Was ist denn nun BDSM???
Die Frage was "BDSM" nun eigentlich ist wurde in dem Artikel gar nicht abschließend geklärt. Dabei steht das Akronym BDSM erst einmal NUR für bestimmte Praktiken und erst mal noch gar nicht für eine "Szene". Ich find sowieso die Trennung in "Swinger" und "BDSM" Szene unsinnig. Das ist wie eine Trennung zwischen normal und pervers, schwarz und weiß, hell und dunkel.
Sieht man das ganze mal ganz neutral und rein logisch, ist wohl beinahe jeder ein BDSMler.
Nehmen wir den Begriff "Bondage" (ja das kommt in BDSM auch vor). Wie viele Paare, die sich selbst als "Swinger" betrachten haben diese mit Plüsch bezogenen Handschellen zu Hause? Wie viele, die sich als "Swinger" bezeichnen haben schon mal Fesselsex probiert?
OK die Meisten würden jetzt sagen, dass Fesselsex kein BDSM ist, denn die Handschellen haben ein sexy Plüschbezug und es kommen auch keine Handlungen wie Erniedrigung und Demütigung oder Schläge uns Schmerzen vor. Da kann es ja kein BDSM sein....
Falsch!
BDSM beschreibt erst einmal nur ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die voneinander losgelöst zu betrachten sind. Jemand der nur darauf steht seinen Partner vor oder während des Sexualaktes zu fesseln, völlig irrelevant ob er sonstige dominante/sadistische Ambitionen dabei hat, befindet sich im Bereich des BDSM!
Es ist dabei auch völlig egal ob die Personen sexy Dessous oder Leder tragen und ob die Handschellen aus Edelstahl sind oder einen rosa Plüschbezug haben. An der Lust am fesseln oder gefesselt werden (und ich nehme an, dass das hier sicher einige sind, egal ob Sie sich selbst als "Swinger" bezeichnen oder nicht) ändert das erstmal rein gar nichts! Es geht rein psychisch um eine gewisse Macht und eine gewisse Auslieferung....
Der Dom in Leder und die Sub mit Halsband ist ebenso ein Klischee, wie der Swinger in Badeschlappen und Handtüchern. Klar gibt's Swinger, die so rumlaufen, aber sie als "die Swinger" zu bezeichnen - Das wäre doch langweilig. Ja und es gibt durchaus auch den Leder-Dom und die Halsband-Sub, aber das jetzt als "die BDSMer" zu bezeichnen - Das wäre doch langweilig...
Ich hoffe es wird langsam klar, warum ich diese Unterteilungen in "Szenen" verabscheue. Man stellt sich selbst in eine Ecke, grenzt andere aus und natürlich sind die bösen und perversen immer die anderen. Super, wo bleibt da noch Spielraum für Phantasie?
Es gibt wie gesagt Swinger die auf Fesselsex stehen und es gibt kuschelnde SMer. Sind jetzt die Swinger plötzlich die SMer und die SMer plötzlich die Swinger? Verhalten sie sich "untreu" ihrer Szene, diese Verräter?
So verschieden sind sie doch dabei gar nicht. Es geht beiden Seiten erst mal nur um das ausleben diverser Gelüste, wie auch immer die aussehen mögen. Die Swinger sagen "alles kann, nichts muss", die SMer sagen Save, Sane, Consensual (sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich). Wo ist da der Unterschied?
Jetzt würden einige sagen "ok aber außer Fesselsex, haben wir damit nix zu tun"...Sicher?
BDSM hat sehr viel mit Psyche zu tun, also gucken wir doch mal im Bereich der Psychologie. Der Mensch ist ein Rudeltier - Ein "Rudel" oder eine "Gruppe" besteht aus mindestens 2 Menschen. Somit wird jede 08/15 Paarbeziehung in der Psychologie als "Gruppe" betrachtet. In einer Gruppe, egal wie groß sie ist und egal welches gemeinsame Ziel sie verfolgt, gibt es IMMER Machtstrukturen, auch wenn diese den Meisten unbewusst sind.
So gibt es immer eine aktiven und einen passiven Part. Richtet man das Ziel, das "gemeinsame Interesse" an Sex aus, gibt's also auch da einen aktiven und einen passiven Part. Beim Fesselsex ist der Fesselnde der aktive, dominante Part und der Gefesselte nimmt den passiven/devoten Part ein. Soweit sollte das ja indiskutabel sein. Weil ich hier grad viel über aktiv und passiv, dominant und devot schreibe - D/S (Dominance/Submission) ist ebenfalls ein Teilbereich des BDSM.
Der eine mags nun vielleicht beim Fesselsex eher soft, der andere hart. Manche flüstern dem Partner schmutzige Wörter ins Ohr, andere rufen sie. Egal ob er nun zu ihr sagt "mach mir die Stute" oder "du geile Schlampe" - Er "reduziert" sie auf verbalem Wege zu etwas - Damit währen wir im Bereich "verbale Demütigung". Wie soft oder hart sie ist, spielt wie beim Fesselsex erstmal keine Rolle. Der eigentliche "Kick" daran ist immer der selbe - Wie "heftig" es jemand braucht ist eben unterschiedlich, so wie beim Sex im allgemeinen auch.
Viele Frauen und auch Männer mögen es ab und zu beim Sex mal einen Klapps auf den Arsch zu bekommen. Der Geschlagene empfindet das ganze als stimulierend und lustvoll. Da wären wir dann auch schon beim Bereich SM (Sado-Masochismus). Wie "hart" der Schlag ist (wo fängt hart an und wo hört Soft auf?) spielt hier auch erstmal keine Rolle.
Wir sind jetzt viele Teilbereiche durch und haben festgestellt, dass sämtliche "Praktiken" unter SMern, wie auch unter "Swingern" stattfinden. Ist jetzt eine Swinger-Frau, die gern harten Sex mag und es durchaus geil findet ein paar heftige Klatscher auf den Arsch zu bekommen, während sie mit harten Stößen von hinten genommen wird automatisch eine SM-Liebhaberin oder ist ein BDSMer, der eher leichte Klappser mag doch ein Swinger?
Wo fängt das eine an, wo hört das andere auf?
Es gibt inzwischen viele phantasievolle Veranstaltungen, die die Welt der Sex und des BDSM vermischen. Gäste kommen aus beiden "Lagern" und erleben dabei den selben Kick. Kann man dann immer noch von "den Swingern" und "den BDSMern" sprechen, wo sie doch das selbe tun und die gleiche Lust dabei empfinden?