Wandelnde Beziehungsformen abhängig vom Lebensabschnitt?
Einmal Poly - mmer Poly?Einerseits tue ich mich etwas schwer, der Art meiner Beziehungsgestaltung überhaupt irgend ein Etikett anzuhängen - dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich Mitglied der Gruppe "Beziehungsanarchie" bin - andererseits muss ich das Thema, das mich beschäftigt aber auch in irgend eine griffige Form bringen.
Sei's drum!
Ich war mal monogam und habe das auch zwanzig Jahre lang so gelebt - den weitaus größten Teil dieser zwei Jahrzehnte war ich damit völlig erfüllt und zufrieden. Vielleicht lag das auch daran, dass in dieser Zeit drei Kinder geboren wurden; keineswegs lag der Sex brach, im Gegenteil. Aber vielleicht liebte ich auch, weil ich lieben wollte. Tatsächlich, ich war treu - nicht unwesentlich aus der pragmatischen Sicht heraus, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns immer nur so aussieht, als sei es grüner.
Heute erlebe ich es als befreiend, Liebe empfinden zu können für mehrere Männer. Ohne Eifersucht und ohne Besitzansprüche. Im Grunde schützt mich diese Konstellation sehr gut davor, mein Leben um DEN EINEN herum zu organisieren und das macht mich glücklicher als ich je zu hoffen wagte - habe ich doch begriffen, dass ich ohne feste, monogame Beziehung, ohne Wohngemeinschaft mit einem Mann, auch ein vollständiger und zufriedener Mensch sein kann.
Ob das nun "Polyamorie" ist oder ich es "Mehrere Freundschaften Plus" nenne oder auch "Parallele Liebschaften" is' mir echt wurscht. "Meine" Männer gefallen mir mit all' ihren verschiedenen Facetten und ihrer jeweiligen Einzigartigkeit, keiner von ihnen hat die alleinige Verantwortung für mein Lebensglück.
Alles tutti, könnte ich also sagen. Anfangs habe ich mir auch deutlich mehr Sorgen gemacht, was womöglich mal sein wird, wenn ich alt bin und vielleicht sexuell nicht mehr so aktiv wie jetzt. Werde ich dann vielleicht nicht doch wünschen, DEN EINEN (dann alten) Mann neben mir im Sonnenuntergang auf der Gartenbank sitzen zu haben? Der Beziehungsgeflechte müde, mich nach Gleichmaß und Beständigkeit sehnend?
Es gibt in meinem Umfeld Menschen, die in ähnlichen Lebensabschnitten wie ich ebenfalls "mehrgleisig" gut unterwegs waren, sich damit wohl fühlten - denen dann aber dennoch irgendwann, so als Endfünfziger, Anfangsechziger EIN Mensch begegnete, bei dem sie dann quasi doch "wieder hängen blieben" und dann war alles gut und richtig so.
Jetzt frage ich mich schon, ob diese Veränderung der Beziehungsformen je Lebensabschnitt eine Sache von Entwicklung, vielleicht auch Reife (?) ist - oder ob eventuell einfach nur DER oder DIE EINE erscheinen muss?
Wenn ich auf mich und mein Leben schaue, dann glaube ich eher nicht, dass das von den Personen abhängt, die mir begegnen, sondern mehr von meiner Haltung zum Thema "Sexualität und Beziehung".
Aber was mein Ihr?