Mag sein, dass ich mich hier etwas drastisch ausgedrückt habe. Ich habe versucht, mit meinem Freund zu reden. Als ich auf das eigentliche Thema kommen wollte, hat er aber völlig dicht gemacht und gemeint, es wäre reine Zeitverschwendung, darüber zu reden.
Sein Problem wäre, dass alle nur immer was von ihm wollen würden und darum bliebe ihm keine Zeit mehr, die eigenen Dinge zu regeln. Man solle ihn doch bitte in Ruhe lassen und sich nicht in sein Leben einmischen. Sehen wolle er mich vorläufig auch nicht. Erstmal hätten andere Dinge Priorität. Damit war das Telefonat zu Ende.
Dabei weiß ich, dass er kaum noch echte Freunde hat und meistens alleine zu Hause hockt. Von da aus erledigt er einige Dinge ehrenamtlich. Wird ihm leider nur nicht bzw. wenig gedankt. Ab und an schreibt er mal eine Bewerbung... gut, auf sein Profil passen auch nicht allzu viele Unternehmen und da er sich reginal gebunden sieht, entfällt auch einiges.
Außer per Telefon hat er kaum persönliche Kontakte und verlässt oft tagelang nicht die Wohnung.
Ich hab ihm dann noch per Mail mitgeteilt, dass ich es nicht gut finde, dass er sich so zurückzieht. Und dass ich nicht verstehe, dass er einerseits meint, alle würden ihn nur ausnutzen, er aber andererseits jedwede Vorschläge, die man ihm macht, in die Tonne tritt bzw. von vorneherein ablehnt. Außerdem hab ich geschrieben, wie es mich belastet, einerseits von seinen traurigen Gedanken zu wissen, andererseits aber realisieren zu müssen, dass er sich nicht helfen lassen möchte (da hab ich den Therapeuten mal gar nicht erwähnt).
Ich weiß nicht, wie ich ihm nun noch klarmachen kann, dass ich ein wahrer Freund bin, der sehr traurig wäre, ihn zu verlieren. Ich bin traurig, wütend, hilflos, weil ich zusehen muß, wie ein an sich herzensguter Mensch Stück für Stück in sein Unheil rennt. Anrufen soll ich nicht, kommen auch nicht... der Gedanke, er liegt irgendwann tot in seiner Wohnung.... Ich glaube fast, mich macht das Ganze mehr fertig als ihn.