Lieber Chris,
ich sag es jetzt mal knallhart:
er hat eine höhere Ausbildung als wir und ist insofern etwas beratungsresistent
Ich kann es in gewisser Weise verstehen, wenn alles andere vor die Hunde geht, bleibt eben nur der Uniabschluss (?) für die positive Identifkation. Allerdings solltest Du schleunigst hinterfragen, ob Du nicht ein eigenes Minderwertigkeitsempfinden auf ihn projeziierst.
Wenn ich damit anfangen würde, ihm vorzuschlagen, zu einem Therapeuten zu gehen, würde er dichtmachen. Er weiß, dass er eine Depression und einen Burnout hatte (hat)...
Was wäre dann, außer dass er dicht macht? Und damit beweist, dass er offensichtlich noch nicht tief genug im Schlamassel steckt, um Hilfe zu akzeptieren?
Ich bin echt verzweifelt, denn ich will ihn nicht verlieren.
Damit machst Du Dich emotional erpressbar. Und es ist der schlechteste Ansatz für "Hilfe" überhaupt, weil Du (s.o.) nicht mehr das objektiv beste für den Freund artikulierst, sondern Dir von Deinen eigenen Ängsten diktieren lässt, was geht und was nicht.
Ein Freund ist nicht dann ein Freund, wenn er einem nach dem Mund redet, sondern wenn er auch mal Klartext redet. Und wenn man sich darauf verlassen kann, dass auch unterschiedliche Meinungen im Raum stehen dürfen, ohne dass die Freundschaft zerbricht.
Wenn Du seine Freundschaft verlierst, weil Du Tacheles redest, kann ich dazu nur eines sagen: Das war nie eine Freundschaft, sondern immer nur ein Bekannter, der Dir ab und zu die Ohren voll geheult hat.
Sylvie mit aufrüttelnden Morgengrüßen