Ich kann zwar rational durchdenken, dass es unsinnig ist, jemanden zu lieben, der mich nicht liebt oder sogar misshandelt, aber meine Liebe stirbt nicht automatisch mit diesem Denkprozess. Gefühle sind rationalen Argumenten nicht gut zugänglich (das gilt übrigens nicht nur für die Liebe).
Gefühle sind zwar für Ratio nicht gut zugänglich, interagieren aber selbstverständlich mit anderen Gefühlen.
Dabei gilt das Grundprinzip der Motivation, Freude empfinden, Schmerz vermeiden.
Angst ist eine starke Macht, eine Illusion zwar, aber so wirksam, wie man sie eben sein lässt. Entsprechend zieht man angstmotivierte Entscheidungen der freudemotivierten vor.
Eine Strategie der Seele ist, sich in eine andere Illusion zu flüchten, um der Angst nicht zu begegnen.
Zum Beispiel das Verweilen in einer destruktiven Partnerschaft. Das kann eine Weile getragen werden von Zuneigung, Geduld und Hoffnung. Im Laufe der Zeit verschieben sich aber die Gewichtungen.
Wie kann man Zuneigung empfinden für jemanden, der sich entfernt und entfremdet? Wen liebt man denn da? Den, der er ist? Die verblassende Erinnerung? Die Illusion der eigenen Hoffnung?
Hoffnung kann eine sehr starke Kraft sein. Das doofe an Hoffnung ist zum einen, dass Hoffnung auch immer Abwesenheit von Erfüllung bedeutet. Auch unangenehm kann die Antwort auf die Frage sein, worauf hoffst Du? Die Wahrheit steht dann oft spürbar im Raum. Idealisiere ich meine Hoffnung als Liebe, muss ich mich diesen Ängsten nicht stellen, kann jede Zurückweisung heroisch ertragen, in dem ich mich zum tragischen Liebeshelden darin mache.
Der, der berührt... leider das eigene genährt werden verpasst.
Selbstwert und Selbsterhaltung, wie schon genannt, spielen eine wichtige Rolle darin, wie man mit Liebe umgeht.
Wie gesagt kippt im Laufe der Zeit die Gewichtung von Zuneigung, Geduld und Hoffnung, ebenso wie eine ungleiche Partnerschaft kippt, wie auf einer Wippe.
Irgendwann setzt eine Selbsterhaltung ein, dann, wenn man seine persönliche Schmerzgrenze erreicht hat. Man kann dann gewiss noch immer eine Zuneigung empfinden, ist aber mit der Geduld am Ende und hat auch keine Hoffnung mehr. Zuneigung kann man auch auf Distanz und in einer anderen Gestaltung des Miteinanders empfinden.
Der Punkt für mich bei der unerwiderten Liebe ist nicht, dass sie nicht erwidert wird. Das ist völlig legitim und überraschend gut auszuhalten in der freien Liebesidee.
Für mich ist der springende Punkt, wird meine Liebe nicht erwidert oder werde ich als Mensch abgelehnt? Und wenn ja, was treibt mich in diesem Zusammenhang zur Bereitschaft zur Selbstaufgabe. Das ist ja nichts Gesundes mehr, wie kann es da Liebe sein?
Liebe und Partnerschaft sind dynamisch, entwickeln sich, verändern sich und das dürfen sie auch. Natürlich ist, zu erhalten und pflegen was eint und dem was trennt nicht mehr Kraft zu geben als nötig.
Das machen aber viele Paare nicht. Sie versuchen etwas zu konservieren, was längst nicht mehr ist, verlieren sich darin und bestrafen einander für den Verlust.
Liebe braucht die Selbstverleugnung nicht. In der Liebe ist für alle und alles Raum.
Wer sich also selbstvergessen in einer destruktiven Partnerschaft wiederfindet und sich dabei an eine Liebesidee klammert, macht sich meines Erachtens etwas vor weil er Angst hat.
Da wird die Ablehnung innerhalb der Partnerschaft gerne relativiert, den die Verstrickung in der Partnerschaft suggeriert ja Verbindung.
Das kann man aber gut sicht/ und spürbar machen, was es als tragendes Fundament zwischen den Partnern gibt und was verstrickt.
Da wird Enge auch gerne mal mit Nähe verwechselt. Enge gibt auch halt, Sicherheit. Menschen, die sich selbst noch nie entfesselt erlebt haben neigen zu Angst vor sich selbst und entsprechend auch Angst vor Freiheit, die nunmal auch Grenzenlosikeit suggeriert.
Aus der Partnerschaft herauszufallen wäre entsprechend schrecklich. Sich dagegen IN der Partnerschaft ablehnen zu lassen, kann man schlucken. Ändert an der Ablehnung selbst aber nichts, was für mich etwas sehr anderes als unerwiderte Liebe ist.
Wie gesagt, Liebe braucht weder Schmerz, noch Schwere noch Opfer.
Ängste brauchen das.