Kritik, Form und Zielsetzung
Schaun wir uns die Gesellschaft an und wir stellen fest, daß wir in einem Umfeld der Selbstdarsteller leben.
Im Grunde war das schon immer so - heute sind allerdings die Formen der Selbstdarstellung wesentlich vielfältiger.
Auffällig ist auch, daß sich das Gesellschaftsbild dahingehend verändert hat, daß wirkliche Kreativität nur noch einen Bruchteil der darstellenden Kunst ausmacht. Evolution der Kunst und Revolution in der künstlerischen Darstellung ist Mangelware.
Eine absolute Hochzeit der fotografischen Darstellung war Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Interessant ist, daß ein ähnlich hohes Niveau in den 30er Jahren zu beobachten war. In den 50er Jahren wurde Fotografie durch Zeitgeschmack geprägt, in der Abbildungsform waren alle Motive (in sich) kritikfrei.
Wenn wir näher hinsehen, werden wir feststellen, daß immer dann, wenn eine fotografische Darstellung harte, klare, deutliche Linien zeigt, also Kanten und Ecken aufweist, die Kritik an einem Bild ins Positive und Negative zum gleichen Maß ausschlägt. In diesem Fall wird Kritik als normale Begleiterscheinung angesehen.
Eine bildliche Darstellung ohne Ecken und Kanten macht es schon schwerer. Hier sind im gleichen Maß Kritikpunkte anzutreffen. Jedoch ist die Gefälligkeit ein erstes Hindernis für die Kritik.
Auffällig ist gleichsam, daß Bilder ganz oft den Wesenszug des Fotografen widerspiegeln. Menschen mit Ecken und Kanten machen zumeist kantige Bilder. Menschen mit Kanten sind Kritik gewohnt und gehen damit offen um.
Wie weit darf Kritik gehen? Ich stelle die Thread-Frage erneut.
Im Laufe dieser Diskussion hier wird mir klar, daß sich Kritiker und Kritisierter auf einem Niveau bewegen müssen. Wenn dies nicht der Fall ist, werden pauschalisierte Ebenen gesucht und eine Astronomen-Diskussion beginnt. Es ist also nicht die Frage, welche Kritik wie weit gehen darf, sondern es dreht sich offensichtlich um Befindlicheiten. Aber ist dann eine Kritik noch ehrlich? Mich keksen Unehrlichkeiten an!
Michael
(er von Trout)