Also bei mir ist das so und alles andere ist eh Quatsch :-)
Karl Valentin hat einmal gesagt: Es wurde alles schon gesagt, nur nicht von jedem. Safewort-Diskussionen scheinen das anchhaltig zu bestätigen.
Auffällig ist dabei, dass meistens Neueinsteiger Fragen stellen und langjährig praktizierende gelangweilt bis amüsiert abwinken und erklären, sie bräuchten das alles nicht.
Allerdings ist diese Haltung nicht hilfreich, jedenfalls nicht für den Fragesteller. Der will nämlich nicht wissen, wie es einem seit Jahren gemeinsam BDSM praktizierenden Paar geht, das sich in- und auswendig kennt, sondern was man als Neuling tun kann, um sich dabei wohl zu fühlen.
Wer lange genug in der Szene unterwegs ist, der kennt auch die Missbrauchsfälle, die durchgeknallten Realsadisten, die auf Opfersuche sind und eine Spur der seelischen und körperlichen Verwüstung zurück lassen. Dort wird dann gerne damit argumentiert, dass Sub ja einen ausdrücklichen Sklavenvertrag abgeschlossen hat, manchmal lässt sich der Täter sogar vorher eine vordiktierte Email schicken, in der das spätere Opfer ihn darum bittet alle Safewörter zu negieren und keinesfalls seine Prügelorgie zu beenden, auch wenn das Opfer schon ohnmächtig ist.
Das sind keine Schwarzmalereien, sondern leider reale Geschichten mit staatsanwaltschaftlichem Aktenzeichen, Psychiatrieaufenthalten nach der Tat für das Opfer und anschliessend jahrelange Therapiesitzungen, um den erlebten vertrauaensbruch und die Grenzüberschreitungen verarbeiten zu können. Dass nur eine verschwindend geringe Anzahl dieser Übergriffe überhaupt öffentlich gemacht wird, spricht für sich. Die pfer scheuen sich gegenüber Behörden ihre sexuelle Neigung zu offenbaren und sich für die angebliche Naivität, sich auf den Täter eingelassen zu haben und das dann geäusserte Unverständnis, warum man sich denn nicht besser abgesichert habe.
Das sind die Extremfälle, keine Frage, aber es gibt sie und sie sind häufiger, als man denkt.
Wenn sich die Szene also Regeln gibt, wie safe, sane, consensual, das Safewort, das Covern, dann macht das Sinn. Schliesslich gibt es keine zertifizierten Doms und Dominas und das einzige was man als Anfänger hat, ist seine Menschenkenntnis und sein Bauchgefühl.
Wer Metakonsens praktieziert und praktizieren kann, muss nicht darüber reden. Für einen Anfänger ist der Hinweis ebenso verfehlt wie verwirrend. Wer eben erst auf ein Fahrrad aufgestiegen ist braucht keine Erfahrungsberichte, wie toll es ist mit 300 km/h freihändig mit verbundenen Augen über die A 3 zu brettern.
Lieber einmal zu oft vorsichtig, als einen Absturz nicht verhindert, weil Dom/Domina in grandioser Selbstüberschätzung zu spät gemerkt hat, dass ein trigger umgelegt wurde, den man gar nicht kannte und der Sub in Panik bringt.
Was heute als Session toll und geil ist, kann morgen völlig in die Hose gehen, weil Sub einfach anders drauf ist. Und verantwortungsvolle Bergführer seilen ihre Mannschaft auch schon im dritten Schwierigkeitsgrad an, auch wenn es bergsteigerisch betrachtet eine Autobahn ist, und nicht erst, wenn es an die sechs plus und höher geht. Alles andere ist entweder Leichtsinn, Selbstüberschätzung, oder Respektlosigkeit gegenüber dem Menschen, der mir so sehr vertraut, dass er sich in meine Hände begibt.
Es soll Lust bereiten, wenn man spielt, und dazu gehört eben das Erkennen auch der ungenannten Grenzen des Menschen gegenüber und der Respekt, diese nicht ohne Einwilligung auszudehnen.
Auch Zwerge haben klein angefangen. Deshalb machen mich die selbstdarstellenden Riesen immer etwas skeptisch :-).
Klar, das sehen andere anders. Meinetwegen, wir helfen trotzdem