Kapitel 18
Langsam erwachte ich.
Bewegungslos spürte ich meine Sinne wiederkehren, gerade so, als würde sich schleichend dichter Nebel lichten.
Die Sonne schien auf meine Haut und wärmte meinen nackten Körper.
Die Welt war still und friedvoll.
Mein Körper sog diese behagliche Ruhe gierig in sich auf, denn jede Faser meines Seins schrie vor Erschöpfung... vor bleierner, schwerer Erschöpfung.
Was ist passiert?
Schwergängig wie eine schlecht geölte Maschinerie suchte mein Kopf nach Erinnerung.
Und plötzlich kamen sie... die zahllosen Bilder und durchdringenden Gefühlsfetzen.
Das bunte Treiben in der Schlosshalle. Der Mann mit der schwarzen Zorro- Maske. Der Gang, zur Treppe hinauf... Sein Blick, als ich nackt vor ihm stand. Das unbeschreibliche Gefühl, vor ihm zu knien. Ein sinnliches Spiel mit Wachs und Eis. Die Aufforderung mich selbst zu berühren. Ein Glas mit bernsteinfarbenem Whisky. Mut, Überwindung, Hingabe... Seine Bestrafung. Es hatte mich erregt! Das machtlose Gefühl, blind zu sein. Ergeben in unbezwingbaren Seilen zu schweben. Mundknebel. Schritte und Damenabsätze... Angst... immer wieder diese Angst und gleichzeitig heiße Lust... viele Hände... zarte Berührungen, exzessive Berührungen...
Und dann? Was ist dann passiert? Und wo bin ich?
Mit großer Anstrengung öffnete ich meine Augen. Sie registrierten wild- lodernde Flammen!
Ich lag nicht draußen in der wärmenden Sonne, ich lag vor einem Kamin!
Hastig wollte ich mich aufrichten, doch mein Körper ließ mich je im Stich und schaffte lediglich ein müdes, kurzes Aufbäumen.
Mein Kopf legte sich so ab, dass ich geradewegs einen Mann erblickte, der mir auf einem Sessel gegenüber saß. Zorro.
„Geht es dir gut?“, hörte ich ihn flüstern.
Ich wollte heftig nicken, denn es ging mir tatsächlich sehr gut! Die körperliche Erschöpfung wirkte wie eine wohlige Tiefenentspannung. Ein zartes Lächeln musste als Antwort genügen.
Zorro erwiderte das Lächeln smart. „Du bist eine wunderschöne, sinnliche und hingebungsvolle Frau. Es war eine ganz außergewöhnliche Nacht!“ Verlegen senkte sich mein Blick.
Doch was war das? Vor mir auf dem Boden lag meine Maske! Flüchtig fuhren meine Finger über mein Gesicht- ich war unverhüllt!
Wütend funkelte ich ihn an.
„Lass es mich erklären, bitte“, raunte seine Stimme sanft.
„Du warst wie von Sinnen, als wir Dich aus den Seilen befreiten... Du hast sie selbst abgestreift und ich habe dein bezauberndes Gesicht gesehen. Ich wollte nicht so tun, als sei nichts gewesen, indem ich dir die Maske einfach wieder aufsetze.“
Ich überlegte gerade noch, ob ich ihm Glauben schenken konnte, da zog er sich selbst seine Maske vom Gesicht und ich blickte in ein sehr maskulines, symmetrisches Gesicht mit breiten Wangenknochen und kräftigem Kiefer. Feine Lachfältchen umspielten seine Augen und graue Strähnchen durchzogen sein schwarzes Haar.
Nie mehr würde ich dieses Gesicht vergessen!
„Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie du mich von den Seilen befreitest“, presste ich hervor.
Geschmeidig erhob er sich aus dem Sessel und kniete sich direkt vor mir. „Du hast alles losgelassen... hast dich in deine Rolle gefügt... dich fallengelassen und bist unzählige Male mit uns gekommen... Über eine sehr lange Zeit... immer und immer wieder. Du bist geflogen, Süße... beim allerersten Mal bist du geflogen. Das ist etwas ganz Besonderes. Die Erinnerung daran wird wiederkommen. Nach und nach. Du hast dich unserer Orgie hingegeben... auch nachdem du von den Knebeln befreit warst... Du warst wie von Sinnen.“
Mein Kopf suchte nach passenden Bildern und fand sie nicht. Wenigstens beruhigte das mein aufkeimendes Schamgefühl.
Seine Finger strichen sanft über meine Wange. Sie waren sehr gepflegt. Ich erinnerte mich daran, wie zärtlich diese Hände waren... aber auch wie fordernd... wie geschickt... aber auch wie kräftig.
Ein süßes Ziehen in meinem Unterbauch verriet mir, wie sehr er auf mich wirkte. Obwohl mein Körper kaum zu einer Bewegung fähig war, gierte ich innerlich bereits erneut nach seiner machtvollen Hand.
Nach dieser Nacht würde nichts mehr wie zuvor sein.
Das war mir klar.
Doch hatte ich die Konsequenzen vollkommen unterschätzt.
Diese Nacht veränderte nachhaltig mein Leben.
ENDE