Die Sache mit dem Wünschen
Angeregt in den Themen, was eine/n gute/n Dom oder sub ausmacht, kam immer wieder: geht auf die Wünsche und Bedürfnisse ein. Und zwar speziell beim Dom.Bei den subs antwortete ich mit dem Satz "stellt die Wünsche ihres Herrn (oder seiner Herrin) über die eigenen" und erntete prompt Widerspruch.
Jetzt ist das mit den Wünschen so eine Sache. Ich meine, wir alle haben Bedürfnisse, die ergeben sich aus unserem Sexualtrieb und unserer Veranlagung. Das ist ganz unabhängig vom Geschlecht, ob male, female, trans, divers ... und natürlich auch von der Rolle, die wir spielen wollen, Dom, sub, Switch oder Vanilla.
Ich sage gleich, ich bin in der Diskussion zu dem Schluss gekommen, den ich auch geschrieben habe: In einer Partnerschaft sollten sich die jeweiligen Wünsche nach Möglichkeit überschneiden und decken. Nur dann kann es funktionieren, dass beide zufrieden sind!
Dabei bleibe ich auch.
Trotzdem möchte ich noch etwas auf die verschiedenen Neigungen in einer D/s-Beziehung eingehen (es wird die Rollenverteilung männlicher Dom/weibliche sub verwendet, weil ich nur mit dieser Erfahrungen gesammelt habe - ich bin aber auch für andere Verteilungen offen!):
Dom: Im Grunde hat er es leicht. Als Dom hat er innerhalb der Grenzen und Tabus von sub das Sagen und die Macht. Er kann sich seine Wünsche selbst erfüllen bzw. braucht sie nur auszusprechen, und sie werden erfüllt (hoffentlich). Sein Wort ist Gesetz, sein Wunsch Befehl. Subs Wünsche hingegen muss er nur erfüllen, wenn es ihm passt ... oder?
sub: Im Machtgefälle von D/s hat sub eigentlich nichts zu wünschen. sub hat doch schließlich zu dienen, passiv wie aktiv! Der Begriff "Wunschzettelsub" beschreibt pejorativ diejenigen, die es doch tun (bis hin zum topping from the bottom). Ein Anspruch auf Erfüllung besteht nicht (im Unterschied zu Dom oder auch Vanillabeziehungen).
Ja, eigentlich. Wäre da nicht die Kleinigkeit, dass nun mal jeder Mensch seine Vorstellungen hat, wie es laufen sollte, und das größte Sexualorgan sitzt nun mal zwischen den Ohren. Anders gesagt: sub möchte auch im Hirn gefickt werden, und das Kopfkino läuft und läuft ...
Passiert das nicht, dann wird sie irgendwann mal sagen, "Ich bin weg, such dir ne andere!" Weil wenn sub sonst nichts kann und darf - gehen kann sie immer!
Und dann kommt noch ein ganz, ganz böser Begriff dazu, den wir aus Vanillabeziehungen kennen: Sich für den Partner zu verbiegen! Bedeutet, dem anderen zuliebe das eigene Wesen zu verlassen und etwas zu tun, das einem eigentlich zuwider ist. Das will natürlich auch keine und keiner. Aber wenn es nun der Wunsch des anderen ist, von dem erwartet wird, dass er erfüllt wird ...?
Also, mein Schluss:
• Zum Dienen, das nun mal ein Teil der submissiven Rolle ist, gehört auch das Erfüllen der Wünsche von Dom. Easy as that.
• Dom wird aber wohl so klug sein und auch die Bedürfnisse seiner sub befriedigen, damit (bei allem Machtgefälle) keine Schieflage entsteht.
• Im Idealfall wird es aber so sein, dass beide mehr oder weniger dieselben Wünsche und Bedürfnisse haben.
Und dann könnten wir noch darüber reden, wann/wie oft/auf welche Weise sub eigene Wünsche äußern darf ... aber ich lasse es einmal dabei, sonst wird das EP zu lang. Wir können ja später darauf zurückkommen.
Was meint ihr?