Neben einer allgemeinen Definition von BDSM gibt es so viele Meinungen und unterschiedliche Arten es (aus)zuleben wie es Individuatlität gibt. Somit ergeben sich auf einen Schlag alle möglichen Perspektiven, worum es hier aber nicht geht und was den Rahmen wohl sprengen würde. Und dennoch sollten sich manche aufgrund dessen, was man immer mal wieder zu lesen bekommt fragen, welcher Dom möchte etwa ein Dom von Subs Gnaden sein? Vielleicht hilft diese Frage ja zu beantworten, warum manche Doms so sind, wie sie sind
Eine Frau, die ich vor längerer Zeit kennengelernt habe, hat mir mal gesagt, dass sie dieses ganze Getue und schon allein das Wort Sub lächerlich findet. Entweder man ist eine Dienerin und gehorcht und fängt sich eine Ohrfeige ein, wenn man ungehorsam war oder alles ist nur dumme Spielerei und man kann es auch gleich sein lassen. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die das genauso sehen. Ich differenziere da schon noch etwas. Entscheidend ist, dass Bottoms in unserer Gesellschaft trotz allem immer noch die Möglichkeit haben, sich den Grad dessen auszusuchen, wie weit es gehen soll oder die Sache auch einfach zu beenden, wenn es nicht mehr passt. Es gibt nicht Schwarz und Weiß, wir leben auch nicht in der Sklaverei und sind am Ende nie Eigentum von jemand anderem. Wer ein Sklave sein will, kann das bestimmt sein oder Schritt für Schritt werden, man muss es nur wollen und sollte konsequent bleiben. Wankelmütigkeit ist beim Thema BDSM grundsätzlich fehl am Platze - ob es nur um eine Session mit einem relativ Unbekannten geht, eine DS- bzw. SM-Beziehung oder eine Lebenspartnerschaft ist dabei eigentlich unerheblich.
Hier wurde zwischendurch auch von Erfahrung oder Mangel an Erfahrung gesprochen. Ich persönlich finde das Wort Erfahrung irreführend. Ein Dom kann 20 Jahre in einer Beziehung mit einer Frau konsequent BDSM gelebt haben, und sie war glücklich dabei, und nach seiner Trennung von ihr wird er von anderen Subs als Idiot und Möchtegerndom wahrgenommen, obwohl er eben diese jahrelange Erfahrung gemacht hat. Doch er hat vielleicht eine etwas andere Vorstellung von einer Sub und die ändert sich nicht mal von heute auf morgen. Die neue Sub kann vielleicht nichts mit seiner Vorstellung anfangen. Das macht ihn nicht zu einem schlechten oder zu einem Möchtegern Dom.
Das, was sich viele wünschen, so lese ich immer wieder ist jener "kompetente" Dom, der, ganz gleich wie Sub tickt, welche Erfahrungen Sub gemacht hat, welche Zweifel Sub hat stets in der Lage ist, auf Subs Bedürfnisse einzugehen, Geduld aufzubringen, Rücksicht zu nehmen, einfühlsam zu sein und die Situation immer so im Griff hat, dass es sich für das Gegenüber stets richtig anfühlt. Kurzum der dominante Jesus des BDSM.
Sorry, aber das ist Bullshit, so einen Dom gibt es per se nicht, vor allen Dingen nicht, wenn man darüber nachdenkt, wie es bei einer zweiten Session ablaufen könnte, ob es denn dann auch so zugeht, wie man sich das in seinen Träumen an den Tagen davor ausgemalt hat. Ein Dom will bei einer simplen Session kein Therapeut sein, er will nicht der tolle Dom sein, der danach in den nächtlichen Träumen der Sub als Traumdom rumgeistert oder danach zur Bestätigung einen Orden bekommt. Er will seine Triebe ausleben und dazu gehört neben Sex und Macht auch der Anspruch, dass sein Gegenüber sich darüber im klaren ist, was das bedeutet und was da jetzt umgesetzt wird. Im besten Fall übertreibt er nicht, zieht es nicht eiskalt durch und freut sich darüber, wenn es gut läuft und es ihr auch gefällt, und man sieht sich wieder.
Es gibt für mich in Bezug auf BDSM nichts unangenehmeres als Menschen, deren Fantasie und Wünsche mit ihnen durchgehen, aber die sich, wenn es dann konkret wird sträuben, rausreden oder anfangen zu diskutieren. Das spare ich mir lieber, sobald ich es merke. Die Dinge genau abzuklären und sich absichern zu wollen vor einem Treffen finde ich legitim und sinnvoll. "Jetzt lass uns doch erstmal treffen und sehen was so passiert ohne zu viel zu planen" finde ich hingegen zweifelhaft. Das zeigt mir nicht, dass jemand weiß, worauf es ankommt, was er will, was gewünscht ist und was nicht. Aber das muss ich wissen, ob es nur um ein Date für eine Session geht oder mehr.
Ein Dom lässt sich eigentlich nur aus zweierlei Gründen auf eine zögerliche Frau ein, die nicht klar sagen kann, was sie will und was nicht. Er hat Notstand und nimmt die erforderliche Geduld und das Rumgeeiere in Kauf, hauptsache er kommt am Ende auf seine Kosten oder er hat ein Faible für unerfahrene Subs (gibts ja sicher auch)- oder er behauptet nur, er sei ein Dom in der Hoffnung mit diesem Trick überhaupt eine Frau ins Bett zu kriegen.
Aber um nochmal auf den eigentlichen Inhalt des Threads zurückzukommen - wer als unerfahrener Bottom unbedingt schnell seiner Lust fröhnen will hat eben nicht viele Möglichkeiten, sich abzusichern, außer sich covern zu lassen, an einen Ort zu gehen, an dem für Sicherheit gesorgt ist oder eben das Risiko einzugehen.