ich habe auch depressionen
anfang 2006 ging ich zu meinem hausarzt, weil ich völlig verzweifelt und am boden war. habe nur geheult und eine krankmeldung nach der anderen abgegeben. ich vermutete, dass ich depressiv bin, aber der arzt stritt dieses ab und ging auch nicht wirklich auf mich ein. die symphtome, die ich ihm schilderte (tagelanges heulen, antriebslosigkeit, extreme stimmungsschwankungen, schlaflosigkeit, ängste, grübeln, tägliche suizidgedanken etc) hatten seiner meinung nach absolut nichts mit depressionen zu tun. was für ein idiot!!!
knapp ein jahr lang quälte ich mich mit mir rum. auf der arbeit bin ich täglich in tränen ausgebrochen und habe mit keinem mehr geredet. mich völlig isoliert. ständige fehler, ärger mit kollegen und vorarbeitern ließen letztendlich das fass überlaufen.
bin zum chef und hab gesagt, dass ich nicht mehr kann und bin direkt ins landeskrankenhaus hildesheim gefahren. dort angekommen stand ich kurz vor einem nervenzusammenbruch. ich sagte, dass ich sofort einen arzt brauche. keine fünf minuten später kam dann auch einer, der sich fast 2 stunden für mich zeit nahm. er sagte, dass ich definitiv depressionen habe und es besser wäre, wenn ich direkt da bleiben würde. ich war schockiert, dass es um mich wirklich soo schlimm stand. da mir das intensive gespräch sehr gut tat und mich etwas aufbaute, ließ er mich gehen und gab mir ein paar tage bedenkzeit.
ich entschied mich dann für eine teilstationäre therapie, weil es mir wichtig war, die nächte in meinen eigenen vier wänden zu verbringen. nach dem vorstellungsgespräch in der tagesklinik musste ich 17 wochen bis zu meiner aufnahme warten, was für mich die absolute hölle war. einerseits war ich froh, dass ich endlich eine diagnose für mein jahrelanges leiden hatte, aber andererseits riss es mich runter. psychisch krank zu sein war für mich was schreckliches. ich habe gedacht, dass ich jetzt eine "irre" bin.
als ich dann endlich auf der station aufgenommen wurde, ging es mir super. ich wusste, dass mir nun endlich geholfen wird und ich mit meinen problemen nicht mehr allein war. das hat allein hat mich schon aufgebaut. sie wollten mir psychopillen andrehen, die ich aber nicht wollte. ich hatte angst, dass sie mich verändern und ich nicht mehr ich selbst sein würde. sie akzeptierten es ohne probleme.
die therapie dauerte 18 wochen, die teilweise verdammt hart war. an sich selbst zu arbeiten und die eigene vergangenheit mit anderen augen zu sehen und zu verstehen, ist unheimlich aufwühlend und anstrengend. während der therapie gab es aber auch sehr viele schöne momente. ich habe dort gleichgesinnte gefunden, zu denen ich mittlerweile eine sehr enge bindung aufgebaut habe. sie sind meine besten freunde und freundinnen geworden, was mir/uns unheimlich gut tut.
vor fast zwei jahren hatte ich ein heftiges tief. ich hatte wieder suizidgedanken etc. meine hausärztin sagte: "so gehts einfach nicht mehr weiter!!!" und gab mir dann paroxetin.
heute nehme ich sie immernoch und es geht mir gut. die stimmungsschwankungen werden immer seltener und weinen muss ich auch kaum noch. alle 14 tage habe ich ein ambulantes gespräch, in denen es "nur" noch um alltägliches geht und wenn halt was problematisches ansteht. mit ihm komme ich super zurecht und ab und an krieg ich auch mal den nötigen arschtritt, damit ich mal wieder in wallung komme
mich selbst zu treten kann ich immernoch nicht wirklich. ob ich das noch lernen werde
so, jetzt kennt ihr auch meine kleine geschichte und eine, die keine probleme damit hat sich zu outen
wenn es euch schlecht geht, geht zu einem arzt eures vertrauens, ins krankenhaus, eine beratungsstelle oder was auch immer in eurer nähe ist und schreit nach hilfe. euch wird im jeden fall geholfen. habt keine hemmungen. ich kann jedem eine therapie (in welcher art auch immer) nur empfehlen. lasst euch helfen. ihr seid mit euren problemen und launen definitiv nicht allein. glaubt mir.
ich wünsche euch allen noch einen schönen abend, gute laune und viel viel
lg tina