn ich beim Date (aus leidvoller Erfahrung) vorausschicke, "heute wird es keinen Sex geben, dies ist ein Beschnuppertreffen". Verbindlichkeit bedeutet eben auch, nur das zu geben, wozu man vollkommen bereit ist und nicht aus Gefälligkeit ein Date zu offerieren, das man (noch) nicht will.
Was Du bemängelst, ist also nicht Unverbindlichkeit, sondern Schüchternheit, übermäßige Höflichkeit, Unentschlossenheit - die wird eventuell für ein Versprechen gehalten und weckt unangemessene Begehrlichkeit. Es erfordert Mut (gerade hier auf Joyclub, wo man auf so etwas gewahr sein muss, einen Sturm an Beleidigungen zu ernten), klar zu kommunizieren:
Sorry, ich bin auch mit drei anderen im Gespräch, die eventuell besser passen.
Sorry, ich bin mir bei Dir nicht schlüssig, Du hast mich noch nicht überzeugt.
Sorry, einige Deiner Sätze lassen mich zweifeln.
Solche Aufrichtigkeit fühlt sich eventuell verletzend an und provoziert häufig eine beleidigte Reaktion. Wenn man es aber nicht tut, erweckt man schnell den Eindruck, unverbindlich zu sein. Versprechen zu machen ("sie hat ja nicht nein gesagt"), die man dann nicht hält. Das ist ein Dilemma.