Also ich kann auf Cuckold verzichten...
Eben nicht. Harmonie ja, aber unter den Voraussetzungen, die beide leben wollen, was jedoch nicht zwingend bedeutet, daß Sub stets im "Lustbereich" Dasein fristen wird. Das ist Old Guard.
Bei uns: Ich lebe die Hingabe zu meiner Herrin, gebe mich ihr hin, liebe sie, lebe dieses mit ihr.
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Bei uns frißt der Sub nur dann Scheiße, wenn Herrin es verlangt, nicht, weil es ihn stimuliert oder er Lust dabei erfährt.
Im Zweifelsfall ist es Helene egal, was ich fühle, und dennoch ist es ihr voller Liebe und Zuneigung egal.
Das ist Macht, gelebte Macht samt gelebter Hingabe. Ebenso verhält es sich im Cuckolding, kann es sich verhalten.
"Bereit zu erleiden" ist für mich eine zeitgeistorientierte Sichtweise von dominanten Subs, also ganz klares "Topping from the Bottom". Aber genau so tickt fast die gesamte Szene, also versammelt ihr wesentlich mehr Zustimmung hinter euch, als wir.
Meine Lust ist meine Hingabe, die Hingabe, die ich meiner Herrin zu Füßen lege. Ampel oder Codewort gibt es bei uns nicht.
Wir haben grundlegend unterschiedliche Sichtweisen.
Sexualität ist mehr als koitale Begegnung, ja, aber erkläre das mal einem Kerl, der monatelang in seinem Trieb gedämpft wurde. Als Mann kann ich aus eigener Erfahrung schreiben, daß der Wunsch nach Stimulation durch Keuschhaltung massiv gesteigert wird, und ich persönlich kenne keinen Kerl, der langfristig bis endgültig ohne Stimulation seines Triebes durchs Leben geht. Kopfsex sucht sich immer die Entladung im Realen.
Aber recht hast du, ja, mich treibt die Lust, die Lust an totaler Unterwerfung, nur eben ohne Kommandozeile, wie dieses auszusehen hat. Wenn meine Herrin sagt "spring", frage ich, wie hoch.
Ich unterwerfe mich, gebe mich hin, frage aber nicht nach.
Ich freue mich, hier einen so entspannten Austausch mit euch haben zu können, trotz aller Meinungsverschiedenheit.
Harmonie jedoch ist nicht zwingend in meiner BDSM-Welt zuhause, das sehne ich mich eher nach einer führenden Hand, die Entscheidungen trifft, mir meinen Weg zeigt, Autorität ist, eben wie sie es tun wird, wenn es irgendwann einen Bull geben wird. Meine Herrin wird mich ganz bestimmt nicht fragen, ob ich damit einverstanden sein werde.
Und wenn sie mich eines Tages zum Cuckold macht, angekündigt hat sie es bereits, dann werde ich ganz sicher sehr auch darunter leiden. Aber genau dieses Leid ist meine Lust, nicht der Bull, nicht ihre Lust mit dem Bull, sondern meine Hingabe, ihr auch dabei in Ergebenheit zu folgen.
Noch ein Hingabe-Beispiel: Ich bin nicht bi, habe es aber hier in meinem Profil stehen, denn Helene macht es an, amüsiert es zudem köstlich, wenn andere Kerle mich für ihren Trieb heranziehen. Ich empfinde dabei keine Lust, doch die Hingabe die Helene von mir erwartet, die erfülle ich, und das bereitet mir Lust. Das nenne ich Sklavendasein.
Seit einem Jahr sind wir zusammen, wir lieben uns, haben uns über das Thema BDSM kennengelernt und schnell herausgefunden, daß wir identische Ansprüche und Sichtweisen haben. Über das Thema haben wir uns kennengelernt, im Thema dann haben wir uns lieben gelernt.
Nun sind wir seit einem Jahr zusammen, leben das, was andere 24/7 nennen und bewegen uns in Richtung TPE, ganz langsam, ganz leise, mit viel Liebe und dem Selbstverständnis, dass die eine Entscheidungen trifft, der andere diese hingebungsvoll annimmt.
Doch es gibt bei uns ebenso viele Momente, die scheinbar auf Augenhöhe stattfinden. Scheinbar deswegen, weil Helene zu jeder Zeit die Möglichkeit hat, die Themenebene auszurufen, denn diese besteht in steter Weise zwischen uns. Außenstehende merken es kaum, und ich bin keine Amöbe, die in devoter Weise durchs Leben kriecht. Nur meiner Herrin unterwerfe ich mich, nur für sie werfe ich mich in den Dreck.