Nun, ich spüre einen Konflikt, die sexuelle Selbstbestimmung der Frau mit meiner sexuellen Selbstbestimmung vereinbaren zu können. Ich stell mir da ein Kennenlernen vor (für ein sexuelles Abenteuer, nicht für eine Beziehung). Ich unterscheide deshalb zwischen Beziehung und sexuellem Abenteuer, weil der Zeitfaktor bei Beziehungen nicht ins Gewicht fällt. Dort habe ich Zeit Vertrauen aufzubauen, zu kommunizieren was ich wie machen, und eine Beziehung bietet die Möglichkeit des Lernens.
Alles das habe ich nicht bei sexuellen Abenteuern/Affairen/ F+ und dergleichen. Verfolge ich etliche Threads und die allgemeine Entwicklungen, sehe ich mich recht schnell mit Dynamiken konfrontiert, die aus schlechten Erfahrungen der Frau resultieren (für die ich nichts kann) und deren Kompensationsstrategien (um zu beweisen, das ich nicht so bin wie die damals). Beschaut man etliche Threads, folgt das auf eine Weise, bei der ich als Mann selbst nicht mehr aufrecht stehen kann, und das selbst wenn die Vorliebenliste identisch ist. Zudem: Ist die Gefahrenabwehr so im Fokus, weiß ich kaum noch was ich der Frau Gutes tun kann, Wohl aber genau wo ich ihr Schlechtes tun kann. Es werden nicht Möglichkeiten kommuniziert, sondern Ängste.
Es sind bei einigen Beiträgen soviel Ängste im Hintergrund zu hören, das wenn ich auf alle Ängste Rücksicht nehme ich zum Dienstleister verkomme, weil die Möglichkeiten für mich gleich null sind. Entweder schrecke ich zurück -oder- ich denke mir: "Das wird schon nicht so schlimm sein, ich mach mal , vielleicht gefällts ihr ja doch." Beide Varianten enden nicht da, wo die Selbstbestimmung der Frau gestärkt und gefördert wird.
Aus Sicht des Mannes gibt es vier Möglichkeiten:
A) Ich folge gleich aus welcher Motivation heraus den Vorgaben der Frau, und stelle mich hinten an (Warum?). Darüber verliere ich das Interesse.
B) Ich bin so anspruchslos, das ich den Vorgaben folgen kann, ohne das meine Befriedigung in Gefahr ist.
C) Ich bin nicht anspruchslos und auch (im Sinne meines überhöhten Selbstverständnis von Selbstbestimmung) nicht gewillt auf meine sexuelle Ideale zu verzichten. Ich ziehe meinen Stremel durch, wenns ihr nicht gefällt, kann sie ja aufgeben.
D) Ich überrede die Frau, es auf meine Weise zu tun. Dies geschieht oft durch hervorragende Werbung (Profile, vollmundige Versprechen, Überhöhung eigener Eigenschaften).
Bei A) kommt keine Interaktion mehr zu stande. Und bei genauer Betrachtung ist B-D exakt das, worüber geklagt wird. Ja, zu Recht. Aber auch Nein, weil es jenseits von B-D kaum noch Interaktionsmöglichkeiten gibt. Als mittelmäßiger Mann kommst du nicht weit, als anspruchloser Mann fühlt sich die Frau ungesehen (zu Recht) und scheint austauschbar (ist nur ein Loch zum .....). Alles führt zum Highlander-moment. Im Augenblick der Sexualität polen beide auf Egozentrik, auch wenn vorher vielleicht was Anderes abgesprochen war, und der als erstes an seinem Ziel ist (offenbar mehrheitlich die Männer) haben gewonnen. Reaktion der Frau darauf: straffere Regeln.
Die Konsequenz daraus: Die größeren Arschlöcher bleiben übrig, nachwievor die Anspruchslosen und die Belatscher belatschern intensiver. Und mittendrin ein/zwei Männer, die unverhofft zu ihrem Glück kommen und dem Ausdruck verleihen- und zahlenmäßig nur noch als Nadel im Heuhaufen vertreten sind.
Wie kann denn eine auf Selbstbestimmung angelegte Interaktion aussehen, ohne die Bürde der Vergangenheit, ohne das es auf "Entweder du oder ich" hinausläuft? Ohne Belatschern, und ohne das Interessen gegeneinander ausgespielt werden?
Ohne negieren von Individualität (nur das Gemeinsame erfährt Würdigung)? Wäre der Selbstbestimmung der Frau nicht mehr geholfen, wenn die Individualität gewürdigt würde? Etwas zu machen, weil es Frau guttut (Und andersherum). Es muss nicht passen, es muss ihr nur gefallen- weil sie es sich gewünscht hat. Kooperation statt Ausgrenzen von dem, was nicht ich bin.
Wir haben eine divergierende Sexualität in unserer Partnerschaft. Es geht nicht anders als über Kooperation, wenn wir nicht Prozesse starten wollen, die zwangsläufig in der Trennung enden (Weil das, was nicht unseren Vorlieben entspricht aus der Beziehung geschnitten wird). Oder wo in einem durchschrittenen Machtkonflikt die Bedürfnisse einer Person auf der Strecke bleiben.
Ich halte Selbstbestimmung für ebenso ambivalent wie Macht. OhnMacht ist Mist. AllMacht endet aber auch im Desaster. Es braucht Selbstbestimmung- ohne ist Mist. Aber eben auch keine unerbittliche radikale und unerbittliche Selbstbestimmung, die das "ich" über das "du" stellt. Oft ist man mit dem "Geben
und Nehmen" besser unterwegs, weil dies mehr Raum für Individualität bietet, ohne das Beziehungen unter normaler Individualität (und auch schwankungen) kollabieren.