Beim Thema "Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit" können eine Reihe von Fällen unterschieden werden:
(1) Der von
@**S sehr schön beschriebene asexuelle Zärtlichkeitsaustausch mit Hunden (
), Freunden, Familienmitgliedern in unterschiedlichen, aber erkennbar nicht sexuell motivierten Erscheinungsfomen
(2) der "unschuldige" Kuß der Verliebten, eine etwas "verschärfte" Form, die aber noch immer eher in das asexuelle Zuneigungsfeld paßt
(3) der sexuell motivierte, meist mit unterschiedlichen Grapschformen einhergehende Austausch von "Zärtlichkeiten" (meine Einstellung hierzu wird wohl bereits mit den verwendeten Anführungszeichen deutlich) unter dem Motto: "ich werde ja wohl noch mir / meinem Liebhaber / der versammelten Öffentlichkeit deutlich zeigen dürfen, daß ich ihn / sie liebe"...
(4) der Einsatz des Austausches sexueller / vorsexueller Handlungen zum Zwecke der Provokation / Politik / Gesellschaftsveränderung. Beispiel: eine gestern in Nizza im öffentlichen Raum von Homosexuellen veranstaltete Kußorgie. Motto: "Die verstockte homophobe Spießergesellschaft möge sich endlich an uns gewöhnen".
Meine Meinung dazu:
Fall (1): gängige Praxis, niemand nimmt Anstoß, Bereicherung auch im öffentlichen Bereich
Fall (2): ich nehme nicht nur keinen Anstoß, sondern erfreue mich daran, wohl wissend (und dies keineswegs verurteilend), daß viele Mitbürger hier bereits eine unerfreuliche Grenzüberschreitung diagnostizieren. Motto: Das hat im öffentlichen Raum nichts zu suchen.
Fall (3): No go!!Wer das toleriert, sollte sich überlegen, wo die Grenze zum netten Mantel-öffnenden unbekleideten Exhibitionisten liegt...
Fall (4): Eine schwachsinnige Methode, die das Gegenteil dessen bewirkt, was gewollt ist. Sollte es eine Form des Exhibitionismus sein, fällte es unter Fall (3).
Und zur Frage, warum manche nicht akzeptieren, wenn andere ihre Liebe in der Öffentlichkeit zeigen: Naja, meine Lieben, wir tragen an einer über Jahrhunderte eingeübten (eingebläuten?) Sozialisation. Und die Öffnung weniger strikter Vorstellungen (Libertinage) existiert zwar, ist aber weit weniger präsent, als gelegentlich vermutet wird.