Meine Geschichte!
So, nun habe ich hier schon ab und zu was geschrieben, aber meine Geschichte noch nicht. Das werde ich jetzt mal tun.
Wir haben uns im Januar kennen gelernt und sind im Sept. zusammen gezogen. Ich wusste, er ist der Richtige (war schließlich schon fast 30) und ich habe beschlossen, die Pille abzusetzen. Da ich das nicht heimlich wollte gab es Diskussionen. Er war noch nicht so weit. Aber ich habe mich durchgesetzt, auch mit der Begründung, es klappt ja nicht immer gleich. Tolle Vorahnung.
1 Jahr verging. Dann Temperaturkurven, alles okay. Mein Gyn verschrieb mir irgendwelche Pillen und irgendwann gab es eine Spritze zum Auslösen des Eisprungs. Dann sagte er, so jetzt machen wir mal ein halbes Jahr Pause. Ich war mittlerweile 30. Die Pause dauerte für ihn länger, ich suchte mir eine Ärztin. Die verschrieb mir erstmal 3 Monate Vitamine. Dann wieder diese Pillen wir der Erste und erklärte mir, dass ich an dem und dem Tag auch mit meinem Mann (wir hatten mittlerweile geheiratet - zum Glück) schlafen muß. Toll, dachte ich, ist ja mal was Neues. Aber der Respekt vor dem weißen Kittel war halt größer. Also brav Pillen geschluckt. Dann der einzige Lichtblick bei ihr, Überweisung in die Klinik zu Überprüfung ob Eileiter durchgängig sind. Namen dieser Prozedur habe ich vergessen, war furchtbar, schmerzhaft und musste abgebrochen werden. Ist aber von Frau zu Frau unterschiedlich (wie das Einsetzen der Spirale, einer tut’s weh, der anderen nicht). Dann neuer Termin für 3 Tage um zu schauen, ob Schleimhaut da ist und sich ordentlich aufbaut. Alles okay. Nächster Termin zur Bauchspiegelung, weil Untersuchung ja nicht geklappt hat. OP, aufgeblasener Bauch, Diagnose Eileiter waren zu, aber jetzt wieder durchgängig. 3 Monate später Kontrolluntersuchung, die diesmal auch wieder sehr schmerzhaft war, habe aber kurz vor Abbruch die Zähne noch mehr zusammengebissen. Immer noch alles okay. Es passierte aber nichts, außer das die Ärztin sagte, es ist mein negative Einstellung. Hurra! Neuer Arzt. Hormone, Spritzen. Monat für Monat. Nach der Auslösepritze fragte ich, wie lange es bis zur Wirkung dauert, also ob wir am Besten gleich im Wartezimmer anfangen oder noch Zeit haben. Letzteres habe ich nur gedacht. Er bekam einen roten Kopf, stotterte und sagte ganz leise, er weiß das nicht. Das Internet wusste es. Irgendwann tat ich meiner Apothekerin leid und sie gab mir mit der Pillenpackung eine Visitenkarte von Leipzig. Erstmal Zweifel, dann doch irgendwann angerufen. Ja, prima, nächster Termin in 6 Monaten.
Der Arzt docktorte weiter rum, wir hatten ja noch Respekt (ein wenig) und Ehrfurcht. Dann schlug er auch eine Erholungspause vor. Ich sagte, es hat jetzt die ganze Zeit nichts gebracht, was soll eine Pause bringen. Ungläubiger Blick. Wir kommen nicht wieder, wie gehen in eine Spezialpraxis. Ach ja, so was gibt es, wo. Jetzt war die Ehrfurcht endgültig dahin.
Den nervigen Sex nach Temperaturkurven und Tag habe ich mal weggelassen. Ich glaube, das war schlimmer als im Bordell, obwohl ich da noch nie war. Man kann das nicht beschreiben. Und das Schlimmste war, dass es immer länger dauerte, weil keiner mehr Bock hatte. War zum Teil schon schmerzhaft.
In der Praxis (hatten ein Spermiogramm und sämtlich Versuche an mir mit) dauerte es eine Weile. Dann waren wir dran, die Ärztin (mit dickem Bauch) schaute auf die Unterlagen und sagte nach 5 min: So, also, eine IVF oder nichts. Wenn sie wollen, können wir gleich anfangen oder nicht. Ohne zu wissen was wir taten, sagten wir ja. Untersuchung bei mir, Mann Becher in die Hand und Termin für Spritze zur Ausschaltung des Zyklus. Wir sind raus, ich habe geheult diese fette Kuh verflucht. Zu Hause fiel uns dann aber ein Stein vom Herzen, denn wir wussten, endlich gab es jemanden, der weiß was er tut, fängt nicht aus Abrechnungsgründen mit Vitaminpillen an und erzählt uns, dass es an meiner Einstellung liegt.
Dann ging es los. Mein Mann musste lernen, mir eine Spritze in den Hintern zu jagen, denn selbst habe ich mich geweigert. Uns ging es gut. Erste Eizellentnahme. 4 Stück, 3 befruchtet, 2 eingesetzt, wir wollten keine Drillinge. Ich fühlte mich gut. Bis zum Bluttest.
Neuer Versuch. Diesmal 12 Eizellen, 11 befruchtet. 2 eingesetzt, Rest eingefroren. Erhöht die Chancen, weil damals gab es 6 bezahlte Versuche. Einfrieren und Kryo-Behandlung musste man allerdings selbst bezahlen. Wieder nichts. Und so ging es weiter. Alle aufgetauten aufgebraucht, neuer Versuch, einfrieren usw.
Wir haben uns fast nur noch angeschrieen, ich habe alle Kinder dieser Welt gehasst, der Verwandtschaft haben wir die perfekten Kinderhasser vorgespielt, weil wir diese dämlichen Anspielungen nicht mehr verkraftet haben, ich habe mein Leben in Frage gestellt und wir haben über Scheidung nachgedacht, damit wenigsten er glücklich wird (meine Gedanken) und wir ja sowieso nur noch streiten. Und offen reden konnte wir nicht. Dafür hat keiner Verständnis. Und so lange das künstliche Befruchtung heißt, werden die Leute der Meinung sein, dass es etwas Falsches ist und ich mir ein Kind basteln lasse.
Wir waren fertig, haben nicht mehr an den Erfolg geglaubt. Irgendwann habe ich gefragt, ob sie jetzt stur alle bezahlten Versuche abarbeiten, denn schließlich will die Praxis ja auch leben. Die Ärztin war ganz lieb, erklärte mir, dass es bei manchen erst beim allerletzten mal klappt. Und es gibt wirklich keinen Grund, dass es so nicht klappen soll. Im normalen Leben braucht klappte es auch nur bei 25 % (also jeder 4. Monat). Nach der Blutprobe habe ich dann angerufen und gesagt „ich will mir mein negatives Ergebnis abholen und einen neuen Termin.“ Die Schwester war verblüfft, sprachlos und stotterte dann „wieso negativ?“
Anfängliche Probleme gab es, ich lag 3 Wochen im Krankenhaus. Mit Hormonspritzen und viel liegen hat sich der kleine Racker nicht vertreiben lassen. Im Kreisssal hat mein Mann so sehr geweint, dass er das Fotografieren vergessen hat. Und dieses Jahr kommt er in die Schule. Er liebt Schnee über alles, ob das am Einfieren liegt?
Es war eine schlimme Zeit, aber ich würde es wieder machen. Gegen den Drang nach einem Kind kann man nichts tun. Und ich war nach der niederschmetternden Diagnose froh, dass endlich was mit Hand und Fuß passiert. Es war endlich was Greifbares, ein unerschütterlicher Fakt.
Ich weiß nicht, wie es jetzt nach 7 Jahren ist, aber damals konnte man nicht so einfach in eine Spezialpraxis. Man musste schon einige Zeit mit „normaler“ Behandlung nachweisen. Also nicht gleich nach 2 Monaten hinrennen. Aber den gesunden Menschenverstand bewahren und Ärzte als normale Menschen betrachten, die auch nur ihren Job machen, wie die Kassiererin bei Aldi. Nicht alles gefallen lassen und Eigeninitiative entwickeln. Man weiß am Besten, was gut für einen ist. Und wer reden kann, sollte das tun, aber wer nicht, der sollte es für sich behalten. Nicht für jeden ist eine Offenbarung der richtige Weg. Da kann man auch keine Tipps geben. Jeder muß das für sich entscheiden auch unter der Betrachtung der Verwandtschaft und Bekanntschaft. Denn wenn dann jeder fragt, na wie war es diesmal, macht es vielleicht auch nicht besser. Und man sollte auch bedenken, dass es dann Menschen gibt, die die Kleinen dann genau beobachten, ob sie einen Schaden haben, weil ja „künstlich“. Das ist auch nicht schön. Aber das muß jeder selbst wissen.
Oh, ist das lang, aber die das lesen, werden sich vielleicht nicht stören, weil betroffen und wissbegierig.
Eins fällt mir noch ein. 2 Wochen nach Feststellung der Schwangerschaft hatte ich Blutungen. Arzt, liegen, Ruhe. Sonnabend wieder, Notdienst. Im Mutterpaß steht ja die Behandlung drin und dann sagt der Arzt zu mir, während er mich untersucht „Ja, es gibt Frauen, die kommen hier her und denken sie bekommen eine Spritze und dann ist alles gut. Aber was weg soll, das soll eben weg. Und noch dazu, wenn es von einer unnatürlichen Schwangerschaft stammt wie bei mir“. Ich war bedient. Und Freude, der Arzt der bei meiner Entbindung erschien war dieser. Er hat auch nicht gratuliert als der Kleine da war. Und ich habe mich bei der Entlassung beim Chefarzt persönlich über diesen Arsch beschwert.
So, jetzt ist genug!
Cora