@*****030 Ich verstehe Dich sehr gut, dass Du für Dich ein Label, eine Einordnung finden möchtest. Denn nichts ist verunsichernder, als wenn man ein schönes Erlebnis, eine Fantasie, hat, die man nicht einzuordnen weiß. Wie
@*********k_typ schon geschrieben hat, bist Du für Dich schon einen wichtigen Schritt gegangen, indem Du "bi-interessiert" angegeben hast. Wenn ich Dein Profil also studiere, weiß ich sofort, da ist ein junger Mann, der in der Selbstfindung ist und sich orientiert, vielleicht ausprobiert. Käme ich als potentieller Partner infrage, würde ich als erfahrener Bisexueller so vorgehen, dass ich Dich nicht überfordern würde, Dir Möglichkeiten aufzeigen, Dir die Möglichkeit zum Ausprobieren geben würde. Ich habe schon mehrmals die Ehre gehabt, unerfahrenen Männern ihr erstes mal mit einem Mann zu ermöglichen, und die Erlebnisse endeten für beide jedesmal sehr schön und befriedigend.
Ich selbst habe eine etwas andere Reise im Leben angetreten als die meisten anderen Bisexuellen oder Bi-Interessierten hier. Meine ersten Erfahrungen sammelte ich mit Gleichaltrigen des gleichen Geschlechts in einem Internat, in einem Alter, das öffentlich zu schreiben die JOY-Regeln verbieten.
Als ich dann fast erwachsen war, hatte ich die erste, und für lange Zeit, einzige Freundin. Das ganze lief ein paar Monate, dann trennten wir uns im Guten. Die Gefühle und Fantasien, es mit weiteren Männern (ich war inzwischen volljährig) tun zu wollen, blieben, Frauen traten für mich in den Hintergrund, was das sexuelle Interesse anging. Es dauerte dann auch nicht lange, und ich hatte meine ersten "erwachsenen" Erlebnisse, lernte im laufe der Jahre sexuell und in der Liebe vieles von meinen Partnern. Das Label war für mich zu dieser Zeit eindeutig schwul. Und ich war sehr im reinen mit mir damit.
Dann kam eine Begebenheit mit Anfang 30, die dies ins Wanken brachte, nämlich eine sehr schöne und auch sexuelle Begegnung mit einer Frau, die sich aus einer gemeinsamen guten Stimmung heraus entwickelte. Es "klickte", wie man so schön sagt. Auch in den Jahren davor gab es immer wieder mal Fantasien mit verschiedenen Frauen, die meistens flüchtig waren, aber mich durchaus auch erregten. Auch bei Pornos machten mich manche Pornos mit zwei Männern und einer Frau sehr an, solche mit Frauenüberschuss hingegen eindeutig weniger.
Nach diesem Erlebnis ging ich gedanklich also in mich und analysierte meine Gefühle, mein Verhalten, meine Fantasien, und letztendlich wurde mir klar, dass ich wohl tatsächlich bisexuell bin, allerdings mit einer Tendenz eher zur schwulen Seite. Aber dass Frauen mich sexuell gänzlich kalt lassen würden, konnte ich definitiv nicht mehr mit Überzeugung sagen. Irgendwann folgte auch die erste Beziehung zu einer Frau, und zwischen dieser und meiner jetzigen Beziehung, ebenfalls zu einer Frau, auch Affären mit Frauen und Männern. Meine Partnerin weiß von meiner bisexualität und meiner schwulen Vergangenheit.
Was ich jedoch immer wieder feststelle, ist, dass meine Definition von Bisexualität weit von der abweicht, die viele andere Männer hier von ihrer Bisexualität haben. Für mich ist das Küssen, eine romantische Beziehung, und auch sonstige intime Dinge mit Männern und Frauen gleichermaßen vorstellbar, wobei ich schon festgestellt habe, dass es mehr Männer als Frauen gibt, die dieses Gefühl, dieses "klicken" bei mir hervorrufen. Frauen, die mich sexuell so interessieren, und die mich sexuell so interessant finden, und ich müssen eine besondere Chemie haben, damit es tatsächlich dazu kommt, dass wir intim werden. Demzufolge sind auch meine Erfahrungen mit Frauen deutlich weniger als die mit Männern.
Labele ich mich deshalb als homo-flexibel? nein, eher nicht. Wobei ich schon sagen muss, dass ich unter Homosexuellen mehr Chancen habe, Männer zu finden, die kuscheln, küssen, und auch größere emotionale Nähe zulassen können als viele, die hier im JOY unterwegs sind und sich als bisexuelll oder bi-interessiert bezeichnen. Ausnahmen gibt es natürlich immer, und wenn ich diese antreffe, freue ich mich besonders drüber.
Sprich, für mich, der recht ordnungsliebend ist, ist ein Label für mich selbst, und eine gewisse Orientierung bei der Suche nach potentiellen sexuellen oder emotionalen Gefährten, durchaus nicht unwichtig. Denn mit jemandem, der hetero ist, wird nie mehr als eine reine platonische Freundschaft drin sein, ist einfach so.