Es gibt unendlich viele Beziehungsformen und Möglichkeiten, und Veranlagungen können im Lauf der Zeit durchaus changieren. Ich selbst habe lange Zeit geglaubt, dass ich zwar masochistisch bin, aber überhaupt nicht devot, weil ich es nicht abkann, zu etwas gezwungen zu werden, was ich nicht will. Aber irgendwann bin ich jemandem begegnet, bei dem ein bloßer Blick ausreicht, dass ich genau das will, was er auch will, und dann muss ich halt rausfinden, was genau es ist, was ich offenbar die ganze Zeit schon wollte, ohne es zu wissen ... Und am liebsten würde ich 24/7 das wollen, was er auch will.
Aber natürlich nur, weil es rein zufällig das ist, was ich in dem Moment ohnehin wollte! Alles andere würde mich so sehr demütigen, dass etwas in mir kippt und ich in den Subdrop gehe.
Glücklicherweise ist er jemand, der das verstehen kann, und dem es völlig ausreicht, dann das zu wollen, was ich in dem Moment rein zufällig schon die ganze Zeit wollte, sobald ich es mitbekommen hat. Jemand, der sich auf Formulierungen wie "Hast du Lust" oder "Ich habe heute gedacht, es wäre schön, wenn" beschränkt, damit ich dann voller Glück sagen kann, dass ich tatsächlich schon den ganzen Tag davon geträumt habe, genau das geben zu dürfen.
Aber wehe, wenn er stattdessen versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen! Dann würde ich bratty werden oder abstürzen. Ich könnte es nicht. Es würde mich unglaublich verletzen und demütigen. Erzogen werden? Geformt werden? Hölle noch mal, ich bin großartig, genau so, wie ich bin! Ich bin eine erwachsene Frau. Die Vorstellung, erzogen zu werden, gruselt mich (sobald jemand das mit mir tun will, nicht, wenn andere davon gekinkt werden).
Ist nur bei diesem einen Mann so. Und der wohnt glücklicherweise so weit weg und ist liiert, dass in diesem Wollen von mir keine echte Gefahr für meine Freiheit liegt. Und doch ... Wenn er plötzlich auf die Idee käme, dass er eine richtige male-led relationship mit mir wollte ... Hell, fuck, wenn er diese Idee hätte, dann wäre ich garantiert plötzlich auch überzeugt davon, dass ich das ohnehin die ganze Zeit schon wollte ...
Liebe ist etwas verdammt seltsames. Und die Art, wie die Kicks, Kinks und Veranlagungen von zwei Menschen ineinandergreifen, ebenfalls.
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Kann es also funktionieren?
Wenn einer von beiden bratty bleibt, während der andere sich sanfte, liebe Hingabe wünscht und es ein ständiger Kampf wird, dann wird es irgendwann beiden wehtun. Vielleicht so sehr, dass sie es auf Dauer nicht ertragen. Vermutlich würde es beiden helfen, hier regelmäßig auf der Meta-Ebene zu kommunizieren.
Wenn sie Freude daran hat, mit dem Bratty-Sein zu spielen, weil sie das Vertrauen und die Gewissheit hat, dass sie sich durchsetzen darf und damit nicht "böse" ist, sondern genau dafür geliebt wird, kann es funktionieren und Freude bringen.
Wie würde man das mit dem Switchen lösen? Würde sie Freude daran haben, gelegentlich punktuell auch zu switchen, bevor die natürliche Ordnung der Beziehung wieder hergestellt wird? Wäre es okay, wenn der Mann gelegentlich outside mit anderen auf der dominanten Seite spielt?
All das sind Dinge, über die man reden muss, wenn man vor solchen Fragen steht.