Eingeschränkte Liebe: Rechtfertigung des eigenen Handelns?
Wer unglücklich liebt, so viel habe ich verstanden, der lebt vielleicht nur verdrängte Ängste und sollte versuchen, diese aufzudecken. Dieser Rat kommt nach meiner Beobachtung fast ausschließlich von Trennungserfahrenen.
Gibt es vielleicht eine andere Art, Liebe zu definieren, wenn man eine Trennung hinter sich hat? Oder ist das vielleicht auch ein Betrug, ein Selbstschutz, um sich die Trennung schön zu reden und Liebe kleiner zu machen, als sie vielleicht sein könnte?
Persönliche Antwort, für mich nicht. In der Fähigkeit alleine sein zu können, habe ich auch eine Liebe zu mir selbst entwickeln können. Das erlaubt mir, der Liebe Raum geben zu können, wann immer sie sich zeigt. Ich bin ja frei, warum sollte ich nicht wollen, dass sie sich entfaltet?
Wird Liebe denn größer in der Beschränkung oder im Schmerz? Oder ist Schmerz nur das intensivere Gefühl? Spüre meine Haut ja auch am intensivsten, wenn sie verletzt ist. Wie sinnvoll aber ist es, das ständig zu tun?
Wenn ich das räumlich denke, dann erscheint mir das logisch. Ich liebe aus mir heraus. Ich bin somit das natürliche Zentrum meiner Liebe. Ich bin frei, somit grenzenlos und kann jede Liebe, die empfunden wird, frei fließen lassen.
Ich muss mich nicht meiner Gefühle schämen, wie man auch mir versucht hat das beizubringen. Ich weigere mich aus tiefem Herzen das zu tun.
Ich empfinde Liebe sehr rein, unschuldig und nährend. Das bewahre ich mir, indem ich mich keinesfalls dafür schäme sie zu spüren und auch zu adressieren.
Wie liebt man denn unglücklich? Ich kann mich nur wiederholen, ich glaube nicht, dass das Gefühl von Liebe unglücklich macht.
Wann immer ich unglücklich war, war es nicht Liebe. Es war Zurückweisung durch jemanden, nach dem es mich gesehnt hat, es war Missachtung durch jemanden für den ich alles gegeben habe. Solche Dinge.
Man kann schenken und man kann sich verschenken. Emotionaler Fehlinvest ist möglich. Mit schmerzhafter Insolvenz als Folge.
Das ist aber nicht das Ergebnis von Liebe, höchstens einer aus Liebe motivierten Entscheidung.
Selbst wenn man das Geschenk der Liebe spürbar aufrichtig bedingungslos machen kann, so kann es schmerzen, darin ignoriert zu werden.
Selbstverständlich schmerzt es auch, wird das Geschenk mit Füßen getreten. Natürlich, hat man doch das kostbarste gegeben, was man hat, aus einem Gefühl der tiefen Freude heraus. Natürlich ist das ein Schlag ins Gesicht.
Das genau ist aber die spannende Ausgangsfrage in meinen Augen.
Es ist wunderbar so reich zu sein, beständig dieses Geschenk in den Raum zu stellen.
Wird aber, wie Meissner Porzellan in einem Affenkäfig, beständig zerdeppert, was mir doch kostbar ist, was bedeutet das denn?
Ist das Liebe, dem unendlich zuzuschauen? Oder ist das schlicht nicht stimmig für beide?
Ich persönlich würde durchaus irgendwann an den Punkt kommen zu sagen. Liebe Affen, ich mag Euch nach wie vor, komme gerne ab und zu auf eine paar Bananen vorbei.
Aber ich anerkenne, Eure Natur ist nicht mit meinen Gaben umzugehen und meine Natur ist nicht in den Trümmern meiner Liebe zu hausen, daher verlasse ich das Gehege und wähle eine artgerechte Umgebung.
Trennung ist nicht Liebesentzug oder -abbruch oder Bestrafung.
Es ist das Umsetzen in Umgebung, was auf einer anderen Ebene längst passiert ist.
Meine letzte Trennung war das Aussprechen dessen, was als Trennungsprozess über drei Jahre gelaufen ist. Wir konnten das thematisieren, waren traurig, dass wir so lange nicht mehr finden konnten, was wir mal hatten, haben aber auch beide empfunden im hier und jetzt längst kein Paar mehr zu sein.
Wäre es wirklich die größere Liebe gewesen in der gegenseitigen Zermürbung zu bleiben und sich gegenseitig ein erfüllendes Liebesleben zu versagen? Mir fehlt dazu die Phantasie.
Für mich muss Liebe frei sein und nur aus der Freiheit heraus kam ich lieben.