@ Cerberus
Deine Fragen zu beantworten und vor allem den entsprechenden Therapieprozess hier zu erläutern, würde den Rahmen sprengen. Dazu gibt es ja reihenweise Fachliteratur - und zudem eine ganze Reihe verschiedener Techniken und Vorgehensweisen, die jede ihre eigene Berechtigung hat und individuell abgestimmt werden muss.
Ich kann also nur die wichtigsten Grundzüge ansprechen (und hänge mich dabei an "EmmaJane" an):
Das einfachste zuerst: Auch in Therapien kann es zu Gewaltausbrüchen kommen, psychisch und physisch. In den von mir bevorzugten Therapien (wie z. B. Encounter und Konfrontation) werden sie teilweise sogar provoziert, weil man dann am direktesten und besten gleich gemeinsam anschauen kann, was da gerade abläuft und wie man besser damit umgehen könnte, direkt und hautnah am eben gerade geschehenen Beispiel.
Der wichtigste Punkt ist natürlich, eine Einsicht in die Problematik herzustellen (etwa wie bei einem Süchtigen), um gemeinsam zu sehen, wo da in der Kindheit oder Vergangenheit etwas versäumt wurde. Dann werden neue Gedankenmuster "programmiert" (z. B. mittels NLP) und Techniken geübt (Atmen, nicht nach außen projizieren, sondern bei sich bleiben, notfalls aufstehen und gehen anstatt zu prügeln, Aggressionsabbau trainieren (z. B. Holzhacken, Feld umgraben, auf Kissen einschlagen, mittels Batakas kämpfen üben und den dabei auftauchenden Gefühlen nachspüren u.s.w.).
Am wichtigsten erscheint mir immer, den betreffenden zu helfen, ihre Gefühle schon lange vorher wahrzunehmen, bevor sie sich zu einem Wutausbruch aufgestaut haben. Man fühlt sich ja vorher bereits unbehaglich, nervös, ärgerlich etc., unterdrückt man das mit aller Gewalt, bricht es sich seine Bahn - mit Gewalt.
Also lieber vorher schon wahrnehmen und sich eingestehen, sie auch äußern und somit gar nicht erst das Dampfkochtopf-Syndrom entstehen lassen, einen gewissen Überdruck von vornherein zu vermeiden lernen.
Die Offenheit für all das ist extrem schwer bei aggressiven Menschen zu erreichen, meistens fehlt die Einsicht in das Problem. Übrigens keineswegs immer aus Dummheit (es gibt auch intelligente Aggressive), sondern stets aus Angst vor den eigenen Gefühlen: "Was kommt da wohl hoch?"
Das sind meist dunkle, bedrohliche Gefühle, schlimme Erinnerungen, die man "ums Verrecken" nicht noch einmal durchleben und spüren will. Und dabei ist genau das der Fehler! Würde man sie wieder hochkommen lassen, und zwar in einer kontrollierten Laborsituation wie in einer Therapie, könnte man sie gemeinsam anschauen und würde merken, dass man ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert ist (wie z. B. damals als Kind), sondern sie "begrüssen" und verabschieden kann - und zwar für immer.
Meine Kernsätze sind da immer: "Sei ein Mann, verdammt nochmal! Du, gerade du bist doch keine Memme! Stell dich deinen dunklen Gefühlen, lauf nicht weg wie eine feige Sau! Schau ihnen ins Gesicht - und sag ihnen, sie sollen sich verpissen!" Das wirkt immer.
(Du siehst: Therapie ist keineswegs immer nur "Eideidei"
Und damit sind wir wieder beim eigentlichen Thema:
Die nötige Offenheit für diesen therapeutischen Prozess kann durch Liebe geweckt werden, durch die Liebe einer starken, kraftvollen und absolut unerschrockenen Frau, die nicht selbst bedürftig ist und nicht im Mann nach einer Stärke sucht, die ihr selber fehlt, die in ihm nicht nach etwas sucht, sondern ihn einfach liebt.
Ich hoffe, erneut das Wichtigste erklärt zu haben.
Danke, liebe Cerberus, für Dein Vertrauen!
(Der Antaghar)