Kapitel 5
Stille.
Züngelnde, wilde Flammen zauberten ein Wechselspiel von gold- rotem Schimmer und dunklen Schatten auf meinen nackten Körper. Gierig schien mich das Feuer verschlingen zu wollen.
Irgendwo knackte berstendes Holz im Kamin, während die wohlige Hitze der Glut meine Haut wärmte.
Der Moment war so surreal!
„Höre mir jetzt bitte aufmerksam zu“, forderte die sanft- raue Stimme des fremden Mannes.
Seine schwarze Zorro- Maske war nur wenige Zentimeter von meiner feingeschwungenen venezianischen Maske entfernt.
Ich versuchte sein Gesicht dahinter zu erahnen... vermutlich war er ein sehr schöner Mann. Vielleicht mit etwas mehr männlichen Gesichtszügen, als sich eine Frau bei ihrem Lebenspartner wünschen würde, jedoch genau richtig für einen Mann, mit dem man eine leidenschaftliche Nacht verbringen wollte.
Jetzt erkannte ich auch einige graue Strähnchen zwischen dem schwarzen Haar. Vermutlich war er doch einige Jahre älter als ich.
Plötzlich ergriff er sehr fest mein Kinn. Ich erschrak.
„Ich hatte dir aufgetragen, mir aufmerksam zuzuhören!“ Wie finster seine Augen waren! „Entschuldige...“, wisperte ich.
„Ich werde dir deine geheimsten Phantasien erfüllen. Phantasien, die du dir bislang nie trautest auszuleben. Dafür wirst du dich mir unterwerfen müssen.“
„Woher weißt du von meinen... meinen Phantasien...?!“, stammelte ich entgeistert.
Ein verschwörerisches Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Ich verstand es nicht... bis plötzlich im Geiste Sabines Gesicht vor meinen Augen trat... wie sie uns verschmitzt zugezwinkert hatte.
Mit Sabine hatte ich über meine Sehnsüchte gesprochen!
Und sie hat mich dann mit auf diesen Maskenball genommen...
Zorro war ganz offensichtlich eingeweiht! Diese Erkenntnis zauberte mir einen heiß- sinnlichen Schauer über meine nackte Haut.
„Warum machst du das? Ich meine, was gibt dir das... mit mir... einer vollkommen Unerfahrenen...?!“
Jetzt lachte er wirklich... und es sah unglaublich anziehend aus!
„Ich suche ganz gezielt danach... es gibt kaum etwas Reizvolleres für mich! ...zu wissen, dass ich dein erster dominante Part bin... zu wissen, dass du alles zum ersten Mal machen wirst und noch nie für jemanden anderen getan hast... zu erkunden, was du brauchst... und wo es dich hinführen wird... das alles ist für mich ein echter Kick.“
Warum nur erregten mich bereits seine Worte?!
„Hast du zuweilen auch sexuelle Schmerz- Phantasien?“ Seine Frage kam so urplötzlich- wie ein Schock.
„Schmerz?! Nein... ich denke nicht, dass ich Schmerzen mag.“
Er schmunzelte: „Das hab ich nicht gefragt... ich will wissen, ob du derartige Phantasien hast!“ Ich spürte lodernde Flammen in mir aufsteigen... Angst und Nervenkitzel.
Ich fand keine Antwort. Nicht einmal Worte. Und schwieg.
„Okay... wir werden sehen...“, wieder erforschte mich sein aufmerksamer Blick. Dieser verdammte Blick machte mich so nervös!
„Du hast dich vollständig vor mir ausgezogen. Ohne allzu großes Zögern. Das war für den Anfang sehr gut. Wie fühlst du dich?“
„Mein Herz klopft...!“, antwortete ich und ärgerte mich sogleich über diese dumme Antwort.
Natürlich klopft mein Herz! Aber für große Erklärungen war mein Hals viel zu trocken und mein Kopf zu leer.
Irgendetwas strahlte dieser Mann aus, was mich total anmachte... und vollkommen aus der Bahn warf.
Zärtlich strichen seine Finger eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
Die Geste war unglaublich sinnlich und liebevoll, doch sein Tonfall war streng:
„Knie nieder. Und senke deinen Blick.“