„Hätten Sie Lust auf Sex?“ - Sexualisierung im Alltag?

Vielleicht hilft es, nicht immer die eigene Ansicht als die gesellschaftliche Norm zu betrachten.

Mal ein anderes Beispiel ganz ohne Worte:

Eine junge Frau sitzt in der U-Bahn, ihr gegenüber ein um die 10 Jahre älterer Mann.
Ich sitze neben dem Mann und während der Fahrt fällt mir auf, dass die junge Frau sichtlich nervös nicht weiss wo sie hin schauen soll. Ich beobachte ganz gerne die Menschen in der U-Bahn und versuchte dann zu deuten warum diese junge Frau wohl so nervös und mittlerweile mit röte im Gesicht immer unsicherer auf mich wirkte. Mein Blick schweifte auf meinen Sitznachbarn, welcher 2 Finger zu einem O formte und mit der anderen Hand den Zeigefinger durch das geformte O unentwegt durch stiess und die Frau mit breitem Grinsen fixierte.

Was soll das einer Frau anderes vermitteln, außer unbehagen ?
Was will der Mann ohne Worte mir vermitteln, außer der will "ficken"?
Er lächelt sogar, also ist er freundlich gesinnt ?

Am Ende steigt er auch noch aus, als die junge Frau ausstieg. Ich bin auch ausgestiegen und habe die junge Frau angesprochen und sie ein Stück begleitet, bis der Typ nicht mehr zu sehen war.

Das Beispiel nur mal zur Untermalung von "sexualisiertem Alltag" einer Frau.
Vielleicht kann das zu weiterem Verständniss führen, warum manche Frauen auf Komplimente oder Anmachen von Fremden sehr unterschiedlich reagieren ... die einen sind taff und andere fühlen sich bedroht und das oft nicht zu unrecht.

Ich würde es vielleicht nicht so plump formulieren, sondern eher einen Satz gebrauchen wie "Hätten Sie vielleicht Lust, an geeigneter Stelle unsere noch flüchtige Bekanntschaft zu vertiefen?
Mich reizt eh seit Jahren der Gedanke, auch nach dem Sex beim Sie zu bleiben. Hat sich noch nicht ergeben, da man sich spätestens nach dem ersten Kuss eh duzt. Nicht falsch verstehen, nicht, das man sich danach nicht mehr kennen möchte, eher als Ausdruck höchsten Respekts untereinander und natürlich bei Sympathie geprägt von lustvollen Wiederholungen.

Komplimente erfordern keine positive Reaktion. Egal wie nett es gemeint war. Sowas darf ignoriert werden oder auch abgelehnt.

Der Mann darf sich natürlich dazu denken, was er will. Tu ich ja auch, wenn ein komischer Typ mich auf doof angräbt.

Sie

Hab nur das Eingangsposting gelesen.

Du schreibst, er hat dir subjektiv gefallen und war höflich - in so einem Fall würde ich zuerst auf einen Kaffee gehen wollen, um halbwegs sicherzugehen, dass er kein irrer Axtmörder ist, wäre dann aber vermutlich nicht abgeneigt...vorausgesetzt ich hab nicht grade meine Tage oder bin auf dem Weg zu irgendeinem Termin.

Bei sowas kommt es extrem aufs Gegenüber und auf die individuelle Situation/Tagesverfassung an, finde ich.
Ich selbst würde mich das auf der Straße eher nicht fragen trauen.

Das ist ein schönes Beispiel für die Verunsachlichung der Diskussion durch Übertreibung und Dramatisierung!
Solche Zwischenfälle sind keinesfalls Alltag. Ich kenne Frauen, die sowas noch nie erlebt haben und alle Anderen können sich bestenfalls irgendwie wage daran erinnern dass da mal irgendwann irgend so was war.

Darüber hinaus ist es wohl ausgesprochen unpassend, aufgrund des zweifelsfreien Fehlverhalten eines einzelnen Mannes alle Männer pauschal wie potentielle Belästiger zu behandeln.

Würde ich alle Frauen wie Huren behandeln, nur weil mich mal zum falschen Zeitpunkt auf äußerst unangenehme Weise eine Hure auf der Straße angemacht hat, dann würde man micht zurecht für ziemlich gestört halten!

@*****sei

Liebe Dame,

Ist es nicht so, dass jeder seine eigene Spielregel aufgestellt hat.

Während Deine für Dich beim Einkaufen klar sind, begegnest Du jemand, der das anders sieht und schon sind die Vorurteile perfekt.

Mir hat mal ein Architekt gesagt, ein Bauarbeiter, der Dir ein Kompliment macht, weiß was von schönem Bau!

Also, ich finde ich darf die Frage stehen lassen, jedoch höre ich genau hin wie der Ton und die Reaktion auf meine Antwort ist.

Und in dem Moment sollte ich mich und die Situation nicht zu ernst nehmen.

Ich habe meinen Senf gebrünzelt, Sisters and Brothers haugh!

Ich behandelt nur die Herren wie einen Belästiget, die mich belästigen. Zum Beispiel mit so einer Frage.

Früher war ich verunsichert, in Angststarre verfallen. Wollte unbedingt höflich bleiben.


Heute sehe ich keine Veranlassung höflich zu bleiben.

Ist doch auch okay.

Der Herr, der beim Einkaufen die Frage stellt, hat ebenfalls seine eigenen Regeln. Sein Pech wenn er an mich gerät.

Natürlich darfst Du anders reagieren als ich.

Ich schreibe immer nur von mir.

Hier hat auch niemand behauptet, dass alle Männer so sind oder dass Frauen so etwas tagtäglich erleben!

Aber wenn so etwas geschieht ist es das Recht einer jeden Frau, es für sich entwürdigend und verletzend zu empfinden oder es gar Angst in ihr auslöst.

Als Mann daherzukommen und es als Kompliment abzutun, wenn man verführerisch erscheint nur weil es im Kopf des Mannes sich so abspielt oder wie hier als Übertreibung und Dramatisierung weil eine Handbewegung gezeigt wird die nichts anderes als die Frage nach Sex bedeutet, finde ich sowas von respektlos.

Wurde hier schon ein Mann, wie ein potentieller Belästiger behandelt? Es wurde lediglich um Verständnis gebeten, dass es sein kann, dass Frauen sehr unterschiedlich reagieren. Es gibt Dinge, die ich als Mann einfach nicht erlebe. Persönlich wäre es mir recht, wenn Frauen das auch nicht erleben müssten.

Die Welt ist schon komisch....

Delta

Wenn du ein rational denkender Mensch wärest, müsstest du dir dann nicht eher die Frage stellen ob das was du als Kompliment betrachtest für andere tatsächlich auch als Kompliment ankommt, wenn es so viele sind die das nicht so sehen?

Das ernnert mich eher an den alten Witz mit dem Geisterfahrer, der bei der Radiodurchsage, in der vor einem Geisterfahrer gewarnt wird vor sich hin murmelt : "Ein Geisterfahrer? Hunderte!"

@*****sei, klar doch auf jeden Fall. Jedem wie ihm beliebt. Ich glaube es zeigt hier nur auch das es eigentlich nichts anderes ist als hinzustehen und klar zu machen, das ein solches Verhalten nicht toleriert wird.

Für meinen Teil, will ich die gute Energie soweit wie Möglich nicht an negative Ereignisse verschwenden. Das im Rahmen meiner Möglichkeiten natürlich.

Auch ich komme nicht immer drum herum mein Territorium zu verteidigen.

Was glaube ich wissenschaftlich wenig untersucht worden ist, sind die Variablen, die die Stärke des negativen Gefühls bei so einer direkten Konfrontation moderieren.

Ich denke, mehr oder weniger jede(r) erlebt gewissermaßen zwei Komponenten an Gefühlen auf diese direkte Frage („wollen Sie Sex mit mir?“ oder „würden Sie mit mit schlafen?“...), vielleicht drei: Überraschung, emotionale Ablehnung (bis hin zu Entrüstung, Verärgerung) und eventuell auch ein eher positives Gefühl des Umschmeicheltseins oder einer Art Bestätigung, was positiv auf den eigenen Selbstwert einzahlt. Ich denke, die Komponenten verschieben sich mit der physischen Attraktivität (körperliche Ästhetik), dem eingeschätzten sozialen Status und der Selbstinszenierungsart des Fragenden (nonverbale Signale, Körperhaltung, Kleidung, Mimik...).

Ein

Komplimente sind ein zweischneidiges Schwert.
Um Komplimente wird man selten explizit gebeten, darum hat auch niemand eine Pflicht "angemessen" zu reagieren.

Komplimente an Frauen sind oft nicht auf die Persönlichkeit oder ihre Leistung bezogen. Frauen werden von kleinst auf für Sachen gelobt die sie angezogen oder aufgemalt haben. Ihre Erscheinung scheint in ihrer sozialisation das wichtigste zu sein. Ich habe zwei Jungs und noch nie hat jemand drittes oder ein Verwandter von sich aus zu den Jungs gesagt:"Siehst Du aber hübsch aus, tolle Hose!". Eher "Kannst Du aber schnell rennen! Gut gemacht! Was, DAS kannst Du schon? Das hat eine ganz andere Qualität, davon kann man seinen Selbstwert leichter entkoppeln, wenn ich partout nicht laufen kann, spiel ich halt Schach und kann mich da beweisen. Frau kann nicht sagen: Ich bin zwar kein attraktiver Mensch aber als Ms. Flamingo räum ich voll ab. Da gibt es keinen wirklichen Ausweg (abgesehen von der gesamten Schönheitsindustrie natürlich)
Diese ständige Beurteilung von Außen hat folgen. Es ist ein großer Unterschied wenn man für etwas gelobt wird was man getan hat ( good job, toll gemacht!) als für etwas was man nun mal einfach ist (Du bist schön! Das steht dir gut!). Jedes Kompliment ist eine Verurteilung von irgendeinem dahergelaufenen Passanten mit zufälligem Happy End. Glück gehabt! Sein Urteil über mich ist positiv. Puh! Was ist wenn ich mal nicht gesagt bekomme ich sein schön? Bin ich dann schon hässlich? Attraktivität ist ja per Definition nicht selbsterfüllend. Es geht ja in der Sache dabei gerade um die Wirkung im Gegenüber. Es ist daher nie in Deiner Macht Deine "Schönheit" selbst zu postulieren. (Ja,ja ich weiß, im Prinzip halt)
Derjenige der ungefragt Komplimente gibt, zeigt an, daß er seine Meinung über Dich für Dich so relevant hält, daß Du das unbedingt wissen musst. Ungefragt!

Da muss man sich als Mann auch immer selbstkritisch die "Beifangfrage" stellen. Daß ich als alter Sack eine 18jährige im Bikini toll finde ist wirklich nie erwähnenswert. Schweigen und genießen!

ps: "Siehst müde aus!" ist keine Fürsorglichkeit sondern ein Abendkiller.

Ich habe das von beiden Seiten aus erlebt und beide Seiten waren sehr aufregend.
Das war allerdings zu einer anderen Zeit und es gab davor sehr intensive Blickkontakte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich einige andere Konstellationen dabei belästigt gefühlt hätten und wäre das eine Szene wie weiter oben in der U-Bahn beschrieben, wäre das auf jeden Fall auch eine Belästigung gewesen.
Im Gegensatz dazu empfand ich meine Situationeb als sehr respektvoll und vorsichtig das liegt vielleicht auch daran, dass ich das Wort "Beuteschema" nicht für begehrenswerte Personen benutze...
Alltage waren es danach allerdings keine mehr....

Bei aller Zustimmung für deinen sonstigen Beitrag - auch dieses hier ist massiv abhängig von den Umständen. Je nach dem Grad der persönlichen Beziehung und nach den Intentionen die verfolgt wurden kann eine solche Bemerkung sehr wohltuend wirken und auf ein empathisches Gegenüber hinweisen dem an dem Wohlbefinden des anderen gelegen ist - unter anderen Umständen wirkt es als Abwertung und so wie du es beschrieben hast.

Wenn mich jemand dies in einer alltäglichen Situation fragt, heißt das nicht, dass er mich meint. Wenn ich mein sage, geht er zur nächsten. Wo steckt da ein Kompliment
Und Nein, auch von sehr sexy Männern mag ich das nicht.

Erlebte ich in einer Sauna, vor 2 Tagen. Anmache von sexy Herrn. Als er merkte, dass ich nicht interessiert war, da ging er zur nächsten.

Zum Glück strahle ich inzwischen diese massive Abwehr aus. Und das habe ich meiner Agressivität zu verdanken, die ich jahrzehntelang unterdrückt habe.

Vor einigen Wochen baten mich zwei junge Frauen um Hilfe, da ihr Nein nicht akzeptiert und sie verfolgt wurden.

Nun, wer einer Frau nur Komplimente bezüglich ihres Aussehens machen kann, sollte sich vielleicht mal selbst fragen, warum das bei ihm so ist. Im Übrigen ist das Aussehen auch das, was man draus macht. Wir alle können nichts für unseren Gen-Pool aber wer sich seinem Typ entsprechend in Szene setzen kann, hat etwas geleistet, wofür man auch Komplimente dankend annehmen darf.
Ich spreche übrigens gern Komplimente für handwerkliche Umsetzungen aus, wenn sie gut sind. Auch, weil ich mir vielleicht noch das eine oder andere abkucken kann.
Ein Kompliment ist in erster Linie ein Zeichen des Respekts für etwas ohne Erwartungshaltung, so sehe ich das. Meine ehrliche Meinung und ja, ich werde auch in Zukunft nicht vorher fragen ob ich sie kundtun darf.

Claralissa? Wieso sollte so etwas sexuelle Belästigung sein. Sie sagte ja er hat es auf eine Höffliche Art und Weise gesagt und sie nicht gedrängt. Wenn so eine direkte Frage heutzutage schon eine Belästigung ist was dürfen wir dann überhaupt noch?

Werte Diskutierende,

dies hier soll ein Thema rund um die eigenen Erfahrungen und den Umgang mit sexualisierten Situationen im Alltag sein. Die Fragen im ersten Beitrag lauteten:


Bitte bleibt bei euch, bei euren Erfahrungen und eurem Umgang mit diesen Situationen.

Verallgemeinerungen und Grabenkämpfe zwischen Mann und Frau sind hier fehl am Platz. Sollte der Thread sich weiterhin in diese Richtung entwickeln, behalten wir uns vor, das Thema frühzeitig zu schließen.

Liebe Grüße,
Devonshire
JOY-Team

Edit: Einige Beiträge haben sich wohl mit diesem Mod-Posting überschnitten und wurden entfernt.

@******ool
Ich habe dem Mann am Kiosk morgens gesagt "oh, sie haben ihren Schnautzer ab."
Darauf antwortete er "das hat meine Frau heute morgen nicht mal bemerkt."
Ich meinte dann nur, "das war sicher vor dem ersten und ich hatte meinen schon.

Es ist doch aus so, das man bei solchen Dingen Beobachtungen macht und belegt, das man die Menschen wirklich wahr nimmt. Ich spreche wenn ich die Namen weiß auch mit Namen an, das ist auch eine Art Respekt.

Bei einem völlig Fremden ist das alles schwierig, weil das ja alles unbekannt bzw nicht sein kann.
Aber ein Kompliment kann durchaus auch nur ein Kompliment sein und nein, es muß sich nicht auf das Äußere beziehen. Ich habe mich auch schon bedankt für fachliche Hilfe, Aufmerksamkeit und netten Umgang. Das wird leider immer weniger aus gesprochen, dabei ist das lange nicht mehr die Regel.
Bei Sex ist das noch ganz anders. Man fragt sich automatisch, wie jemand auf die Idee kommt das so frank und frei auszusprechen als hätte man um Feuer gebeten.
Man könnte ja bei Sympathie auch einfach erst mal einen Kaffee trinken oder ein Eis essen gehen und dann sehen was kommt.
Und wenn man wirklich keine Lust hat, weder auf Sex noch speziell auf den Mann, dann sagt man einfach nein Danke und gut is....

WiB, die zu Kaffee sehr schlecht nein sagen kann, zu Sex mit Fremden aber schon

Ich bin ja noch nicht so alt, in den paar Jahren in denen ich gelebt habe war es bisher nicht sehr üblich, solche direkte Fragen zu stellen. Nicht auf der Straße, nicht im Park, wenn dann nur wenn du alleine mit der Frau warst und kein anderer in Sichtweite und das würde ich ziemlich klar als Belästigung einschätzen.

Delta