Brauchen wir ein drittes, non-binäres Personalpronomen?
...gibt es das, geht das oder brauchen wir das? Drei Fragen...Diskutiert wurde das in den Foren schon, aber Antworten zu finden, ist schwer. Deswegen von mir als GL'in der Gruppe "Non-binary" ein paar neue Überlegungen...
Die erste Feststellung: Die Sprache gibt es wahrscheinlich auch künftig nicht her.
Anstelle von SIE oder ER gibt es dann höchstes noch das grammatikalische Neutrum ES.
"Neutral" - das hieße jedoch Geschlechtslosigkeit; aber "geschlechtslos" sind "sich non-binär identifizierende Menschen" beileibe nicht!
Ich stolpere - das sei in diesem Zusammenhang einmal angemerkt - immer wieder darüber, dass es in der deutschen Sprache "das Kind" heißt. Bei aller Akzeptanz gegenüber einer gewissen "Geschlechtsunmündigkeit von Kindern" zucke ich dennoch jedesmal zusammen; denn ich persönlich kann mich gut erinnern, dass ich bereits mit 5 Jahren wusste, mich von der "männlichen Spezies" (in deren anatomische Gegebenheiten ich hinein geboren wurde) wesentlich zu unterscheiden - sprich: Ein geschlechtsspezifisch differenziertes Selbstverständnis existiert schon im frühen Kindesalter. Ich wusste mit 5 Jahren schon sehr sicher, dass ich kein Junge war!
Noch weit vor dem Personalpronomen gehört zu einem Menschen zu seiner Identifikation vor allem sein Name, aus dem sich dann zwangsläufig auch das Personalpronomen ergibt, das SIE oder ER für sich beansprucht.
Ich kenne non-binäre Menschen, deren Name mit ihrem körperbiologischen Geschlecht übereinstimmt wie auch solche, deren Name gegenüber den körperlichen Gegebenheiten abweichend dann mehr die Psyche, also die "andere Seite" betont - Letztere scheinen mir in der Mehrzahl zu sein; das ist verständlich, denn der den körperlichen Geschlechtsmerkmalen "gegensätzliche" Name hilft vielleicht ein wenig, die Diskrepanz zwischen "Innen und Außen" auszugleichen.
Namen, die eine geschlechtsspezifische Zordnung nahezu offen lassen, sind extrem selten. Sie wären vielleicht die Lösung; aber am Personalpronomen kommen auch die Meschen mit diesen Namen nicht vorbei...
Mein Gedanke:
Es wird sehr selten der Fall sein, dass ein Mensch mit non-binärer Geschlechtsidentität sich genau 50 zu 50 zwischen den Geschlechtern definiert; eher denke ich, dass es meistens eine gewisse "Tendenz" gibt; und die wird - das scheint mir ebenso einleuchtend - viel mehr vom "inneren Befinden" bestimmt sein.
In diesem Sinne bin ich CHRISTINE und denke für mich im Stillen konsequent und permanent SIE. Manchmal denke ich (und rede dann in Gedanken auch so) von mir selbst in der 3. Person, indem ich mich z.B. abends zu Bett begebe und in Gedanken vor mich hin sage: "Dann geht 'se jetzt mal Zähneputzen...".
"Last but not least"... - Menschen, die sich non-binär definieren und mit denen ich hier im JC in persönlichem Kontakt stehe, tragen einen eindeutig geschlechtsspezifischen Namen. Und das ist gut so!