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Die Frau mit dem weißen Stock

******omo Frau
306 Beiträge
Wenn ich mich an einer Story festgelesen habe, will ich wissen, wie sie ausgeht und opfere dafür zur Not auch meinen Schlaf. Also habe ich mich geärgert und tue das hiermit kund.

*nono* Ständig wiederkehrend, wird von den Moderatoren gebeten, zwecks besserer Lesbarkeit auf Mobilgeräten, Geschichten häppchenweise einzustellen.


Ob es im Stil ein Konsalik wird, ein Simmel oder eine Katie Fforde ist mir im Moment schnurz.

Selten, ganz selten, bekomme ich Schmerzen beim Lesen eines Forenbeitrags.
Danke, Patrizier! Unbedarften Lesern wie mir bringst du Literatur nahe (an Größen wie Konsalik, Simmel oder Fforde würde ich mich nie wagen).

Leicht ist die Lesbarkeit deiner Fortsetzungsgeschichte, ebenso vage wie eingängig die Schauplatzkulisse und die Lebensrealität der skizzierten Ständeordnung von "Penner" und High-Class-Woman mit Sekretärin, eingehend die Handlung (um Liebe, Sex und Leidenschaften), allgemeinverständlich und emotional ist die Sprache (ich liebe ja Worte wie "saugut", "Scheiße", "Kotze" usw.), die Bilder sind stereotyp (mythisch schon die Blinde, die mehr sieht als alle Sehenden) sowie lebensnah gefühlsecht (wir vergegenwärtigen uns nur die Träne im Auge Fionas!) und vorausahnend das Happy-End nach vermutlich noch einigen gefühlsaufwühlenden Prüfungen mit wunderbehafteten Klischees, die doch alle unserer Erfahrung und (herbeigesehnten) Wahrheit entsprechen.

Bitte schnell mehr von deinen "brain candies" - denn du weißt, von Zucker können wir nicht genug kriegen (auch wenn er nicht den Hunger durch irgendeine Erkenntnis stillt und nur nach sich selbst verlangt).
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 5
Ausnahmsweise mal am Sonnabend, für Vanessa und Joachim zum Geburtstag.

_________________


„Sind Sie von Geburt an blind?“ Ich versuchte durch Tonfall und Fragestellung wieder in einen halbwegs normalen Gesprächsfluss zu kommen.

„Ein angeborenes Glaukom. Als ich zur Welt kam, freuten sich meine Eltern über das süße Baby mit den riesigen blauen Augen. Dass eine Krankheit dahinterstecken könnte, haben sie zunächst völlig übersehen. Irgendwann, da war ich etwa vier, wurde die Sehschwäche gravierend und es kam immer öfter zu kleinen Unfällen. Einmal bin ich die Treppe hinuntergefallen und mit dem Gesicht auf der Stuhlkante gelandet. Daher die schiefe Nase.“ Fiona lächelte. „Mein Papa sagt immer, ich sähe aus wie ein kampferprobter Boxer. Er ist der beste Papa der Welt und deshalb findet er meine Nase süß. Wenn Sie keinen Ärger haben wollen, rate ich Ihnen, sich dieser Meinung anzuschließen.“

Ich nickte zustimmend.
„Bedeutet Ihr Schweigen nun Zustimmung oder nicht?“, fragte sie kampflustig und hielt mir die Faust vors Gesicht.
„Oh, Verzeihung! Ich habe genickt. Also ja, ja, äh, ich finde Ihre Nase auch süß.“
„Gerade noch mal die Kurve gekriegt, Bastian Rausch. Wenn Ihre Nase nicht über kurz oder lang so ausschauen soll wie meine, müssen Sie in Ihrer Kommunikation mit mir einen Zahn zulegen.“

Ich verstand, was sie mir damit sagen wollte, lächelte und versprach:
„Ich werde mir Mühe geben. Mag sein, dass Ihr Eindruck von mir täuscht, aber ich bin durchaus lernfähig, trotz meines biblischen Alters.“
„Super. Mein Papa behauptet das von sich auch und der ist mindestens zehn Jahre älter als Sie, auch wenn er sein schlechtes Gewissen mir gegenüber meistens nicht verbergen kann.“ Ein bisschen zärtliche Liebe klang in den Worten mit aber auch eine Spur Mitleid.

„Wieso?“
„Er gibt sich die Schuld daran, nicht rechtzeitig gemerkt zu haben, was mit mir los war, damals. Vielleicht ist da ein Körnchen Wahrheit dran. Vielleicht aber gerade deshalb war ich das glücklichste Kind der Welt und habe mehr Zuwendung bekommen, als mir zustand. Ich liebe meine Familie, Papa, Luci. Meine Mama ist vor ein paar Jahren gestorben. Sie wurde nur achtundfünfzig.“ Fiona trank das Glas Wein mit einem Zug aus. „Bevor wir jetzt rührselig werden: es wird spät und ich muss morgen früh raus. Möchten Sie heute Nacht hierbleiben?“, bot sie an und fügte schnell hinzu: „Sie können auf dem Sofa schlafen.“

Der alte Trotz in mir regte sich wieder. Ich versuchte nicht zu schroff zu klingen:
„Ich will keine Geschenke, Mädchen“, entgegnete ich. „Sie haben schon genug für mich getan. Wenn meine Klamotten gewaschen sind, werde ich gehen.“

„Ich mag es, Mädchen genannt zu werden. Es macht mich jünger.“ Sie lächelte mich mit einem bestrickenden Gesichtsausdruck an und sah dabei bezaubernd aus. Ob sie wusste, wie sie auf Männer wirkte?

„Sie wollen in den nassen Sachen in die Kälte hinaus? Super Idee. Was ist so schlimm daran, ein bisschen Hilfe anzunehmen. Warum seid ihr Kerle immer so stur?“
„Meine Lebenserfahrung sagt: Es gibt keine Geschenke. Irgendwann musst du immer bezahlen.“
„Gut, kein Problem. Bezahlen Sie mich.“
„Sie wissen genau, dass ich keinen Pfennig in der Tasche habe.“
„Ich dachte an etwas anderes. Sie könnten mir eine Ihrer Geschichten vorlesen, als Betthupferl für mich oder Sie machen sich morgen früh ein wenig im Garten nützlich.“
„Ich hab in meinem Rucksack keinen Platz für meine Büchersammlung.“
„Aber für einen Tablet-Computer…“, strahlte sie.
„Gibt es irgendetwas, das sie über mich noch nicht wissen?“
„Unmengen. Und erinnern sie sich: Ich bin eine Frau, wir sind von Natur aus neugierig. Aber wenn sie lieber im Garten arbeiten…“
„OK. Sie kriegen ihre Geschichte. Sie wissen aber, die Dinger sind nicht alle ganz jugendfrei?“
„Gerade darum!“, lächelte sie und brachte es fertig dabei wie die personifizierte Unschuld zu wirken.
„Ich räume hier ein bissel auf, Sie holen derweil Ihr Pad!“

Das hatte Anordnungs-Charakter und Widerspruch war völlig zwecklos. Ich stolperte also zurück ins Bad, wo noch immer mein Rucksack herumlag und warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Der zehn Tage alte Bart und die, nach dem Duschen ungekämmten, noch etwas feuchten Haare rückten mein Äußeres in die Nähe einer schlechten Kopie von Che Guevara. Georges Moustaki fiel mir ein und die ersten Textzeilen von „Le Métèque“

„Avec ma gueule de métèque,
De Juif errant, de pâtre grec
Et mes cheveux aux quatre vents…“,

So ähnlich fühlte ich mich gerade, mit meiner "Kanaken"-Fresse und meinen in alle vier Windrichtungen sprießenden Haaren…

Das ist die erste Lesung ohne Honorar und noch dazu in T-Shirt und Unterhosen, dachte ich verbittert. Du bist weit gekommen, Alter. Ich verhielt mich sicher widersinnig, aber ich kämmte mir die Haare und versuchte nicht ganz so abgerissen auszuschauen, obwohl ich wusste, Fiona würde mich sowieso nicht sehen können.

Als ich in die Küche zurückkam, standen mein volles Weinglas und die bis auf einen Stummel herab gebrannte Kerze auf dem kleinen Tisch zwischen Sofa und Sessel. Fiona trieb sich irgendwo im Haus herum, denn ich hörte sie von Ferne summen. Das Mädel besaß ein sonniges Gemüt.
Kurz darauf erschien sie wieder und trug eine Art verschossenes Nachthemd aus Baumwolle. Das Teil war ursprünglich wohl blau und geringelt gewesen und reichte nicht einmal bis an ihre Knie. Sie lief barfuß. Die Überreste des Mannes in mir, stellten anhand der kleinen, harten Brustwarzen fest, dass sie keinen BH trug und die sehenswerten Beine fielen mir ebenfalls auf. Ich verscheuchte diese Gedanken schnell.

„Sie sitzen auf dem Sessel!“, befahl sie, während sie sich an mir vorbei zwängte, um auf das Sofa zu gelangen. Seltsam, sie roch ein wenig nach Mandeln und Anis. Unwillkürlich drängte sich mir der köstliche Geschmack von Sambuca und Espresso auf die Zunge, dazu stellte ich mir ein paar Cantuccini vor. Ich widerstand der heftigen Versuchung, in ihre wuscheligen Haare zu fassen und daran zu riechen. Sie rollte sich auf dem Sofa zusammen und kuschelte sich unter die Decke.
„Sie können anfangen!“, lächelte sie. „Ich bin soweit.“

Ich nahm auf dem sehr bequemen Sessel Platz und schaltete das alte Medion-Tablet ein, das zurzeit meinen einzigen Besitz von Wert darstellte. Ich benutzte es um hin und wieder Notizen und ein paar Bilder zu machen. Wenn es irgendwo eine kostenlose W-LAN Verbindung gab, versuchte ich, die spärlichen Kontakte zu den wenigen Menschen nicht ganz zu verlieren, die mir noch etwas bedeuteten und fragte meine Mails ab.

„Schön. Ich lese heute eine Geschichte aus meiner philosophischen Abteilung. Es geht dabei um Schriftsteller und Autoren, deren Neid untereinander…“

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, kicherte die Blinde. „Sitzt der Kerl mit einer spärlich bekleideten Schönheit im Dunkeln und erzählt philosophische Geschichten. Wie abgefuckt ist das denn? So eilig habe ich es nun mit dem Einschlafen auch wieder nicht. Kommt überhaupt nicht in die Tüte, Gabriel. Ich nehme eine aus dem erotischen Fach“, krakeelte es fröhlich aus ihrer Decke hervor, unter der nur noch das Gesicht und ein Teil der Haarfülle hervorlugten. „Suchen Sie mir eine aus.“

„Ich bin heute nicht mehr so schrecklich stolz auf den Erotik Band“, versuchte ich noch einmal die Klippe zu umschiffen.
„Mir egal! Los jetzt! Sie zieren sich ja wie ein Mädchen.“
„Nun gut. Und überhaupt, haben wir schon über mein Honorar verhandelt?“
„Das kläre ich mit Ihrer Agentur.“

Dem war nichts hinzuzufügen. Ich begann also:
*kaffee* bitte, lieber @*********zier
*wein* *koch* laß mich nicht so Unendlichkeiten hier ohne die Weiterführung, auch wenn heute TowelDay und 42 alles beantwortet
***so Mann
63 Beiträge
Lieben Dank "Der _Patrizier" für die spannende Geschichte. Bin wie viele anderen auch auf die Versetzung gespannt.
Danke auch für die lieben Geburtstagswünsche.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.132 Beiträge
Es menschelt ...
... ja ganz gewaltig zwischen den beiden, dem gestrandeten Zyniker und der schönen Blinden! *wow*

Interessante und äußerst spannende Wendungen, die deine Geschichte da nimmt, lieber @******ier! *bravo* Der Cliffhanger ist ja schon fast obligaritorisch, aber so gut gewählt!!

Lass uns nicht zu lange warten auf die erotische Lesung! Ich nehme schon mal Platz in der ersten Reihe! *ungeduldig* *popcorn2*
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
754 Beiträge
Das liest sich wieder, als wäre man unmittelbar dabei. *top* Der Dialog zwischen den beiden knistert von Spannung, wie es mit ihnen weitergeht. Ganz große Klasse! *happy*
****68 Frau
2.442 Beiträge
Soso, le métèque.. der sah aber ganz ansehnlich aus in der Zeit! *lach*

Es ist immer wieder spannend Deine eigenen Referenzen hinauszulesen.

Jetzt freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

*danke*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Größere Portionen
Liebe Freunde und Leser meiner Geschichten,

wie Ihr wisst, habe ich mir die "Bolidigel Korräcktnis" auf die pfälzischen Fahnen geschrieben, wie jedermann hier

Bickelmanns Abenteuer (Ausgabe 2)

nachlesen kann. Man möge mir also die nicht gendergerechte Anrede verzeihen.

Ich bin von mehreren Seiten darauf angesprochen worden und kenne natürlich auch zur Genüge die ausgetauschten Argumente bezüglich der Länge der eingestellten Texte. Die einen hätten gern Handy-Bildschirm-kompatible Portiönchen. Denen stehen diejenigen gegenüber, die vor Ungeduld auf die Tischplatte trommeln.

Ich selbst bin auch kein Freund von winzigen Häppchen und habe mich deshalb entschlossen, die restlichen Kapitel der "Frau mit dem weißen Stock" anders aufzuteilen.

Dazu kommt, dass ich Anfang Juni für mehrere Wochen verreisen werde und nicht sicher wäre, die einzelnen Teile fristgerecht einstellen zu können. Ich möchte den Lesern aber auch keine mehrwöchige Pause zumuten.
Am kommenden Mittwoch gibt es also die komplette "Geschichte in der Geschichte" die der Vorleser Bastian Rausch der blinden Fiona versprochen hat. Am kommenden Sonntag erscheint dann der vorläufige Schluss.

Vielleicht werde ich im Laufe des Jahres das Gesamtwerk "Die Frau mit dem weißen Stock", das deutlich umfangreicher als die hier erschienen Teile ist, als Buch herausbringen. Entschieden ist das allerdings noch nicht, weil es auch von einigen Faktoren abhängt, die ich nicht in der Hand habe.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für die vielen "Likes", die freundlichen, aber auch die kritischen Kommentare. Wie immer im Leben eines Autors gilt: man kann nicht jeden mitnehmen auf die Fantasiereise, wenn aber eine Mehrheit damit glücklich war, ist mir das persönlich Lohn genug.

Herzliche Grüße

Der Patrizier

*danke* für diese Vorbereitung auf die kommenden Eingaben
und eines wünsche ich mir jetzt schon
Bescheid zu bekommen, wenn dein Buch zum Druck geht und in deinem Verteiler ein Exemplar vorbemerkt bekommen darf
*guckguck*
*****978 Frau
359 Beiträge
juhuuu, er lässt uns nicht länger harren.... *freu2*
*****854 Paar
3.362 Beiträge
Ich lese am Lapptop
finde es passend lang gut unterteil in Absätze.
findees nicht schön, ( bei einigen) wenn man nach scrolen die zeile suchen muß
sehr interesante mitreißende geschichte
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 6
Für das Verständnis des folgenden ist es hilfreich, das vorherige Kapitel gelesen zu haben:

Die Frau mit dem weißen Stock


Die Hochzeit

Rita und Achim stritten sich bereits am Vormittag. Eigentlich wäre es besser gewesen, gar nicht erst zu der Feier hinzufahren. Aber es ging immerhin um die Hochzeit seines ältesten Freundes und da wollte Achim nicht absagen. Rita mochte den Bräutigam nicht, obwohl ihr Mann und Markus sich schon sehr lange kannten. In den ersten Jahren ihrer Ehe war Rita oft eifersüchtig auf den Freund gewesen. Das hatte sie Achim immer wieder spüren lassen. Eifersüchtig auf Erlebnisse, welche die beiden früher hatten und Geheimnisse, die sie teilten, wie das eben bei Jugendfreunden so ist.

Markus zählte nun 38 Lenze und damit wurde es höchste Zeit, dass er unter die Haube kam. Bereits im Vorfeld der Hochzeit versuchte Rita immer wieder, Achim die Teilnahme auszureden, oder ihn wenigsten dazu zu bringen, alleine hinzugehen. Achim ärgerte sich mehr und mehr darüber, bestand aber darauf, dass seine Frau mitkam. Je näher der Tag rückte, desto öfter und heftiger stritten sie über dieses Thema. Rita sah jedoch schlussendlich keinen andern Weg als sich der gesellschaftlichen Verpflichtung zu beugen und die Feier zu besuchen. Beide waren sie nach 16 Jahren Ehe von dieser Institution nicht mehr recht überzeugt. Achim gab sich sogar redliche Mühe, Markus von dem Vorhaben abzuraten. Der ließ sich jedoch nicht umstimmen.

„Gila ist die Richtige für mich, nach ihr kommt nix mehr...“ grinste er, sich der Doppeldeutigkeit seiner Worte wohl bewusst.

Sowohl Achim als auch Rita vermochten zu erkennen: aus ihrer eigenen Partnerschaft war die Luft längst raus. Sie hätte etwas mehr Pepp sehr wohl vertragen können. Wie viele andere Beziehungen wurde sie aber vom Familienalltag aufgefressen.

Da war zum einen Achims Job, der ihn zwar gut verdienen ließ, aber in letzter Zeit ständig auf der Kippe stand und die Familie mit Arbeitslosigkeit des Ernährers bedrohte. Rita, die nach einem Jura Studium ihrem Beruf, der Kinder wegen, nicht mehr nachging, füllte ihren Hausfrauentag mit den üblichen Arbeiten. Von der täglichen Fütterung der Raubtiere bis zum abendlichen Bügeln bei Beckmann ließ sie kaum eine frustbehaftete Tätigkeit aus und zerfloss dabei in Selbstmitleid. Anwältin hatte sie werden wollen, von hohen Idealen geleitet, mit hehren Zielen vor Augen. Diesen schönen Plan durchkreuzte die Geburt der Zwillinge. Achim hatte in letzter Zeit etliche Pfund zugelegt. Er entwickelte sich zum versierten Fernsehsportler und Biertrinker, während Rita nach den beiden Zwergen zwar ihre gute Figur wieder gewann, aber ihr Äußeres etwas verschlampen ließ.

Gelegentlich schliefen sie miteinander, -ohne große Lust-, weil man es halt nicht durch die Rippen schwitzen konnte. Das befriedigte keinen von beiden wirklich. Sie lebten eine stinknormale, langweilige, bundesdeutsche Durchschnittsehe. Niemand ahnte, dass dieser Tag noch Neues für sie bergen würde.

Achim zwängte sich in seinen alten Smoking. Früher einmal auf Zuwachs gekauft, kaschierte der sein Bäuchlein recht gut. Rita trug ein schlichtes schwarzes Kleid mit einem raffinierten Rückenausschnitt und einem schmalen roten Lackgürtel. Das Ensemble betonte ihre schlanke Gestalt und da es ein ganzes Stück über dem Knie endete, umschmeichelte es ein paar sehenswerte Beine. Nach dem Friseurbesuch gestern harmonierten ihre dunklen Locken, die grünen Augen und das heute frisch und sorgfältig aufgelegte Make-Up aufs Beste miteinander. Achim warf ihr mittags beim Ankleiden heimlich bewundernde Blicke zu und spürte eine lange nicht mehr gefühlte Regung seiner Lenden.
Die Hochzeitsfeier sollte, wie sich noch herausstellen würde, von den üblichen kirchlichen Trauungen abweichen. Markus und Gila hatten für die Zeremonie eine Burg am Rhein ausgesucht. Am späten Nachmittag traf sich die Hochzeitsgesellschaft zu einem kleinen Sektempfang im Burggarten. Am frühen Abend würde die eigentliche feierliche Handlung in der Schlosskappelle stattfinden und danach sollte eine rauschende Ballnacht teils im Freien, aber auch den angrenzenden Räumlichkeiten folgen.

Achim hatte angeboten, das Ereignis mit seiner Digitalkamera zu filmen. So konnte er seiner Rita einigermaßen aus dem Wege gehen und hoffte den Abend ohne große Schwierigkeiten und Streit zu bewältigen. Rita fand das gut. Sie würde sich schon beschäftigen.

Man schrieb Mitte Mai und die Abende wurden schnell kühl. Rita ließ bei der Ankunft in warmer Nachmittagssonne den mitgebrachten Mantel im Auto. Als die Hochzeitsgesellschaft um sieben Uhr in die Kapelle einzog, fröstelte die Teilnehmer schon etwas. Rita verzichtete darauf, das Kleidungsstück jetzt noch zu holen. Das mache ich später, dachte sie, es wird wohl nicht solange dauern. Dass sie mit dieser Annahme schief lag, ging ihr bei den ersten Worten des Pfarrers auf.

„Ich heiße Sie willkommen, liebe Brüder und Schwestern“, begann er mit salbungsvoller Stimme „wir wollen Hochzeit feiern, wie der Herr es uns gelehrt hat. Ich freue mich besonders, dass sich nach langer Zeit wieder einmal ein Brautpaar das Jawort im Rahmen einer heiligen Messe geben will.“

Du lieber Gott, nein, durchfuhr es Rita, eine Messe. Warum hat mir das keiner gesagt. Bis dahin bin ich erfroren. Sie hatte als eine der Letzten die Kapelle betreten und suchte nun nach einer Wärmequelle. Dem Kirchlein fehlte jede Bestuhlung und so drängte sich die Gesellschaft dicht zusammen in dem schmalen Raum, den einige dicke Säulen noch zusätzlich einengten. Hinter dem Altar marschierte ein kleiner gemischter Chor auf, der die musikalische Untermalung liefern sollte. Eine Bank zum Knien war für das Brautpaar reserviert.

„Wieso haben die bescheuerten Ritter eigentlich keine Heizung hier eingebaut?“, grummelte sie, während die Haare an ihren Armen sich bereits zur Gänsehaut aufstellten.
„Weil sie dicke Pelzmäntel besaßen...“, raunte eine Stimme in der Nähe ihres Ohres, „...und wenn sie die nicht trugen, haben sie sich durch körperliche Aktivitäten warm gehalten.“

Rita erschrak zunächst, musste dann aber doch über die Zweideutigkeit der Bemerkung lächeln. Die Stimme war zwar sympathisch, aber einen Unterton darin fand sie störend. Sie wandte sich um. Ein vierschrötiger, kräftiger Mensch, offensichtlich schon deutlich über fünfzig, jedoch mit einem freundlichen, leicht zynisch wirkenden Grinsen im Gesicht. Schwarzer, gut geschnittener Anzug mit silberner Krawatte, leichter Trenchcoat. Genau der Typ Mann, den sie nicht ausstehen konnte. Selbstsicher bis zur Arroganz, sich seiner Wirkung auf Frauen wohlbewusst und von einer nahezu körperlich spürbaren Präsenz.

„Ach ja? Klugscheißer!“, flüsterte sie. Ihr Kampfgeist war erwacht und sie dachte nicht daran, sich von irgendeinem Blödmann auf diese Weise anbaggern zu lassen.
„Zicke!“, kam es unverzüglich und klar verständlich von hinten.

Wie bitte? Rita traute ihren Ohren nicht und das Blut schoss ihr ins Gesicht. Einige Hochzeitsgäste wandten schon die Köpfe und zischelten. Eine der Brautjungfern trug zur Lesung gerade aus der „Hochzeit von Kanaan“ vor.

„..... und siehe, das Wasser ward zu Wein.“

Noch ehe Rita weiter reagieren konnte, meldete sich der Fremde wieder.
„Na Kleine, austeilen kannst du... steckst du auch ein?“

Ritas Nackenhaare stellten sich auf. Das war eine Frechheit. Sie konnte das süffisante Grinsen des Kerls zwar nicht sehen, aber sie war sicher, dass er es tat und das ärgerte sie doppelt. Und wie kam der Mensch überhaupt dazu, sie zu duzen.

„Von Ihnen lasse ich mir überhaupt nichts einstecken!“

Das Prusten in Ihrem Nacken machte ihr klar, was sie da von sich gegeben hatte. Sie wusste jetzt, ein Wortgefecht hier in der Kirche, während der Messe, konnte sie nicht mehr gewinnen. Dazu kam die Scham über ihren Versprecher, während sich ein seltsames Gefühl der Erregung rund um ihren Bauchnabel breit machte. Sie schrieb es dem Ärger, dem steigenden Adrenalinspiegel zu und nahm sich vor, den Lackaffen später zur Rede zu stellen. Sie fröstelte jetzt noch mehr und wäre gern gegangen. Aber das hätte wie Flucht ausgesehen und diesen Sieg gönnte sie ihrem Feind nicht.

Mit jeder Minute die verstrich, rückte der Fremde zentimeterweise näher. Sie konnte nicht ausweichen und wollte das auch gar nicht. Jetzt war es ein Duell. Sie oder er. Rita spürte die Wärme, die er abstrahlte an ihren Schultern und ihrem halbnackten Rücken. Das Kribbeln in ihrem Bauch verstärkte sich. Sie sog den Duft des ungehobelten Burschen ein und schauderte.

„Vater unser, der du bist im Himmel...“

Die Gemeinde betete. Sie fühlte ihre Arme mit raschem Griff gepackt und nach hinten gedreht.
„Keinen Mucks, meine Schöne!“, befahl die Stimme leise. „Kleine Schulden zahlst du bei mir sofort. Das hier ist für den Klugscheißer“, er lachte in sich hinein.

Eine große, männliche Hand hielt ihre Gelenke mit eisernem Griff umklammert. Sie vernahm das Zippen eines Reißverschlusses und fühlte, wie ihr etwas Warmes, Hartes zwischen die Handflächen geschoben wurde. Kein Zweifel, das war ein …, ein großer, steifer… ein großer, steifer, pochender…! Sollte sie schreien? Eine gewaltige Szene machen? Mitten in der Trauung? Eine Welle der Erregung schwemmte ihre Abscheu davon, als ihr das Absurde der Situation bewusst wurde. Ihre Knie begannen zu zittern und sie wäre gestrauchelt, doch der Fremde hatte bereits einen Arm um ihre Hüfte gelegt und hielt sie fest.

„Mach es ordentlich, Kleine und schnell, wir wollen doch die Hochzeit nicht stören, oder?“, befahl er.

Rita zögerte. Diese Situation überforderte sie völlig. Ihr Verstand sträubte sich heftig. Die schnell ausufernde Feuchtigkeit ihres Schoßes strafte ihr Hirn jedoch Lügen. Der Fremde spürte ihren schwindenden Widerstand und brach ihn vollends, indem er ihr mit festem Griff in den Schritt fasste und sie an sich presste. In einer plötzlichen Gefühlsaufwallung ergab sie sich. Mechanisch begann sie das heiße Fleisch zwischen ihren Handflächen zu massieren, fester und fester und schneller. Der Fremde führte ihre Bewegungen während er nach wie vor ihre Gelenke umklammert hielt. Sie spürte seinen heißen Atem und sein Keuchen im Nacken als er sich nach kurzer Zeit auf ihr Kleid ergoss.

Sie stöhnte leise auf, als der Griff sich lockerte. Der Mann ließ sie los, wischte die Reste seines Spermas an ihrem teuren Kleid ab und verstaute sein Glied wieder in der Hose. Rita stand wie betäubt, mit hängenden Armen und geschlossenen Augen. Sie konnte nicht mehr denken. Das Blut pochte in ihren Schläfen. Sie empfand Dankbarkeit, als ihr ein warmer Mantel über die Schultern gelegt wurde.

„Ich bin noch nicht fertig mit dir, Kleine...“, flüsterte der Kerl.

Der Vierschrötige tauschte kurzerhand seinen Platz mit der um einen Kopf kleineren Frau. Willenlos, fast apathisch ließ sie sich von ihm an eine Säule stellen, wo er sich mit dem Rücken zu ihr aufbaute und sie damit an der ohnehin nicht beabsichtigten Flucht hinderte. Ein schneller Blick in die Runde versicherte ihn: die Hochzeitsfeier lief weiterhin wie geplant und aller Aufmerksamkeit galt nach wie vor der Trauung.

„Der Herr sei mit euch…“
„…und mit deinem Geiste.“

Er lehnte sich gegen sie und klemmte sie damit zwischen Säule und seinem Körper ein. Sie barg ihren Kopf an seinen breiten Schultern und steckte eine Faust in den Mund um einen Aufschrei zu unterdrücken. Jetzt wollte sie ihn. Mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie ihn. Als seine Hand unter ihre Kleid drängte, sich ihren Weg in Strumpfhose und Höschen suchte, sein Ziel fand und mit aufreizender Langsamkeit seine Arbeit begann, schluchzte sie auf. Sie stemmte sich gegen seine Pranke um ihn tiefer in sich aufzunehmen. Ihr Becken bewegte sich langsam.

„...und hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Der Chor intonierte Lohengrin:

„Treulich geführt ziehet dahin,
wo euch der Segen der Liebe bewahr’!
Siegreicher Mut, Minnegewinn
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
Streiter der Tugend, schreite voran!
Zierde der Jugend, schreite voran!
Rauschen des Festes seid nun entronnen,
Wonne des Herzens sei euch gewonnen!“

Ein Klagelaut entrang sich Ritas Kehle und ihre Augen füllten sich mit Tränen als er sie mit kleinen, routinierten Bewegungen seines Fingers zum Höhepunkt trieb. Ihr Körper zuckte und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Eine ältere Dame, die links vor ihr stand, drehte sich um. Sie lächelte freundlich:
„Jaja so eine Hochzeit nimmt einen doch immer wieder mit.“

Sie bot Rita ein Papiertaschentuch, das diese mit hochrotem Gesicht und zitternden Fingern dankbar annahm. „Sie werden den richtigen auch noch finden, Kindchen.“
Rita weinte leise in das Taschentuch. Der Bursche zog grob seine Hand zurück und wandte sich ihr zu. Im auftosenden Beifall für das Brautpaar und der damit entstehenden Unruhe schaute er Rita mit festem Blick in die Augen:

„So siehst du also von vorne aus!“ Er betrachtete sie abschätzend. „ Das nächste mal wenn wir uns treffen trägst du Strümpfe, Mädchen und bist rasiert. Den Mantel kannst du mir zurückgeben, nachdem du die Flecken auf deinem Kleid entfernt hast.“

Er würdigte sie keines weiteren Blickes mehr und verschwand in der Menschentraube, die das Brautpaar umstand.

Zwischenzeitlich hatte Achim seine Frau entdeckt, die etwas derangiert und in einem fremden Mantel an eine Säule gelehnt stand.
„Was treibt dich denn um? Ist dir die Feier so aufs Gemüt geschlagen?“
Achim staunte. Rita hatte normalerweise nicht so nahe am Wasser gebaut. Plötzlich spürte er Mitleid mit dem Häufchen Elend.
„Kann ich dir helfen, Liebling?“
„Nein – ich muss mich etwas restaurieren. Bin gleich zurück.“

Sie ließ ihn stehen. Achim stutzte ob ihres barschen Tones. Rita bahnte sich ihren Weg nach draußen zur Toilette. Der Schock ließ allmählich nach und ihr wurde klar, was sich da gerade abgespielt hatte. Besonders zu schaffen machte ihr der Umstand, wie sehr sie diese Ungeheuerlichkeit ganz offensichtlich genossen hatte. Sie erwischte eine leere Kabine, schloss die Tür hinter sich ab und zog ihr Kleid aus. Die Rückseite, etwa in Taillenhöhe, zierte ein großer feuchter Fleck. Rita zögerte. Mit einer entschlossenen Bewegung führte sie den Stoff zur Nase und sog tief den Duft des Spermas ein.

Sie versuchte die bekleckerte Stelle des Kleides so gut es ging mit Toilettenpapier zu reinigen, was jedoch nur unvollkommen gelang. Auch ihr Höschen und ein Teil der Strumpfhose waren völlig durchnässt, aber das würde ja keiner sehen. Die Scham über ihr Verhalten und die Unverschämtheit des Mannes trieben ihr erneut die Tränen in die Augen. Sie zog sich wieder an, setzte sich auf die Toilette und weinte ein bisschen vor sich hin.

Einige Minuten später verließ sie, den Mantel überm Arm und frisch geschminkt, den Toilettenvorraum. Der Fremde stand lässig inmitten einer kleinen Gästegruppe und schien sich prächtig zu unterhalten. Rita ging unsicher auf ihn zu.

„Ich danke Ihnen für den Mantel“, sagte sie ohne ihn anzublicken.
„Oh, gerne. Ich bin immer wieder froh, wenn ich einer schönen Frau eine Freude machen kann.“

Rita spürte die ätzende Ironie in seinen Worten, wandte sich grußlos ab und doch fühlte sie seinen Blick zwischen ihren Schulterblättern, als sie sich auf die Suche nach Achim machte.



*******ing Frau
454 Beiträge
Wenn ich meine Augen schließe, bin ich fast Fiona, die zusammengeringelt auf ihrem Sofa liegt und lauscht ... herrlich!
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
754 Beiträge
Verflixt! In meinem gesamten ganzen Sippschafts- und Freundeskreis steht keine Hochzeitsfeier im Terminkalender! Auch keine Taufe! Kein Testgelände weit und breit! *snief* *zwinker*
*****div Frau
7.980 Beiträge
Oh Mann! Darf Frau träumen? Von einer Hochzeitsfeier? Ich sage schlicht: *danke*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
"Ein Klagelaut entrang sich Ritas Kehle und ihre Augen füllten sich mit Tränen als er sie mit kleinen, routinierten Bewegungen seines Fingers zum Höhepunkt trieb. Ihr Körper zuckte und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Eine ältere Dame, die links vor ihr stand, drehte sich um. Sie lächelte freundlich:
„Jaja so eine Hochzeit nimmt einen doch immer wieder mit.“ "

Das trieb mir auch die Nässe an eine gewisse Stelle - in die Augen natürlich, wohin denn sonst? *floet*

*haumichwech*
*top2*
*****169 Frau
6.114 Beiträge
Hochspannung!
Zitat von *********zier:
... "Das nächste mal wenn wir uns treffen trägst du Strümpfe, Mädchen und bist rasiert."...
Oha ... das ist mehr als nur vielversprechend!

Bin gespannt *anmach* wie Fiona auf dieses Häppchen reagiert *floet*

2 in 1 *love* meine Wenigkeit ist jedenfalls nun doppelt ... *ungeduldig*

*top2* lieber Der_Patrizier *hutab*
@*********ynter du scheinst eine besondere Spezie
*anmach* du "kommst" mit den Augen *wow*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
@****nah
Ich bin zwar ein Augenmensch, aber dennoch komme ich vermutlich so wie jede andere Frau auch *sextoy* *ggg*, allerdings hatte ich beim Schreiben meines obigen Kommentars des Patriziers Ausführungen über Humor (von lateinisch: humor = Feuchtigkeit) im Kopf. "Nuit laszive" lässt grüßen *floet*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 7 bis 9
7.

Man soll sich nicht selber loben, aber ich bin ein guter Vorleser und selten, nur ganz selten schläft das Publikum bei meinen Lesungen ein.

Natürlich hatte ich immer wieder einmal den Blickkontakt zu Fiona gesucht. Das spärliche Licht des Kerzenstummels reichte jedoch nicht für eine vernünftige Beleuchtung und nach einigen Minuten verlosch die Flamme ganz, weil das Wachs aufgebraucht war. Nun gab es nur noch zwei Lichtquellen im Raum: Ein wenig schien durchs Fenster von einer Straßenlaterne zu kommen und tauchte einen Teil der Küchenzeile in blasses Orange.
Die zweite Leuchtquelle war mein Tablet, das mich überdies blendete, wenn ich ins Dunkel schaute. Ich unterbrach meine Tätigkeit und lauschte Fionas Atem. War sie eingeschlafen? Ich versuchte das schwache Dämmerlicht zu durchdringen. Es gelang mir nicht.

Um den Zauber des Augenblicks nicht zu stören schaltete ich das Pad aus, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Eine völlig friedliche Stimmung umgab mich. Fiona, diese seltsame Mädchenfrau, einerseits frech wie Bolle, klug und trotz ihrer Behinderung selbständig und mitten im Leben, auf der anderen Seite verletzlich und klein unter ihrer Decke, voller Vertrauen in einem Raum mit einem Kerl von dem sie nichts, oder kaum etwas wusste. Oder?

Ich hätte inzwischen nicht mehr darauf geschworen, ob Fiona nicht doch die Gabe hatte, in verborgene Winkel meiner Seele vorzudringen. Wenn ich mir gegenüber ehrlich sein wollte, musste ich zugeben, ich begann Gefühle für sie zu entwickeln und das war mir nicht recht. Nein, schlimmer, es erfüllte mich mit Panik. Die Gründe verstand ich selbst nicht so genau, obwohl ich bei einigem Nachdenken darauf hätte kommen können.

Die schöne Frau auf der Couch schien schneller und durch den Mund zu atmen. Ich erlebte voller Staunen, wie man in der Dunkelheit mit den Ohren Dinge wahrnahm und konnte nicht sicher sein, ob meine Beobachtung der Realität entsprach. Hoffentlich fängt sie nicht an zu schnarchen, lächelte ich in mich hinein und spitzte weiter die Löffel. Sie schien sich zu bewegen, langsam, fast unmerklich aber dennoch rhythmisch. Bald konnte ich die reibenden Geräusche der Wolldecke von denen ihres Atems unterscheiden. Sehr, sehr leise nahm ich ein Geräusch auf, das aus dem Bereich ihres Kopfes zu mir drang. Ein klitzekleines, repetierendes Seufzen, wie es schien, das Erinnerungen an längst vergangene Nächte in mir weckte. Meine Fantasie begann mich zu narren. Bewegte sich ihr Arm unter der Decke? Ihre Hand? Langsam? Kreisend? Da!

Wieder ein Seufzer. Klein. Klagend. Mein Hirn begann zu interpretieren, Fantasien zu entwickeln und meine Lenden reagierten. Mein Mund fühlte sich trocken an, vermutlich weil die Feuchtigkeit an anderer Stelle gebraucht wurde. Eines meiner Körperteile, von dem ich fast vergessen hatte, dass es noch existierte, begann zu erwachen. Vorsichtig stellte ich meine Beine nebeneinander und streifte meinen Slip bis zu den Knien herab. Ich bemühte mich, das geräuschlos zu tun. Möglicherweise bildete ich mir ja alles nur ein und Fiona schlief. Ich schloss die Lider und fasste mich an. Seit langer Zeit das erste Mal.

Ein Geraschel veranlasste mich, die Augen wieder zu öffnen. Ich konnte Fionas Umrisse unmittelbar vor mir erkennen. Mit einer einzigen fließenden Bewegung streifte sie ihr Baumwollhemdchen über den Kopf und stand nun völlig nackt vor mir. Ich betrachtete sie still voller Begehren und hielt die Luft an.

„Fünfundachtzig, sechzig, hundert!“, flüsterte sie. „Fällt Ihnen dazu jetzt etwas ein?
„Hundert?“, fragte ich ebenso leise zurück.
„Ein Wort über meinen Bratarsch und ich mache dich fertig, Gabriel“, erwiderte sie mit einem leisem Seufzen aber auch einem Lächeln in der Stimme.

Ich legte die Hände auf ihre Hüften, spürte die Wärme ihrer Haut, sog den Duft ihres Schoßes ein und fühlte meine inneren Widerstände wie von einer Flutwelle davon gerissen. Mit katzenartiger Gewandtheit kletterte sie rittlings auf meinen Schoß und nahm mich in sich auf, so wie sie mich vorfand. Sie zog meinen Kopf an ihre Brust, streichelte mir unter unverständlichen Lauten das Haar und ich umschlang ihre schlanke Taille mit den Armen.
So saßen wir, für eine Sekunde, eine Minute, einen Tag, eine Ewigkeit jeder mit dem anderen und im Ganzen mit dem Universum eins, geborgen und beschützt, bis wir unbewusst und in völliger Übereinstimmung taten, was die Natur uns gebot.

Die Nacht verging im Sinnenrausch. Wir liebten und vergaßen uns, verloren uns keuchend und mit schrecklicher Wildheit, mit Zähnen, Klauen, Haut und Haar in- und aneinander, als sei es das erste und das letzte Mal, - die Blinde und der Penner.

8.

Die Zwillinge parkten ihren schwarzen Cayenne einige Straßen weiter, stiegen aus und zogen die Kapuzen ihrer dunklen Pullover über den jeweiligen Kopf. Um diese Zeit lag die ruhige Wohnstrasse des Barmbeker Komponistenviertels fast wie ausgestorben. Die beiden trugen schwarz gefärbte Vollbärte. Auch die Haare waren dunkel nachgetönt. Die Namen Seif und Abdullah hatten sie angenommen, nachdem sie zum Islam konvertiert waren und noch bevor sie für drei Jahre im Nahen Osten untertauchten. Das sollte verbergen, dass ihre ursprünglichen christlichen Taufnamen Peter und Paul lauteten. Während ihres persönlichen Djihad in Syrien und im kurdischen Grenzgebiet bestand Gelegenheit, sich ein paar spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen, die sie nun gut verwenden konnten, nachdem ihr Führer ihnen die deutsche Niederlassung anvertraut hatte.

Sie näherten sich der kleinen Altbauvilla von hinten, über den Sportplatz, durch den bepflanzten Garten, der gute Deckung sowohl gegen die Straße, als auch gegen das Gebäude selbst bot. Die geschmeidige Sicherheit, mit der sie sich bewegten, ließ vermuten, dass sie solche nächtlichen Ausflüge auf fremde Grundstücke öfter durchführten oder doch zumindest gewohnt waren, sich in offenem Gelände möglichst unsichtbar zu bewegen. Mit katzenartiger Gewandtheit überwanden sie die meterhohe Mauer und den modernen Zaun, der die Terrasse des Gebäudes vor neugierigen Blicken schirmte. Sie postierten sich links und rechts der raumhohen Glastür, die ins Haus führte.

„Und wenn sie nicht aufmacht?“, raunte Abdullah seinem Bruder zu.
„Die gottlose Hure wird öffnen. Allah ist mit uns. Lass mich nur machen.“ Er fummelte ein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich eine weibliche Stimme meldete.
„Ich bin auf der Terrasse. Ich muss dich sofort sprechen. Mach auf. Es geht um Leben und Tod. Kein Licht!“, krächzte er mit heiserer Stimme ins Mikrofon und legte auf.
„Sie kommt. Du weißt was zu tun ist.“ Abdullah nickte. Mit einer fließenden Bewegung postierten sie sich links und rechts der Tür, den Rücken flach an die Wand gepresst. Bereits nach kurzer Zeit schien sich jemand im Inneren des Hauses an der Tür zu schaffen zu machen.
„Du hast sie wohl nicht alle, hier mitten in der Nacht aufzutauchen. Hast du unsere Abmachungen vergessen? Und was soll das, es geht um Leben und Tod?“, beschwerte sich die Frau, die im Nachtgewand die Terrassentür öffnete mit unterdrückter Stimme.
Abdullahs Antwort hörte sie nicht mehr. Mit einem trockenen Knacken brach ihr Jochbein, als er sie mit dem Schlagring im Gesicht traf. Sie ging sofort zu Boden.
„Los, rein!“, befahl Seif. Du bringst sie in den Heizungskeller. Ich suche nach Laptop und Handy.

Als Seif wenige Minuten später im Keller erschien, hatte sein Bruder die Frau bereits mit Kabelbinder an einem an der Decke verlaufenden Wasserrohr befestigt. Sie war nackt. Offenbar hatte Abdullah sie mit einem Eimer kalten Wassers aufgeweckt. Ihr blondes Haar klebte wirr am Kopf. Aus einer Platzwunde im Gesicht tropfte Blut. Ihr linkes Auge war bereits blau unterlaufen und dick angeschwollen, das angsterfülltes Gesicht von Panik gezeichnet.

„Bitte! Wenn Sie Geld wollen, alles was ich im Haus habe liegt in der Schreibtischschublade im Arbeitszimmer, der Schmuck ist in einer Schatulle im Schlafzimmerschrank, die Kreditkarten sind in meiner Handtasche, bitte, tun Sie mir nichts“, schluchzte sie.
„Madame, ich entschuldige mich für Ihre unkomfortable Lage“, begann Seif in höflichem Plauderton, „mein Bruder ist mitunter etwas jähzornig und unbeherrscht wenn er länger warten muss. Bitte haben Sie dafür Verständnis. Wir haben nur einige Fragen. Ich bin sicher, Sie werden uns helfen, dann verlassen wir Sie unverzüglich und Sie können in Ruhe den Notarzt rufen. Einverstanden?“ Die Frau nickte verängstigt.
„Wo ist Bastian Rausch?“, fragte er unvermittelt mit scharfer Stimme.
Das Opfer riss die Augen auf. „Ich, ich, ich weiß es nicht“, stammelte sie.
„Wallah billah? Bist du sicher, Weib, schwörst du bei Gott?“, fragte Seif ruhig, während Abdullah sein Bowiemesser zog und unvermittelt eine Brustwarze der Frau zwischen Daumen und Zeigefinger zwirbelte.

Eine halbe Stunde später verließen die Brüder das Gebäude durch den Hauseingang, nachdem sie im Inneren sorgfältig den Blutfleck vor der Terrassentür entfernt, ihre sonstige Spuren verwischt und den Anrufbeantworter eingeschaltet hatten. Die Tür zum Heizraum hatten sie abgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Seif buchte mit Hilfe des Notebooks der Frau eine Bahnfahrkarte 1. Klasse nach Wien und bezahlte mit ihrer Kreditkarte. Die Handtasche mit Handy, Geldbörse und Notizbuch, sowie den Laptop nahmen sie mit. Seif drehte den Schlüssel zur Haustür zweimal im Schloss um und entsorgte den Bund einige Strassen weiter in einem Gullischacht.
„Wenn der ungläubige Schmierfink sich meldet“, meinte Seif, „können wir unseren Auftrag zu Ende führen. Der Mullah wird zufrieden sein und wir haben unsere Bewährungsprobe bestanden.“ Er las noch einmal die Mail, die er mit dem Handy der Frau geschrieben hatte:

„Ich muss Dich dringend sprechen. Zwei Männer verfolgen mich. Araber. Nenn mir einen Treffpunkt per Mail. Ich werde dort hinkommen. Keine Telefonate!“

Er entfernte die SIM-Karte aus dem Telefon und ließ es achtlos zu Boden fallen. Abdullah zerstörte es mit einem Tritt seiner Springerstiefel und kickte es zu dem Schlüssel in den Gulli.
In aller Ruhe bestiegen die beiden ihren schwarzen Geländewagen und fuhren davon.


9.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich erwachte. Widerstreitende Gefühle tobten in mir. Was nun? Diese Frau hatte es mit ihrer direkten Art ohne großen Anlauf geschafft, meine fest verrammelte Tür weit aufzubrechen oder, wenn wir schon bei Metaphern sind, meine sorgfältig gepflegten Mauern einzureißen. Wollte ich das zulassen? Ich lag eine ganze Weile still auf dem Rücken und lauschte in mich hinein.
In der Küche fand ich meine frisch gewaschenen und getrockneten Sachen. Fiona musste schon fleißig gewesen sein. Ein Zettel, mit krakeliger Handschrift mehr gemalt, als geschrieben, lag daneben:
„Muss in die Praxis. Bleiben Sie, wenn Sie wollen und machen Sie sich nützlich!“ Es irritierte mich, dass sie nach dieser Nacht ohne Umschweife wieder zum förmlichen „Sie“ zurückkehren konnte.

Ich zog mich an, packte und suchte in den Schränken nach etwas Essbarem, fand Fionas Bargeld-Vorrat in der Zuckerdose, steckte fünfzig Euro ein und verließ das Haus. Die zwei Kilometer zum Autobahnzubringer lief ich fast. Ich hob den Daumen und stieg in das erste Auto, dessen Fahrer anhielt. Das Ziel spielte keine Rolle. Nur weg.
*umfall*
heftig und doch geahnt
es ist wie das Leben
hart aber ungerecht
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
754 Beiträge
Spannend! Während Kapitel 7 eine Lovestory vermuten lässt, dreht sich das Ganze in Kapitel 9 zu ernüchterndem Realismus. Kapitel 8 ist vermutlich der Anfang einer zweiten Handlungsebene. Lässt sich sehr gut an und geht hoffentlich in die zweite Runde. Insgesamt gefällt mir das super! *zugabe* *sabber*
******ens Frau
1.137 Beiträge
dann kann ich leider nicht weiterlesen *gruebel*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
FSK 18
Wie ich gerade sehe, sind die letzten Kapitel unter FSK 18 gestellt worden. Ich habe die Moderation gebeten, das noch einmal zu überprüfen, weil ich eigentlich der Ansicht war, nichts jugendgefährdendes geschrieben zu haben.
Vielleicht haben wir ja Glück und die Geschichte wird wieder freigegeben. Falls nicht, bitte ich Interessenten um Nachricht per CM. Ich werde in dem Fall sicher weiterhelfen können.
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