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Wie geht Ihr mit dem Schmerz und der Enttäuschung um?

Wie geht Ihr mit dem Schmerz und der Enttäuschung um?
Hallo,

Ich bin gefühlsmäßig in einer für mich ausweglosen Situation und möchte einfach mal wissen, ob meine Gefühle und Empfindungen normal, oder eher unnormal sind.

Nach einer 5 jährigen Ehe beendete meine Frau die Beziehung.
Das alleine hat mich emotionell schon so stark getroffen, dass ich mir ein Leben, wo ich wieder Glück und Liebe empfinden kann, nicht vorstellen konnte.

Man versucht natürlich, sich die üblichen Phrasen einzureden wie z. B. - Zeit heilt alle Wunden, - schau nach vorne, nicht zurück, - alles ist für irgendwas gut, bla bla bla ...

Als ob es nun nicht schon schwer genug für mich wäre, bekomme ich mit das alles, was sie in der Ehe gesagt und geschworen hat, nur leere Worte wahren.

• Rückblick:

Du bist in einer längeren Beziehung, es gibt die üblichen Probleme, aber eigentlich nichts, was man nicht gemeinsam aus der Welt schaffen könnte.
Anstatt aber mit dem Partner zusammen über eine Lösung, oder einen gemeinsamen Weg dorthin, zu arbeiten, geht sie ihren eigenen Weg.
Sie lernt auf verschiedenen Internetseiten und im Büro Männer kennen, natürlich heimlich der Mann darf davon ja nichts wissen. Sie beteuert ihm aber weiterhin ihre Liebe und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl.
Inzwischen hat sie auch Sex mit anderen Männern, wieder heimlich, die Beteuerungen sind aber immer noch die gleichen.
Das scheint so eine ganze Weile zu laufen und jeden Tag belügt sie den Mann erneut, wenn sie sagt, ich stehe immer hinter dir, Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben usw.
Inzwischen scheint schon eine Beziehung zu einem anderen entstanden zu sein.
Mit Ausreden wie, ich muss länger arbeiten, ich schlafe bei einer Freundin oder wir haben Weihnachtsfeier, nutzt sie jede Gelegenheit mit dem, oder vielleicht sogar mit den anderen zusammen zu sein. In der ganzen Zeit eine Lüge nach der anderen.
Nun kommt es: Sie beendet die Beziehung. Man könnte ja nun erwarten, dass sie wenigstens nun mit offenen Karten spielt, aber nein. Sie bemitleidet sich selbst, wie schlecht es ihr geht und das sie keine Kraft mehr hat, um die Partnerschaft zu kämpfen.
Und außerdem will sie einem dann noch erzählen, dass es der einzige Weg gewesen wäre, dem Mann aus einer Krise zu helfen, an der sie aber durch ihr Verhalten maßgeblich beteiligt war.
Nach der Trennung, wieder Lügen. Lass uns freunde bleiben, - ich bin trotzdem immer für dich da, - es hat nichts mit einem anderen Mann zu tun, - du bist mir sehr wichtig. Und auch wieder dieses Selbstmitleid – ich habe keine Kraft mehr, ich bin innerlich tot. Oder der Vorwurf, dass die ganzen Jahre nur schlecht waren, um dem Mann noch ein schlechtes Gewissen machen zu können und vom eigenen Versagen abzulenken.

- Rückblick Ende

Im Moment habe ich eine bunte Palette an Gefühlen in mir, Trauer, Enttäuschung, Wut, Hass. Sogar Mitleid, weil sie niemals merken wird, wenn sie jemand aufrichtig liebt, obwohl sie versucht sich das immer einzureden. Aber nach kurzer Zeit die Schuld beim Partner sucht und sagt; Du kannst mich nicht lieben, wie ich es brauche oder einer liebt immer mehr ...
Sie hatte schon viele Beziehungen und hat über jeden ihrer Ex viel Negatives zu berichten, nur über sich nicht, sie war immer das Opfer, von Kindheit an.
Leider äußert sie sich zu nichts (bei mir nicht), sodass ich mit dem Chaos in meinem Kopf leben muss.
Deshalb schreibe ich wieder ins Forum, um zu fragen:
Wie geht Ihr mit euren Gefühlen um, wenn ihr wisst, Ihr wurdet belogen und betrogen von jemandem den Ihr geliebt habt?

Lieben Gruß Swen

P.S. Es geht mir hier nicht um die Aufarbeitung der Fehler in unserer Ehe, sondern allein um den Umgang der oben genannten Gefühlspalette.
*****_68 Mann
8.551 Beiträge
Was soll man Dir denn schreiben?!
In Deiner Situation ist es klar, dass Du leidest wie ein Hund.
Man kann Dir auch nur zu den Dingen raten, die Du schon erwähnt hast.
Auch wenn es noch so abgedroschen ist, Zeit heilt alle Wunden und der Blick nach vorne hilft.
Hobbies ergreifen, den Freundeskreis erneut aktivieren, falls man ihn vernachlässigt hat - all diese Dinge erleichtern das Verdrängen.
Was Du aber für die Zukunft tun solltest.
Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
Auch meine Beziehungen gingen schon nach solch einem Zeitrahmen auseinander - doch extrem gelitten habe ich nie.
Absolute Offenheit war immer die Devise.
Das bewahrt einen vor diesem unerwarteten Schock und seinen Spätfolgen.

Al
es gibt ein Sprichwort:

"Wenn jemand hinterher der Dumme ist, kann er sicher sein, daß er es schon vorher war."

Alles was mit Emotionen zu tun hat ist schwer in Worte zu fassen. Die Frage die ich mir da immer stelle ist, was hat mich emotional zu einem solchen Menschen gezogen? Wenn dann unterm Schlußstrich nicht viel bleibt, dann kann ich ihn auch aus meinem Herzen streichen, denn dann nimmt er nur unnötig Platz weg. Das ist jetzt auch sehr einfach gesagt weil die Gefühle die du hast bei mir fehlen. Ich gebe dir auch nur eine rein sachliche Erklärung was ich tun würde.

Ansonsten gilt, jeder "normale" Mensch wird sowas überleben und auch "weiterleben".

Wenn ich mir vorstelle, ich hätte nicht so manche Enttäuschung im Leben erlebt, hätte ich nie die Möglichkeit bekommen dieses Glück das ich jetzt habe, zu erleben....
*autsch* das klingt jetzt total abgedroschen... aber:

jede medaille hat zwei seiten! jede erfahrung kann dich brechen, oder stärken - einzig du bestimmt, was du mit deiner erfahung machst...

ich wünsche dir die richtige entscheidung!
Als ob es nun nicht schon schwer genug für mich wäre, bekomme ich mit das alles, was sie in der Ehe gesagt und geschworen hat, nur leere Worte wahren.

Hm......laß Deiner Enttäuschung freien Lauf und ebenso Deiner Trauer aber verharre bloß nicht einfach in einer reinen Opferdenke, denn diese macht ohnmächtig und erzeugt nur ein Selbstmitleid, welches schon depressiv machen könnte mitunter.

LG, baba v.d. schrullen
Vielleicht...
.... ist das ja die richtige Zeit um Dich Deiner Gitarre endlich mal zu widmen.

Mach bloß nicht den Fehler völlig in Deiner Opferrolle aufzugehen. Hab gesehen Du bist in einer Beziehungsopfergruppe.
Da kopierst Du ja dann schon Deine Ex, oder?

Hab´s bei meiner Mutter gesehen: Mein Vater war immer an allem Schuld.

Ich würde Dir empfehlen, Dir ein zeitliches Limit zu setzten für Deine Opfergefühle, lasse sie nicht chronisch werden, so wie meine Mutter das getan hast. Du verbaust Dir damit alles. Wer hört schon gern solche Geschichten zum xten Mal.

Steh zu Deinem Verhalten und wenn Du Dir nichts vorzuwerfen hast, sondern nur Deiner Ex, dann schätze Dich glücklich, dass Du Du alles so richtig gemacht hast wie möglich und nach Deinem besten Gewissen gehandelt hast.

LG

Schutzi
Du
bist völlig normal- im Gefühlschaos eben. Wann hast du all die Gefühle? Sicher nicht, wenn du schläfst, also nur , wenn du denkst. Und woran denkst du, wenn die Gefühle dich lähmen? Denkst du dann an das, was in dem Moment gerade ist oder denkst du an das, was war?
Gruß SEIN
Den Schmerz, die Wut, die Trauer...
... und alle anderen Emotionen die dich am atmen hindern zuerst einmal zulassen. Ja, genau das tut verdammt weh. Genau so soll es sein damit es auch heilen kann. Denn ohne dein aktives dazutun verheilt auch alle Zeit der Welt nicht einfach so wie von Zauberhand deine Wunden.

Such dir n'en Coach, nein keinen Freund, keinen Kumpel ich denke da an einen neutralen Fachmann, der sich in Beziehungsthematiken nicht nur erfahrungsgemäss, sondern auch beruflich in psychologisch therapeutischer Weise auskennt.
Das hat mindestens zwei Vorteile:
zum einen bekommst du bestimmt die eine oder andere "richtige" Frage gestellt und zum anderen wirst du beispielsweise einmal wöchentlich für eine bestimmte Zeit mit einem definierten Anfang und ebensolchem Ende deine Geschichte deponieren können um u.a. die Gefahr dich in der Endlosschleife zu verheddern zu minimieren.

Das Wichtigste ist jedoch (für mich zumindest) die Grundsatz-Frage wieviel Energie du wo hineingeben willst. Du kannst deine Ex-Frau nicht ändern, aber du kannst deinen (An-)Teil dabei so anschauen und dir dabei Unterstützung holen, dass du wieder atmen kannst.
@ Schutzi

Ich möchte dir mit deiner Meinung allumfassend recht geben.

Neben dem Seelenschmerz, der nachvollziehbar ist, gibt es eben doch noch die andere Seite - die ehemalige Partnerin. Die, die nicht in der Lage war offen zu sein. Sie war scheinbar rastlos, unglücklich: vor allem mit sich selbst.
Daraus eine Liebesunfähigkeit zu schlussfolgern, ist zu kurz gefasst meiner Meinung nach.

@****-m

Lieber TE, vielleicht beweist du deine eigene (Menschen)Liebe, deine (personenunabhängige) Liebesfähigkeit, indem du deiner ehemaligen Partnerin verzeihst.
Dieser Weg ließ mich selbst mehr meinen Schmerz beseitigen, als jedes Nachtreten, Verdammen und Hassgefühl.

Vielleicht kommt bei dieser Art der Problembewältigung aber auch einfach mein Pragmatismus besonders deutlich zum Ausdruck. Und ist so sicher auch nicht jedermanns Sache.

Ich wünsche dir einen guten Weg.

ANyPLY (w)
Dem
stimme ich zu, Verzeihen ist ein Muss, sonst gibt es kein Loslassen- meine Meinung. Aber wie verzeiht man, lächel...
Gruß SEIN
****ine Frau
36.968 Beiträge
Mir scheint es, als wisse deine Ex auch nicht so recht, wo sie steht. Wenn sie sagt, eure gemeinsamen Jahre waren alle schlecht, wird das natürlich übertrieben sein.

Dein Schmerz ist natürlich, verständlich und normal.
Ich finde es wichtig, das du ihn zuläßt und auch hinsiehst.
Nur so kann man es richtig verarbeiten, laß dir Zeit und nimm sie dir auch.

Ich wünsche dir alles Gute.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
Bei der Frage..
Ich bin gefühlsmäßig in einer für mich ausweglosen Situation und möchte einfach mal wissen, ob meine Gefühle und Empfindungen normal, oder eher unnormal sind.

erinnere ich mich an folgenden Lesestoff ... *blume*

Die Komponenten des Liebeskummers


Erste Komponente des Liebeskummers:
Die Entzugserscheinungen
"Ich möchte ihn/sie sehen, mit ihm/ihr sprechen, jetzt und auf der Stelle." Der Drogensüchtige auf Entzug. Das von seiner Mutter getrennte Kind.

Von allen Komponenten machen sich die Entzugserscheinungen auf physischer Ebene am stärksten bemerkbar, daher verwenden wir für sie auch das gleiche Wort wie für den Zustand des Süchtigen, der seiner Droge beraubt wurde. Aus dem uns interessierenden Gebiet betreffen die Entzugserscheinungen das geliebte Wesen, welches momentan oder für immer unerreichbar ist, wobei die Distanz geographischer oder affektiver Natur sein kann. Ein solcher Entzug führt zu Schlaflosigkeit, Aufgewühltheit, Appetitstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten selbst in Situationen, bei denen volle Aufmerksamkeit gefordert ist (man hat eine wichtige Sitzung, muss Autofahren, ein Flugzeug steuern..), und ganz allgemein hindert er uns daran, noch irgendwelches Vergnügen zu empfinden, selbst bei Betätigungen, die uns sonst Spaß gemacht haben. Diese schrecklichen Folgen des Entzugs können vorübergehend durch die Aufnahme bestimmter Substanzen gemildert werden (diverse durch Fermentation oder Destillierung gewonnene alkoholische Getränke, Nikotin, Tranquilizer, Betäubungsmittel) oder auch durch Aktivitäten, die einen sehr beanspruchen (intensive Arbeit, Fernsehen, körperliche Ertüchtigung, Geschlechtsverkehr mit einer neuen oder auch früheren Partnerin), aber je weiter man die Entzugserscheinungen auf Distanz gebracht hat, desto heftiger kehren sie wieder - wie ein wildes Tier, das nur ein paar Schritte zurückweicht, um uns noch stürmischer angreifen zu können.
Umgekehrt werden die Entzugserscheinungen durch gewisse Orte, Personen oder Begegnungen verschlimmert, welche die Erinnerung an das geliebte Wesen heraufbeschwören: der Park, in dem man gemeinsam spazieren ging, das Restaurant, in dem man sich traf, der Freund, der unsere Liebe miterlebt hat, die sanfte Melodie, die das geliebte Wesen in glücklichen Augenblicken so gern vor sich hin summte. Eine noch grausamere Erfahrung ist es, wenn man zufällig einen Gegenstand entdeckt, den das geliebte Wesen zurückgelassen hat. Lippenstifte, die noch im Bad herumliegen, ein altes Paar Pantoffeln ganz hinten im Wandschrank - all das kann uns zu solchen Gipfeln des Schmerzes und der Emotion führen, wie sie kein Meisterwerk der Sinfonik, Malerei oder Dichtkunst je in uns hervorrufen könnte.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
Die zweite Komponente des gemeinhin Liebeskummer genannten Zustandes ist das Schuldgefühl.

Wir schreiben uns die Verantwortung für den Verlust des geliebten Wesens zu und werfen all unsere Worte und Taten vor, die vielleicht zum Niedergang der Liebe beigetragen haben. Besonders schmerzlich sind dann Erinnerungen an Härte, Nachlässigkeit oder sogar Spott gegenüber jenem geliebten Wesen, das uns, im Nachhinein betrachtet, trotz unserer Verfehlungen großzügig zu lieben schien. Diese Vorwürfe nehmen im Allgemeinen die Gestalt von Fragen an, die wir an uns selbst richten: "Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein, als sie meine Hilfe brauchte? Wie konnte ich so mürrisch zu ihr sein, während sie alles tat, damit ich wieder gute Laune bekam? Wie konnte ich so blöd sein, jenem anderen Mädchen schöne Augen zu machen, obwohl ich wusste, dass es ihr weh tat? Wie konnte ich zuschauen, als sie sich von diesem dämlichen Kerl den Hof machen ließ, warum bin ich so untätig geblieben, hatte ich zuviel Selbstsicherheit oder im Gegenteil zu wenig? Warum bin ich auf ihre Andeutungen über eine gemeinsame Zukunft nicht eingegangen, obwohl sie damals von einer solchen träumte und nichts anderes wollte, als mich zu lieben?"
Im Nachhinein erscheint das geliebte Wesen als ein Wunder an Zärtlichkeit, Ehrlichkeit und Großzügigkeit, während wir selbst uns unaufmerksam und egoistisch benommen und nicht auf sein Glück geachtet haben. Diese bohrenden Schuldgefühle können uns dazu drängen, dem geliebten Wesen lange reuevolle Briefe zu schreiben, in denen wir ihm unsere unvergängliche Liebe zusichern. Das Abfassen dieseer Briefe verschafft uns eine ungeheure Erleichterung, welche jedoch von kurzer Dauer ist, um so mehr, als das geliebte Wesen auf unser Schreiben im Allgemeinen nicht reagiert.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
Die dritte Komponente ist der Zorn.

Während wir bei den beiden vorangegangenen uns selbst alle Verfehlungen beschuldigten, welche uns dem geliebten Wesen entfremdet haben, bezichtigen wir nunmehr den Gegenstand unserer Liebe, sich uns gegenüber unwürdig aufgeführt zu haben. Die Person, die uns verlassen hat, verliert in unseren Augen ihren Heiligenschein aus Anmut und unendlicher Güte; ganz im Gegenteil scheint sie uns jetzt ein perverses, flatterhaftes, undankbares Wesen zu sein, mit einem Wort, ein Luder, ein Dreckskerl ersten Ranges und jetzt möchten wir sie nicht wiedersehen, um ihr unsere unwandelbare Liebe und aufrichtige Zerknirschung zu bezeugen, sondern höchstens, um ihr die Flammen unseres Zorns ins Gesicht schlagen zu lassen. Die dritte Komponente manifestiert sich also in Gestalt quälender Anwandlungen von unterdrückter Wut, die wahre Sturmstärke erreichen können, wenn wir uns an all die Verfehlungen erinnern, welche das geliebte Wesen uns gegenüber an den Tag gelegt hat, besonders in den letzten Wochen vor der Trennung. Es hat uns tagelang ohne Nachricht gelassen, obgleich es uns doch versprochen hatte, dass wir in Kontakt bleiben. Und diverse Indizien lassen im Nachhinein vermuten, dass es, bevor es uns tatsächlich verließ, schon seit unbestimmter Zeit mit unserem Rivalen/unserer Rivalin verkehrte, und die exakte Zeitdauer dieses Verhältnisses suchen wir mit derselben Hartnäckigkeit aufzudecken, mit der ein Paläontologe das genaue Alter eines Dinosaurierkiefers zu bestimmen sucht. Kurz bevor sich das geliebte Wesen uns entzogen hat, hatte es uns noch so zärtliche Worte gesagt und uns seiner Liebe versichert. Wenn das eine Lüge gewesen war, hätten wir einen weiteren Beweis für seine oder ihre infame Doppelzüngigkeit; sollte es jedoch ehrlich gemeint gewesen sein, so würde er oder sie sich damit als flatterhaftes, unstetes und verantwortungsloses Geschöpf entpuppen.
Dieses Gefühl des Grolls erreicht manchmal solche Intensität, dass es überzuschwappen droht: Wir reden dann laut zu uns selbst und geißeln das geliebte Wesen mit scharfen Worten, als stände es uns gegenüber; wir stellen uns vor, wie es zittert, weint und unter der Gewalt unseres gerechten Zorns um Vergebung bittet. Das nächsthöhere Stadium ist erreicht, wenn wir die diversen Anrufbeantworter und E-Mail-Adressen des geliebten Wesens mit drohenden und anklagenden Nachrichten beschicken oder ihm sogar Briefe schreiben, in welchen wir unserem Zorn mit so gut gewählten Worten Ausdruck verleihen, dass der Andere beim Lesen genauso leiden soll wie wir selbst.

Von solchen Vergeltungsmaßnahmen wird abgeraten, denn kaum hat man die Botschaft hinterlassen oder den Brief eingeworfen, kann man von einem neuerlichen Ansturm der zweiten Komponente überrascht werden - dem schuldbewussten Nachgrübeln über die eigenen Fehler -, der noch verschlimmert wird durch die plötzliche Einsicht, dass man gerade eine irreparable Tat begangen hat, welche die Rückkehr des geliebten Wesens ganz unmöglich macht, eine Rückkehr, die man sich trotz gegenteiligen Anscheins sehr erhofft.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
Die vierte Komponente des Liebeskummers ist die Selbstentwertung.

Der Fortgang des geliebten Wesens hat einen Großteil Ihrer Selbstachtung zerstört. Es war ja ohnehin vorhersehbar gewesen, dass das geliebte Wesen, jene außergewöhnliche Person, nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren des Umgangs mit Ihnen schließlich ihre ganze Mittelmäßigkeit erkennen und zu verabscheuen beginnen würde - eine Mittelmäßigkeit, die Sie nur so lange zu verschleiern wussten, bis Sie das geliebte Wesen verführt hatten. Jetzt, wo sie allein dastehen, werden Ihnen alle Punkte, in denen Sie anderen Menschen unterlegen sind und die Sie bis dahin erfolgreich vergessen oder relativiert hatten, auf einmal als unüberwindbare Schwächen erscheinen.
Es ist klar, dass derart schwere Makel Sie von nun an definitiv zur Einsamkeit verdammen werden oder dass Ihnen höchstens noch Liebschaften zweiter Wahl offenstehen, so dass Sie Ihrem geliebten Wesen ewig nachtrauern werden (In dieser Phase Ihrer Überlegungen haben sie neue Attacken der ersten und zweiten Komponente zu befürchten.)Was Sie mit dem geliebten Wesen erlebt haben, war ein Glück, dessen Sie nicht würdig waren und das Sie ja auch nicht zu verlängern wussten - ein Paradies, zu dem Sie überhaupt nur Dank des übergroßen Wohlwollens des anderen Zutritt hatten. Sie konnten ihre bequemen Überlegenheitsgefühle pflegen, solange Sie sich auf Ihr Reich des Mittelmaßes beschränkten - wie eine in Gefangenschaft aufgezogene Robbe, die sich in Meerwasserbecken für den König hält. Ihr Werben um das geliebte Wesen hat Sie jedoch hinausgetrieben auf die Hochsee der Gefühle, wo nur die Besten bestehen. Das erdrückende Leid, welches Sie heute empfinden, ist die gerechte Buße für Ihre mit anmaßendem Hochmut gepaarte Nullität.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
Die fünfte Komponente ist die Angst.

Die Angst vor immerwährender Leere. Der intuitive Gedanke, dass Ihr restliches Leben nur eine emotionale Wüste sein wird, da das geliebte Wesen Ihnen nicht mehr Gesellschaft leistet. Sie merken, dass Ereignisse oder Abenteuer, die Sie früher bewegt,erfreut oder traurig gestimmt hatten, Ihnen nunmehr gleichgültig geworden sind. Sie gewinnen den Eindruck, seither überhaupt nicht mehr viel zu fühlen.In dieser Stimmung nun beschleicht Sie der beunruhigende Gedanke an die fünfte Komponente. Sie fragen sich, ob diese Anästhesie Ihrer Sinne vielleicht endgültig ist. Gewiss, Sie arbeiten noch, Sie machen neue Bekanntschaften, haben hier und da ein Abenteuer oder eine Liaison, ja vielleicht heiraten Sie sogar eine Person, die in Sie verliebt ist, aber all das interessiert Sie nur mittelmäßig, ein bisschen so, wie man sich im Fernsehen langweilige Sendungen anschaut, weil man zu träge ist, sich zu etwas anderem durchzuringen. Ihr Leben kann durchaus noch Buntheit und Abwechslung zu bieten haben, aber Sie werden es so interessant finden wie eine jener bunten Fernsehshows, also sehr wenig. Und dennoch müssen Sie diese große Suppenschüssel voll fader Brühe Tag für Tag auslöffeln. Andere Komponenten des Liebeskummers werden Sie natürlich nach und nach verlassen haben, die Entzugssyndrome werden verschwunden sein, wie es normal ist bei Süchtigen, die sich ihrer Droge lange genug enthalten haben. Ein bestimmter Ort, eine Melodie, ein Duft können die Erinnerungen an das geliebte Wesen bisweilen noch wieder erwecken, ein Schwall des alten Entzugsleidens durchströmt Sie von Neuem, Ihren Freunden fällt auf, dass eine unsichtbare Wolke über Ihr Gesicht hinweghuscht. Manche begreifen sofort und werden versuchen, Sie abzulenken oder vom gefährlichen Ort hinwegzuführen, so wie man einen bekehrten Trinker nicht allzulange vor einer Bar herumstehen lässt. Und tatsächlich wird man Sie vergleichen können mit jenen Alkoholikern, die über ihre verhängnisvolle Neigung triumphieren und nur noch Wasser trinken, aber gleichzeitig erkennen, dass ihr Leben intensiver, reicher und lustiger aussah, als der Alkohol noch ihr Gefährte war. Manch einer wird uns eingestehen, dass ihn sein Leben seither langweilt, und auch uns selbst werden diese Menschen oft ein wenig farblos vorkommen, obgleich sie ziemlich angenehm im Umgang sind. Der einzige Vorzug der fünften Komponente ist, dass Sie unter ihrem Einfluss die Widrigkeiten des Alltags gelassener ertragen - wie ein sehr erfahrener Seemann, welcher angesichts eines Windstoßes, der viele anderen Erzittern lässt, gleichmütige Ruhe bewahrt. Und so bleibt Ihnen jener eine Trostgedanke, den Sie hegen und pflegen: die ganze Geschichte mit dem geliebten Wesen hat Sie stärker und gelassener gemacht, und am Ende schaffen Sie es sogar, an den Wert dieser teuer erkauften Gelassenheit zu glauben - bis zu dem Augenblick, wo ein gewisser Ort, eine Melodie, ein Duft...
********hili Frau
15 Beiträge
Wie ich damit umgehe
Nach dem "Überleben" solcher Situationen, wie Du sie eben durchmachst, frage ich mich wie ich denken konnte, es ginge nie wieder weiter. Wie ich zweifeln konnte am Glück danach. Glaubte, mich nie wieder verlieben zu können...
Und doch hat es immerwieder funktioniert! Trauer und Wut zuzulassen, hilft mir beim Loslassen - beim Kopf frei kriegen. Wovor ich mich hüte, ist Verzweiflung... Zum Verzeihen brauche ich verdammt lang.

Aber wo bist Du in Deinen Ausführungen? Du schreibst nur von ihr... sie ist.../sie hat.../sie konnte nicht... Habt Ihr Euch lediglich in verschiedene Richtungen entwickelt oder fehlte da einer?

Ich wünsch Dir einen Weg aus dem Tal der Leiden.
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@wH
und was kommt nach der Angst ?

Also nicht in deinem "Konstrukt" sondern in dem Buch *zwinker*

*kissenschlacht* Erwin
*********t_bw Frau
841 Beiträge
@Erwin
und was kommt nach der Angst ?


Das hängt im Wesentlichen von dir und deinen weiteren "Konstruktionen" ab.. *lolli*

Vielleicht ...

Die Komponenten der Liebe

Erste Komponente der Liebe
Erfülltheit
(die Gegenseite der Entzugserscheinungen)

Das Glück, dem geliebten Wesen einfach nahe zu sein. Das Gefühl der inneren Ruhe, wenn wir das geliebte Wesen lachen, schlafen oder nachdenken sehen, das unvergleichliche Gefühl, einander einfach nur zu umarmen.


Zweite Komponente der Liebe
Freude am Geben
(die Gegenseite der Schuldgefühle)

Man ist glücklich darüber, andere glücklich zu machen. Man sagt sich, dass das geliebte Wesen mit uns Arten des Glücks kennenlernt, die ihm sonst verschlossen geblieben wären, dass wir ein neues Licht in sein Leben gebracht haben, genauso, wie es selbst ein Licht in unser Leben brachte.


Dritte Komponente der Liebe
Dankbarkeit
(die Gegenseite des Zorns)

Wir sind erstaunt und entzückt über alles, was wir dem geliebten Wesen verdanken, über die Freuden, die es uns gespendet hat, über die Art und Weise, wie es uns größer werden ließ, wie es uns Selbstvertrauen spendete und uns zu verstehen wusste, wie es Vergnügungen und Kummer mit uns teilte.


Vierte Komponente der Liebe
Selbstvertrauen
(die Gegenseite der Selbstentwertung)

Es macht uns froh, dass wir wir selbst sind, denn schließlich liebt uns das geliebte Wesen ja gerade mit unseren Stärken und Schwächen. Trotz aller Schicksalsprüfungen und Fehlschläge, der Kritik der anderen und der Unwirtlichkeit der Welt fühlen wir ein bisschen Vertrauen in uns, und das aufgrund einer Sache, die für uns wirklch zählt: der uns geschenkten Liebe.


Fünfte Komponente der Liebe
Heitere Gelassenheit
(die Gegenseite der Angst)

Wir wissen um die Wechselfälle des Daseins und seinen immer traurigen Ausgang, aber ebenso wissen wir, dass uns das geliebtes Wesen auf der Kreuzfahrt des Lebens begleiten wird. Krankheiten, die Prüfungen des Lebens, alles wird uns erträglich, wenn wir das geliebte Wesen an unserer Seite haben, in guten wie in schlimmen Zeiten, in glücklichen wie in schicksalsschweren Tagen.
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
Mist aber auch ...
Wir wissen um die Wechselfälle des Daseins und seinen immer traurigen Ausgang ...

ich bin nicht "wir", darum weiß ich nichts - zumindest nicht im "immer" - wie soll ich Pechvogel jetzt "heitere Gelassenheit" - die ich "Leichtigkeit" nenne, kennenlernen können *gruebel*

vorallem da ich doch auch "indoktriniert" von einem lieben Wesen bin, welches das auch (großteils) ganz ohne "einzigartig, immerwährende Paarliebe" ganz gut hinbekommen hat ... du kennst "sie" übrigens *zwinker*

Aber trotzdem schön und pathetisch wertvoll, was du da (ab-?)geschrieben hast *kissenschlacht*

Erwin *kuss*
Ganz ehrlich?

Ich finde diese ganze Nummer mit dem ablenken gar nicht so wirklich sinnvoll. Wenn du wieder allein bist, kommt der Schmerz eh zurück, vielleicht sogar noch krasser als erwartet.
Ich selbst habe 1,5 Jahre gebraucht um es zu überwinden. Und erst nach einem Jahr hab ich mich diesem Schmerz endlich hingegeben, hab mich darin ein, zwei Wochen verloren und dann fing ich an es zu verarbeiten. Langsam, aber stetig.
Heute bin ich darüber hinweg, zwar noch immer nicht beziehungsfähig, aber zumindest soweit, dass ich jemandem die Chance geben würde mein Vertrauen zu erarbeiten! Und der Rest wird von ganz allein dann kommen.
*********t_bw Frau
841 Beiträge
@Erwin
H-A-S-E ...
ich bin nicht "wir", darum weiß ich nichts - zumindest nicht im "immer"


Das immer bezog sich nur auf den traurigen Ausgang, von dem wir alle betroffen sein werden und

nicht auf deinen Bewusstseinszustand ...*liebguck*

*kissenschlacht*
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
ach soooo ...
das "immer" bezog sich also auf die Betroffenheit, wenn "es" schlecht ausgeht ?!

Entschuldige, dass mein immerwährender Bewußtseinszustand ( ähm welcher ist das *gruebel* ) das trotz deiner Verbalisierungskünste nicht sofort "richtig" gelesen hat ... *nase*

Erwin
**_n Mann
602 Beiträge
Sei froh das du so fühlst, zeigt es doch das du normal bist.

LG Ralph,
der dich nur zu gut versteht
schreiben
ich fange an zu schreiben.ich habe die erfahrung gemacht das man durch schreiben besser verarbeiten kann.na ja.manchmal hör ich auch extra liebeskummer mucke.man quält sich ja sonst nicht:-)
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