Mir fällt gerade auch ein, dass ich auch letztlich nochmal über das Thema nachgedacht habe, weil ich nämlich in meinem langweiligen Hamburger Stadtteil mittags einen jungen Mann in Volllatex gesehen habe. Es war ein Regentag und er trug einen Latex-Jogginganzug aus weitem dicken Latex mit Kapuze und Gummistiefeln. Alles - für mich als Kenner - klar erkennbar als teures Designerzeug.
Ich musste schmunzeln, als ich ihn gesehen habe, und habe auch die anderen Leute angeschaut, die nicht auf ihn reagiert haben. Ich fand das Outfit schon auffällig, aber es ging eben auch als besondere Regenkleidung durch. Und ich habe darüber nachgedacht, dass ich auch Latex-Fetischist bin, aber überhaupt nicht das Bedürfnis habe, Latex als Regenkleidung zu nutzen.
Und klar, mache auch ich mir Gedanken um die mutmaßlichen Motive des Latexträgers. Es ploppte in mir der Gedanke auf, dass ich so großes Glück habe, dass ich Latex in meiner Beziehung ausleben kann, auf Partys gehe, viele Szenefreund*innen habe, jahrelang in Latex gemodelt habe, sodass ich es "nicht nötig" habe, Latex im Alltag zu tragen. Und dann habe ich mich für diesen Gedanken arrogant gefühlt.
Denn, wer bin ich, dem Mann zu unterstellen, dass er Latex nicht so ausleben kann wie ich, und zudem, zu urteilen, wer "was nötig hat". Wenn der Lust darauf hatte, seine Freude an Latex mit dem Regenschutz zu verbinden, ist das doch cool. Er tut niemandem weh und trägt einfach nur teure Regenkleidung aus einem unüblichen Material. Also: Go for it!