Bringe mich auch mal ein:
In vielen Punkten sehe ich Parallelen zwischen meiner Beziehung zu meiner Liebsten und Deiner Beziehung zu Deiner Frau.
diesen Thread hier habe ich bereits vor ein paar Tagen gelesen und war durchaus berührt davon, denn Dein Dilemma ist mir durchaus vertraut gewesen, bzw. immer noch vertraut!
Es gibt allerdings auch Unterschiede,
Nun will ich nicht ewig von mir ausbreiten. Ich versuch´s kurz zu machen:
Wir sind seit 21 Jahren zusammen, hatten die Probleme ungleichen sexuellen Verlangens nicht ganz von Anfang an, wobei sich unsere rückblickende Wahrnehmung da auch unterscheidet.
Unterschiedlich, wenn auch vielleicht nur vordergründig, ist, daß meine Liebste eigentlich sehr gerne Sex hat, wenn sie die "Hürde" aus der Alltagswelt in die erotische Welt erst einmal überwunden hat.
Dann ist es durchaus auch abwechslungsreich und experimentierfreudig.
Nur hat sie phasenweise den Sprung über diese Hürde kaum geschafft.
Zwischen unseren beiden Kindern (zwei Jahre auseinander) hatten wir exakt 2 x Sex, (der war dann allerdings wunderschön , wie fast immer, wenn wir Sex haben :).
Es gab Jahre, da war es vielleicht 4x im Jahr.
Ich habe auch heftig gelitten unter dieser Situation, was meiner Liebsten auch mehr oder weniger bewußt war, (manchmal vielleicht sogar mehr als mir), aber ebenso wie ich es bei Dir herauslese, hatte ich nie das Gefühl, daß meine Liebste sich der gemeinsamen Sexualität mutwillig oder gar in böser absicht entzieht, sondern daß es da eine Blockade gibt.
Ich hatte, genauso wie Du, ziemlich von Anfang an das Gefühl, daß es einen frühen Mißbrauch im Kindesalter gegeben haben könnte. Meine Liebste konnte sich aber an nichts erinnern.
Inzwischen kristallisiert sich heraus, daß da doch etwas gewesen sein muß.
Aber ich musste auch erst einmal lernen, daß es nichts bringt, seine Gedanken darauf zu konzentrieren, was die Partnerin scheinbar nicht richtig macht, bzw. was wohl bei ihr "nicht in Ordnung" sein könnte.
Für mich ging es - ebenso wie bei Dir - erst einmal darum, mich um mich selbst zu kümmern, zu schauen, wer bin ich, was will ich, und vor allem:woraus schöpfe ich meinen Selbstwert.
Ähnlich wie wohl bei Dir, waren wir aber - beide - der Ansicht, daß es sich lohnt, „dran“ zu bleiben. Da ist einfach zu viel, das uns (positiv) verbindet.
Wir sind der Ansicht, daß es sich für uns lohnt, aneinander zu arbeiten, miteinander, aber auch jeder für sich.
Über viele Jahre sind wir aber dabei beim Punkt Sexualität immer mehr in eine gefühlte Sackgasse geraten. Bis ich vor etwa einem Jahr (also nach 20 Jahren Beziehung) eine Paartherapie angeregt habe.
Wir hatten das Glück, gleich auf Anhieb eine Therapeutin zu finden, die uns BEIDEN das Gefühl vermitteln konnte, nicht irgendwie falsch zu sein, so daß wir unser beider Reaktionsmuster als „normal“ bzw. richtig ansehen konnten.
Oder wie Schnarch in seiner „Psychologie der sexuellen Leidenschaft“ sinngemäß schreibt:
Jeder von uns hat gute Gründe dafür, so zu handeln, wie er es tut.
Letztlich kamen bei uns die Bereitschaft, jeder an sich selbst zu arbeiten, die Lektüre der „Psychologie der sexuellen Leidenschaft“ und die Impulse aus der systemischen Paarberatung zusammen, so daß wir einen Weg aus der Sackgasse finden konnten.
Ich möchte hier an_dia sehr, sehr für ihren Post danken, der hier im Thread leider wegen irgendwelchen Hickhacks ganz schnell unbeachtet blieb:
nach 3 Minuten Orgasmus und dann Schluss...
An_dia zeigt hier ziemlich exakt den Weg auf, den auch meine Liebste und ich gegangen sind.
Bei uns ist so unglaublich viel in Bewegung gekommen.
Noch immer hängt unser Himmel nicht voller Geigen, Blockaden und eingeschliffene Muster schlagen zwischendurch immer wieder mal durch.
Aber es gibt auch Momente, von denen ich noch vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt hätte.
Wie z.B. neulich, als ich von der Arbeit nach Hause kam, und meine Liebste mir einen Brief überreichte, den sie ein paar Stunden zuvor für mich geschrieben hatte.
Ein Brief mit derart erotischen Phantasien, daß wir beide kaum warten konnten, bis wir unseren Kindern „Gute Nacht“ gesagt hatten.
Noch vor einem Jahr hatte allein das Wort „erotische Phantasie“ bei meiner Liebsten eher Beklemmung verursacht!
@****ich: seit dem letzten Beitrag hier sind ja einige Tage vergangen.
Mich würde interessieren, wie es bei Dir weiterging, und ob Du das Buch von David Schnarch schon angefangen hast, und was Du dazu so denkst.
@****ia: Nochmals Danke für Deinen Beitrag
lg erwil