zeitweise lindern, aber nicht heilen
Solange ich denken kann, habe ich mit einem Rattenschwanz an psychischen Störungen zu tun; darunter sind u.a. Borderline, PTBS, Depressionen und noch anderes. Damit zu leben ist nicht einfach und da ich noch andere Neigungen oder Charaktereigenschaften habe, die gerne von meinen Partnern ausgenutzt wurden, kam ich auch kein Stück weiter.
Im Endeffekt war es so schlimm, dass ich aus dem Arbeitsalltag komplett herausgenommen wurde. Es wurde nicht besser.
Hatte ich einen aufmerksamen Partner, der mir das Gefühl gab für ihn wichtig zu sein, ging es mir gut. Liebevoller Umgang ließ mich zeitweise meinen ganzen Mist vergessen. Aber nur ein kleiner Auslöser konnte mich wieder in das tiefste Loch mit bösen Reaktionen fallen lassen - damit kam nicht jeder klar. Anfangs zeigte sich Besorgnis und das Bedürfnis meine "Unpässlichkeiten" durch verschiedene Aktionen und Reaktionen, gar Sanktionen in den Griff zu bekommen. Irgendwann gingen die Beziehungen dann auseinander und ich kroch für lange Zeit wieder am emotionalen Abgrund; eine ständige Gratwanderung zwischen Absturz und Aufrechthalten.
Es ging mir gut, wenn ich meinem Partner gut tun durfte..... Möchte ich jetzt nicht näher drauf eingehen. Lange Geschichte.
Mein letzter Partner hatte mit meinem zeitweisen Verhalten auch so seine Probleme - wie sich später herausstellte. Ich hatte mich so auf ihn eingestellt und war zufrieden wenn er bei mir war... aber meine Depressionen, Albträume, Ausfälle meldeten sich immer wieder.
Er beendete die Beziehung obwohl er mich liebte und gab mir noch etwas mit: "Ich möchte, dass du auch ohne mich glücklich bist. Ich möchte, dass du dein Leben lebst und es nicht für mich aufgibst.... "
Tja, da stand ich nun - wieder allein, enttäuscht, resigniert, verzweifelt .....
Meine ganzen Diagnosen standen wieder komplett parat und trommelten an die Tür......
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich viele Dinge verinnerlicht und gelernt habe. Ja, ich würde sogar behaupten, ich habe hart an mir gearbeitet, mich erfolgreich weiter entwickelt. Ich würde nicht behaupten glücklich zu sein; zufrieden und innerlich ruhiger, auch kontrollierter. Es geht mir gut. Durch ihn - leider erst im Nachhinein - habe ich viel gelernt und verinnerlicht.
Depressionen hatte ich längere Zeit nicht mehr. Ich weiß aber, dass sie mich jederzeit wieder überrollen können - genauso weiß ich damit umzugehen. Wenn es nicht anders geht, lasse ich sie zu im Wissen, dass es auch irgendwann wieder vorüber ist.
Eine Beziehung KANN nicht heilen. Sie kann - wenn sie harmonisch abläuft - ein positiver Pfeiler sein, der vielleicht mal stützend zur Seite steht. Ich denke, nur der Mensch selbst ist für sein Glück verantwortlich, für sein Leben und was er daraus macht.
Sich anzunehmen - mit all seinen Macken - ist schon mal der erste Schritt. Es gehört auch eine Menge Selbstdisziplin und Übung dazu, positiv zu denken und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Es ist verdammt nochmal, nicht einfach und ein liebevoller Partner, der mich in instabilen Momenten einfach mal in den Arm nimmt, wäre schon enorm supertoll.
Aber das habe ich nicht - ergo muss das Positive von mir kommen.
Kann eine gute Beziehung Depressionen günstig beeinflussen?
• Jein! Es tut gut, wenn in schlechten Zeiten jemand da ist; aber er sollte nicht als Krücke genutzt werden. Das geht definitiv nach hinten los.
Wenn man nur keine Depressionen hat, wenn man in einer harmonischen Beziehung lebt und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen - dann ist man auch nicht wirklich stabil. Dieses schöne Miteinander ist dann nur ein Pflaster, mehr nicht.