Mir fällt es schwer
hier zwei inhaltliche Schwerpunkte zusammen zu bringen:
einmal geht es um den Glauben daran, dass eine Beziehung "lebenslang" Bestand haben kann und zum zweiten darum
ob und wie Sexualität im Alter gelebt werden soll/kann/wird.
Ich antworte einfach mal auf jede der Thesen einzeln:
ich persönlich glaube zwar an "jahrelang" aber ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt, an "lebenslang" also "bis dass der Tod uns scheidet" zu glauben. Nun bin ich ein Mensch, der sehr im Augenblick lebt und liebt. Wenn ich liebe dann ganz und gar und es fühlt sich auch in diesem Augenblick an wie "für immer". Und im nächsten auch noch. Und im darauf folgenden vielleicht auch noch. Und aus diesen Augenblicken sind bisher bei mir auch immer mehrere Jahre geworden. Aber ich plane so etwas nicht und ich glaube, diese Weltsicht teilen heute viele junge Menschen mit mir (wobei ich damit nicht sagen möchte dass ich mich noch für so blutjung halte...).
Es ist heute nur einfach nicht mehr üblich, eine Partnerschaft von vornherein bis in alle Ewigkeit planerisch auszulegen. Früher ging man mit der Eheschließung automatisch einen tatsächlichen "Bund fürs Leben" ein. Da gab es ja vielfach gar nicht die Möglichkeit, sich quasi "mal eben so" scheiden zu lassen. Der Mann war der Ernährer, häufig gab es kleine Kinder, was also sollte die Frau tun?
Heute wird es einem - wie meine Oma es ausdrückt - viel zu leicht gemacht, gleich auseinanderzulaufen, wenn es mal schwierig wird.
Nun ja, so sieht meine Oma das. Die wird dieses Jahr 100.
Ich sehe es eher so dass man heute in einer Partnerschaft eher die Verpflichtung hat, diese jeden Tag neu mitzugestalten. Man kann sich nicht mehr zurücklehnen und die Dinge laufen lassen weil man die Katze ja im Sack hat. Nein, heute soll und muss eine Partnerschaft ständig neu belebt und stabilisiert werden, um lebenswert zu bleiben und ich persönlich mag es so. Diese "happily ever after"-Vorstellung liegt mir nicht. Ich tue lieber jeden Tag aufs Neue, was ich kann, damit die unmittelbare, greifbare Zukunft meiner Partnerschaft eine schöne ist. Und wenn dabei sich dann Jahr um Jahr aneinander reiht und man sich mit dem Ergebnis immer noch wohl fühlt, dann ist das doch das Beste was einem passieren kann.
Zum Thema Sexualität im Alter: da bin ich sehr ambivalent... ich kann es auf eine Art verstehen, wenn Paare hier altersmäßig Grenzen setzen bei ihrer Suche nach passenden Dates... sicher ist die Vorstellung, die man von "älteren Menschen" beim Sex hat, von Vorurteilen geprägt aber ich kann auch das Argument von Legacy verstehen, der sagt, wenn man gewisse Menschen von vornherein ausschließt, dann entgeht einem u.U. etwas ganz besonderes, schönes. Mag sein.
Es ist so dass ich für mich mir auf keinen Fall altersmäßige Grenzen setzen würde, was meine eigene Sexualität betrifft. Ich würde mir auch von der Gesellschaft keine aufdrücken lassen. Im Moment bin ich sehr glücklich in meiner Partnerschaft und kann mir nicht vorstellen, mal keinen Sex mehr mit meinem Partner zu haben, nur weil wir irgendwann eine gewisse Altersgrenze überschritten haben.
Allerdings ist es auch bei uns so, dass wir wohl zögerlich reagieren würden, wenn uns hier im Club ein 50+-Pärchen anschreiben und Interesse bekunden würde. Nicht weil alte Menschen Falten am Po haben... aber einfach weil wir wohl befürchten würden, dass die Wellenlänge am Ende nicht stimmen würde.