Freund, aber nicht Verantwortlicher
Zunächst mal halte ich es für wichtig, Dir in deiner Situation darüber klar zu sein, dass Du ein Freund von ihm bist, aber nicht für ihn und seine Entscheidungen verantwortlich. Will heißen, es ehrt Dich und zeigt Dich als wahren Freund, wenn Du Dir Sorgen um ihn machst, aber es darf um Deinetwillen nicht so weit gehen, dass Du der Hüter seines Lebens wirst.
Es gibt durchaus Menschen mit einem Verhaltensbild, dass ähnlich dem Deines Freundes ist, die genau das versuchen (nicht unbedingt wirklich bewußt!), nämlich die Verantwortung für sich selbst jemand anderem in die Schuhe zu schieben und dann ein perfides Spielchen (auch nicht bewußt!) zu spielen, bei dem es zwei Verlierer geben könnte: ihn, der sich denn doch ausweglos fühlt und sich umbringt...und Dich, der DU Dir zeitlebens Vorwürfe machen wirst, dass Du ihm nicht geholfen und ihn nicht gerettet hast.
Zur Sache selbst: Nur weil er Deiner Meinung nach nicht zu einem professionellen Therapeuten gehen will (aus welchen Gründen auch immer), ihm genau dieses nicht zu empfehlen ist ja fast die Quadratur des Kreises so nach dem Motto: "Sag mir, was Du nicht willst und ich sag es Dir nicht, weil Du es nicht willst". Wenn schon, dann frag ihn doch mal, ob er selbst eine Idee hat, was helfen könnte.
Abgesehen davon ist bei einem Menschen in der von Dir beschriebenen Situation nun mal die Hilfe eines professionellen Therapeuten die einzige sinnvolle Alternative.
Er ist ein gestandener und gesellschaftlich angesehener Mann - wenn auch jetzt ohne Job- aber wenn "das" rauskommt, ist er bei allen "unten durch".
Sorry... aber wenn er es nicht tut, dann ist er möglicherweise bald tot. Frage ist, was die schlimmere Alternative ist - tot oder möglicherweise (nur wenns rauskommt, nur wenn die anderen wirklich diesen Schritt verachten, nur wenn sie es ihm auch spiegeln, nur wenn....) "unten durch".
Und wie kann ihm denn ein Therapeut helfen? Klar kann der reden, versuchen, ihn aufzubauen... Aber wie soll das gehen ?
Mal ein offenes Wort: Ich denke, Du hast keine wirkliche Ahnung darüber, wie ein Therapeut arbeitet und an welchen Punkten er mit welchen Methoden und mit welchem Ziel er arbeiten kann. Nämlich das, was Du da beschreibst, ist schlichtweg Vorurteil.
Dass er die vollbringen kann, hat er auch gezeigt. Dann ist er durch Mobbing aus dem Job gedrängt worden. Und diejenigen, die ihn da rausgedrängt haben, sorgen jetzt ganz offensichtlich dafür, dass er nichts neues findet.
Auch dieses Phänomen ist nicht gerade untypisch für Menschen, die sich in einer ausweglosen Situation sehen. Sie selbst sehen sich vollkommen unschuldig an der Situation...alle anderen dagegen haben sich gegen einen verschworen. Von daher ist es ja eh hoffnungslos und man bringt sich am besten gleich um (Vorsicht: Ironie!).
Wenn ich in Deiner Situation wäre, so würde ich ihm empfehlen, sich mit dem Arzt seines Vertrauens (Hausarzt oder so - ärztliche Schweigepflicht gilt) über sein Problem zu unterhalten und von ihm einen professionellen Therapeuten empfehlen lassen (vielleicht hat der Arzt aber auch noch eine andere Idee). Und sich mal mit einem Therapeuten zu treffen und zu schauen, wie's ist, ist ja auch noch zumutbar, oder?
Und ausserdem finde ich den folgenden Spruch ganz passend:
Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn ichs anders mache - aber ich weiß, dass ich es anders machen muß, damit's besser wird.