Ich denke, man kann Gefühlen schlecht mit Moral begegnen.
Du fragst, wie Du Dich richtig verhalten solltest. Naja, im Grunde ist Dir das selbst klar, soviel vermute ich nach Deinem Einstiegsbeitrag einfach mal: richtig wäre, keine Affäre zu haben. Oder? Ich meine... Deine Affäre beinhaltet das Belügen Deiner Partnerin, die Dir vertraut und die glaubt, sie befände sich ein einer monogamen Beziehung, in der Treue wichtig ist.
Nicht genug Sex in einer Beziehung ist ein Problem, gar keine Frage. Und wenn keine guten Gespräche über das Thema möglich sind, ist das auch ein Problem. Dennoch sollte Fremdgeherei wirklich die allerletzte Möglichkeit sein, finde ich. Gar nicht so sehr, weil man sich Sex woanders holt. Aber weil es so unehrlich ist. Und unehrlich hat niemand verdient, mit dem man sein Leben teilt und der einem vertraut. Aber: das alles war gar nicht Deine Kernfrage, ich weiß.
Also: wie ich bereits ganz oben schrieb, denke ich, dass man Gefühlen schlecht mit Moral begegnen kann. Damit meine ich, dass es Deine Eifersucht wenig stören wird, wenn Du ihr sagst "Hey, Du hast jetzt aber gerade gar kein Recht darauf, hier zu sein." Eifersucht ist ein Gefühl, das direkt aus dem Bauch kommt und sich um den Kopf oft wenig schert.
Und ich persönlich finde: klar darfst Du eifersüchtig sein. Wieso denn nicht? Du bist interessiert an einer Frau, ihr hattet bereits etwas geteilt, was für Dich etwas sehr Besonderes war und etwas sehr Intensives. Und dann kommt da plötzlich noch so ein Kerl und scharwenzelt um die Frau herum und sie ist vielleicht gar nicht mal soooo eifrig dabei, ihn abzuwehren.
Sicher, Ihr habt "nur" eine Affäre. Ihr habt keine monogamen Absprachen, ihr habt Euch keine Treue gelobt, Ihr habt einfach Sex miteinander auf einer bis dato recht unverbindlichen Basis. Soviel zu den Fakten.
Aber von den Fakten abgesehen gibt es da immer noch die emotionale Ebene und der sind Fakten wirklich pupsegal. Auf der emotionalen Ebene willst Du diese Frau und Du willst sie für Dich. So lange wie es dauert zwischen Euch soll sie gefälligst keinen anderen wollen. Punkt.
Ich sage Dir hiermit: ich verstehe Dich. Denn ich kenne solche Situationen. Auch wenn man innerhalb einer Affäre Absprachen hat und Grenzen steckt und geklärt hat, woran man ist, kann man eines nie im Vorfeld regeln und das ist das Maß an gefühlsmäßiger Involviertheit. Das ist etwas, das kann man nicht bemessen oder berechnen. Es passiert einfach.
Und ich kann Dir noch etwas sagen: ich beneide Dich nicht. Du bist keiner, der solche Arrangements regelmäßig sucht und dann mit einer gewissen emotionalen Abgeklärtheit abarbeitet. (Ich bin ehrlich, vor solchen Leuten gruselt es mich ziemlich.) Nein, Du bist da aus einer gewissen Unerfülltheit heraus einfach reingeschliddert und schwupps, hat es Dich gefühlsmäßig am Kragen.
Wenn Du das überleben willst, dann hilft Dir Offenheit und zwar auf zwei Ebenen. Zu allererst Dir selbst gegenüber. Du solltest Dir selbst darüber klar werden, was Du willst, was Du suchst und was Du zu investieren bereit bist. Falls nötig, such etwas Abstand, um Dir darüber klar zu werden. Du brauchst die Kontrolle über Deine Gefühle zurück, sonst kann das alles ganz schnell im Chaos enden. Und wenn Du diese Klarheit über Dich selbst gewonnen hast, dann solltest Du die Offenheit auch mit dieser Frau an den Tag legen. Sie sollte nicht nur wissen, was sie von Dir NICHT bekommen kann (einen Ring an den Finger, eine feste Beziehung, diese Dinge) sondern auch was sie bekomme kann. Sag ihr, was Du für sie fühlst, auch wenn es nicht unbedingt logisch klingt, wenn Du es aussprichst. "Ich weiß, ich bin derjenige von uns, der anderweitig gebunden ist und ich weiß, ich kann und will keine Dinge verlangen von Dir, aber Du sollst wissen, dass es mich verrückt macht, wenn andere Kerle Dich beflirten. Ich fühle, als wärest Du mein, zumindest in diesen Momenten und wenn wir beide zusammen sind, in diesen Augenblicken will ich, dass Du mein bist." Das klingt nach einer ziemlichen Machoschiene, aber wenn Du mal drüber nachdenkst, dann ist es fairer, als es zunächst klingt. Denn es ist eines: es ist ehrlich. Du sagst ihr, was Du fühlst. Und das ist das Fairste und Ehrlichste, was Du tun kannst. Davor solltest Du nicht zurückschrecken.
Was sie dann daraus macht, ist eine andere Sache. Ich sage es mal so: mich würde diese Art von Ehrlichkeit beeindrucken und mich positiv für Dich einnehmen. Aber vielleicht lacht sie auch über Dich und sagt "Was willst Du denn, selbst betrügen, aber von mir was Monogames verlangen? Nicht ganz logisch, oder?"
Nö, ist nicht logisch. Aber ist. Ganz einfach. Und darf auch sein. So oder so weißt Du dann, woran Du bist und Du bist wieder Herr im eigenen Chaos.
Viel Erfolg!