Hm...
irgendwie driften wir immer mehr vom eigentlichen Thema ab.
Von einem anderen Bewusstseinszustand (Dissoziation) der anfängt so viel Raum einzunehmen, dass er im Alltag stört.. über Möglichkeiten, warum man diesen Bewusstseinszustand derart herbei sehnt... hin zu Ablenkungstaktiken "toxischer" Menschen.
Hallo Merope_kohai!
Ich möchte an dieser Stelle noch Mal den Ansatz von codemarker aufgreifen.
Nach der Session wie betäubt - Erfahrungen?
Eines vorneweg: Der von codemarker beschriebene Bewusstseinszustand "Der Weiße Raum", welcher in der Schmerztherapie Anwendung findet, ist nicht identisch mit dem von dir beschriebenen Bewusstseinszustand "Tunnel".
Ähnlich? - Ja. Aber mit einigen gravierenden Unterschieden.
Autogenes Training ist in der Tat eine Möglichkeit, ohne äußere Reize (wie Schmerzen) in andere Bewusstseinszustände (wie auch dem Fliegen oder dem Tunnel oder dem weißen Raum etc.pp.) zu gelangen. Es ist eine Form der Selbsthypnose, welche von Schultz aus der Hypnose entwickelt und von diversen anderen weiterentwickelt wurde. Siehe dazu auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Autogenes_Training
Es wird aufgeteilt in
• Grundstufe
• Mittelstufe
• Oberstufe
Das, was bei der Hypnose der Hypnotiseur ist, ist beim Autogenen Training das Autogene Ich - also ein Teil Deiner Selbst. In der Grundstufe geht es zunächst einmal darum ein solides Autogenes Ich aufzubauen und durch Entspannung einen leichten Trancezustand herbei zu führen, aufrechtzuerhalten und zu beenden. Dies dauert bei täglichem Training ca. sechs bis acht Wochen. Kurse zur Grundstufe sind als Entspannungsmethode relativ weit verbreitet.
Doch ich bezweifel, dass das Training des Autogenen Ichs in der Grundstufe bei Dir ausreichen würde, um schneller wieder aus dem Tunnel heraus zu kommen. Da Du passiv Schmerzreize benutzt, um in diesen Bewusstseinszustand zu gelangen, werden Dich überwiegend unbewusste Schutzmechanismen Deiner Psyche dorthin geführt haben. Bloß ein kleiner Teil Deines Abtauchens geschieht bewusst. Zu den Schutzmechanismen selbst, fehlt Deinem Autogenen Ich jedoch die Verbindung. Es hat keine Ankerpunkte gesetzt. Keinen Ariadnefaden gesponnen, um zurück zu kehren. Es hat auf diese Prozesse noch keinen ausreichenden Zugriff. Auch nicht nach dem Erlernen der Grundstufe. Auch nicht nach dem Erlernen der Mittelstufe.
Die Autogene Dissoziation wird erst in der Oberstufe des Autogenen Trainings gelehrt. Und vor dem Fliegen und dem Tunnel kommen (sinnvoller Weise) erst einige andere Trainingseinheiten. Das Wissen kann schnell vermittelt werden. Doch das Training - ein bis zwei Mal täglich - ist das Ausschlaggebende. Bei mir hat es ca. zwei Jahre gedauert bis meine Fähigkeiten so weit entwickelt waren, um zuverlässig den Zustand des Fliegens zu erreichen, aufrechtzuerhalten und zu beenden. Womöglich hätte ich es früher schaffen können, wenn ich nicht immer wieder Trainingspausen eingelegt hätte.
Und das Tunneln?
Joa... ab und an. Aber das habe ich kaum trainiert. Daran hatte ich kein besonderes Interesse. Die grundsätzliche Schwierigkeit bei diesem Bewusstseinszustand ist:
Will man überhaupt noch zurück?
Der Tunnel gehört zu jenen Bewusstseinszuständen, in denen Menschen schon Mal hängen bleiben und dann in der Psychiatrie vor sich hinvegetieren. Ob nun via Nah-Tod-Erfahrung, extreme Schmerzen, Substanzindiziert (Bewusstseinserweiternde Drogen), religiöse/ esoterische Praktiken oder durch was auch immer herbeigeführt...
Hat man diesen Bewusstseinszustand einmal vollständig erreicht, gilt folgendes:
• Man ist glücklich.
• Kein Zeitempfinden mehr.
• Abgeschottet von der Wahrnehmung der Außenwelt.
• Abgeschottet von der Wahrnehmung des eigenen Körpers (Durst & Hunger werden irrelevant).
Warum sollte man zurückkehren?
Selbst, wenn Du sagst "Oh, ich hab doch einen Grund: Meine Kinder." - Schön und gut. Aber ohne Zeitempfinden, woher willst Du da wissen, ob nun ein paar Minuten oder Monate vergangen sind?
Bis dato ist es noch so, dass ein Teil Deiner Außenwahrnehmung erhalten bleibt. So dass Dich Dein Dom noch "wecken" kann. Doch je häufiger Du Dich in diesen Zustand begibst, desto perfekter wird er. Und wenn die Außenwahrnehmung komplett wegfällt und Du Dir bis dahin keinen Ankerpunkt (z.B. Vorab festgelegte Zeitbegrenzung) setzen konntest, um eigenständig aus dem Tunnel zurück zu kehren, ist es bloß noch reines Glücksspiel. Deine Psyche könnte diesen Zustand bis zum Eintreten Deines Todes aufrecht erhalten. Im Prinzip spielst Du eine abgewandelte Form von Russischem Roulette:
Leben versus bloße Existenz.
Nun versucht ihr andere Alternativen.
Heute hatten wir eine Session nach dem Nachdenklich- Werden durch diesen Thread. Er holte mich konsequent aus dem Tunnel. Ich konnte alles der Bestrafung voll wahrnehmen. Es war sehr anstrengend und der Kick fehlte. Am Ende war es unbefriedigend für uns beide. Ich provozierte trotz glühenden Hintern wie blöd. Diese Aggressivität kannte ich nur vom Beginn des BDSM. Unfertig. ER beendete es mit einem kurzen Zulassen des Tunnels. Ich war nicht dizzy. Ich denke, der Mittelweg ist gut. Wir werden beide weiter probieren.
Also, wenn ich das so lese, dann...
Du bist nicht geil auf die Bestrafung.
Du bist geil auf den Tunnel.
Auf diesen anderen Bewusstseinszustand.
Deine Devotion gilt nicht dem Dom, der Dich bestraft.
Sie gilt dem Dom, der Dich in die Flucht schlägt/ die Verbindung zu Dir aufgibt/ Dir den nötigen Schwung gibt, um Deinen geliebten Tunnel zu erreichen.
In meinen Augen ist die Situation bereits völlig verfahren.
So oder so Du strebst zur Zeit ohne Sicherheitsleine in die Richtung "bloße Existenz".
Eure "Alternative" ändert auch nicht die Richtung (dich ohne Sicherheitsleine in den Tunnel treiben) sondern bloß das Tempo (verkürztes Zulassen des Tunnels). - Das ist keine echte Alternative.
Irgendwann könntest Du auch die liebevollen Versuche Deines Doms Dich aufzuwecken als Fluchtreiz benutzen. Noch tiefer in den Tunnel hinein.
Auf der anderen Seite steckst Du bereits so tief drin und bist auf das Zurückholen durch Deinen Dom konditioniert, dass auch das plötzliche Weglassen gefährlich wäre. Könnte sein, dass dann auch noch das letzte Fünkchen Wahrnehmung der Außenwelt "überflüssig" erscheint und Du Dich noch tiefer in den Tunnel verkriechst.
Ja, welche Handlungsoptionen hat Dein Dom überhaupt?
Galinthias