Kapitel 9
Urplötzlich waren die Berührungen versiegt.
Meine haarscharfen Sinne registrierten, dass sich mein Zorro leise zurückgezogen hatte. Er hatte sein Glas neu gefüllt und sich dann bequem in einen Sessel zurückgelehnt.
Meine Sinne: hellwach!
So empfindsam wie die Saite einer Violine.
So verletzlich wie ein rohes Ei.
Soeben hatte ich noch innerlich gefleht, die kaum zu ertragene Sinnesflut möge aufhören. Jetzt vermisste ich sie. Ja, jetzt wünschte ich sie mir zurück.
„Warum hast du aufgehört?“, flüsterte ich.
„Möchtest du, dass ich weiter mache?“
Verflixt... will er, dass ich bettele?!
„Ja, mach weiter!“, hauchte ich.
Trotz meiner Dunkelheit glaubte ich, sein Grinsen vor Augen zu haben.
Ich biss mir auf die Lippen und drückte ein „Bitte!“ nach.
Wie tief will er mich noch haben?!
„Deiner Bitte kann ich leider nicht nachkommen. Das hat allerdings ganz praktische Gründe. Ich habe noch sehr viel vor mit dir... Es gibt noch so Vieles, was ich dir zeigen will.“
Seine melodische Stimme flutete jede einzelne meiner Zellen.
Er hat noch viel vor... mit mir!
Ein wohliges Ziehen erreichte meinen Unterleib.
„Wirst du mir weiterhin vertrauen und das tun, was ich dir auftrage?“
„Ja!“, formte mein Mund, doch meine Stimme klang heiser und so wiederholte er: „Du wirst gehorsam sein?“ „Ja!“
„Ich möchte jetzt, dass Du Dich erhebst. Lass Deinen Kopf jedoch gesenkt.“
Langsam und unsicher stand ich auf. Im nächsten Moment spürte ich ihn dicht bei mir. Er knotete geschickt meine Augenbinde auf und ließ sie zu Boden gleiten. Das Licht blendete meine Augen und ich brauchte ein wenig, bis mir die Netzhaut wieder klare Bilder schickte.
Ich fühlte mich so unglaublich hingezogen zu diesem Mann vor mir! Ergeben senkte ich meinen Kopf und erwartete voller Spannung seine nächste Anweisung.
„Bist du bereit?“, fragte er noch, während ich ungeduldig nickte.
„Gut. Ich möchte, dass du dich vor meinen Augen selbst befriedigst.“
Der Spannungsboden riss mit einem gewaltigen Orchesterscheppern in meinen Ohren.
Hatte ich das richtig verstanden?
Ungläubig erhob ich meinen Blick und starrte ihn fassungslos an.
Ich soll es mir selbst machen? Vor seinen Augen? Jetzt? Einfach so?
Für einen Moment war ich kurz davor, in schallendes Gelächter zu verfallen. Aber dafür war mein Entsetzen zu groß.
Ich musste ein geradezu dummes Bild abgeben... jedenfalls zeigte sein Mund ein breites Grinsen.
„Das kann ich nicht. Und das mach ich auch nicht!“
Seine Hand war schneller an meinem Arm, als ich mich wegdrehen konnte.
„Kaum kommt die erste wirkliche Herausforderung... und schon ergreifst du die Flucht?“ Seine Augen brannten sich in meine, „willst du das wirklich?! Einfach weglaufen?“
Triumphierten seine Augen da bereits über mich?
Dieser elendige Bastard!
Kämpferisch bäumte ich mich vor ihm auf. Ganz kurz streiften meine Finger über meine Maske... alles ist gut...
Mit einem breiten Grinsen reichte er mir herausfordernd ein Glas Whisky.
Ich hasste Whisky. Aber jetzt kam er genau zur rechten Zeit.
Ich nahm ihn in einem Zug und drückte meinem Zorro das leere Glas in die Hand.
Neugierig schätzten mich seine Augen ab.