Fluch oder Segen? Nein: Eine Explosion.
Gute Bücher... beschäftigen den Geist, Smartphones und Co. die Finger.
Um topic zu bleiben: Virtuelle Nähe wird in diesem Thread gerne als Fluch hingestellt, nicht als Segen. Als Beispiel für den Fluch wurde der vermeintliche Stumpfsinn genannt, der die Beschäftigung mit den digitalen Unterwegs-Maschinen (Smartphones, Tablets, Notebooks) darstelle.
Ich selbst bin nicht unkritisch, aber Miesepetrigkeit kann ich auf den Deubel nicht ausstehen. Darum mein Gegenstatement: Begeisterung für neue Technik ist nicht dumm - ich würde digitale Maschinen Geistmaschinen nennen, wäre ich der zuständige Nomenklator.
Die Menschen vor 400.000 Jahren standen den heutigen Menschen geistig in nichts nach, daran gibt es in der Paläontologie meines Wissens keine Zweifel. Man fragt sich, warum sie aber erst in den letzten 4000 Jahren zu technischem und kulturellem Fortschritt kamen.
Im Gespräch mit einem renommierten Bildungsexperten bekam ich diese Erklärung: Erst die kritische Masse an Menschen, die genügte, erste Stadtstaaten zu gründen, reichte aus, um eine Kettenreaktion an Informationsweitergabe auszulösen, die eine kulturelle Revolution verursachte.
Je mehr Menschen zusammenkamen, desto rasanter entwickelte sich der Austausch, mithin die Befruchtung der Kreativen im Menschen"pool", die wiederum neue Gedanken und neues Wissen in Umlauf brachten. Daher der Boom an Entwicklung in den letzten 200 Jahren, der sich ständig beschleunigt.
Das Internet ist das Medium der kompromisslosen Informationsverbreitung, das meines Erachtens den zweiten revolutionären Schritt (nach dem ersten Schritt der Stadtstaatenzivilisation) einleitet. Wir können uns heute noch gar nicht richtig ausmalen, was angestoßen wurde, und zu welchen Leistungen Menschheit JETZT fähig wird. Angesichts dessen ist die Kulturkritik bleich und abgestanden.
Natürlich: Menschen bleiben Menschen in all ihrer Selbstsucht, Geltungssucht, Abgrenzungsgier und Progromneigung. Aber sie bekommen Mittel in die Hände, die uns zu Dr. Faust werden lassen. Das mag apokalyptisch enden - aber es ist KREATIV!
Gute Bücher sind ja ganz nett. Aber die Smartphones als Vorboten dessen, was wir in den nächsten Jahren in die Finger bekommen sind alles andere als Stumpfsinn. Ich unterschätze die digitale Wucht nicht, und veralbere sie nicht als sture Beschäftigung Zurückgebliebener. Wer sich mit ihr beschäftigen lernt, der nimmt Teil an Kultur, wie wir sie nie zuvor hatten.
Ich verstehe, dass viele ab einem bestimmten Alter einfach keine Lust mehr haben, sich damit zu befassen, sich vielleicht abgestoßen fühlen. Aber helfen tut's auch nicht.