Liebes Lehrerpaar,
natürlich habt Ihr recht damit, wenn Ihr sagt, dass man als Lehrer (aber sicher nicht nur als solcher) eine exponierte Stellung innehat. Ob das nun dazu führen muss, dass sich Eltern, Kollegen oder Vorgesetzte besonders für das Privatleben interessieren, sei mal dahingestellt, aber ich bin davon überzeugt, dass das Privatleben zumindest dann in den Fokus rücken kann, wenn es nicht mehr das ist, was die breite Masse als "normal" ansieht. Das zu leugnen ist schlicht und ergreifend blauäugig. Und sicherlich ist es sehr sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen, bevor "das Kind in den Brunnen gefallen" ist.
Ich möchte jetzt nichts im Einzelnen zu den von Euch angesprochenen Themenkreisen (Sauna, FKK etc.) schreiben, dazu gab es sicherlich genug Antworten, ich würde aber gerne ein oder zwei Gedanken dazu beitragen, da ich mir selbst aus unterschiedlichen Gründen Gedanken über dieses Thema mache.
Ich habe es zum einen erlebt, dass eine Kindergärtnerin von der Leitung im letzten (!) Sommer genötigt wurde, ausschliesslich langärmlige Blusen zu tragen, weil sie bis über die Ellenbogen tätowiert war. Nein, die Kinder haben daran keinen Anstoss genommen (die haben die Tattoos nämlich dann doch irgendwann mal gesehen), aber die Eltern hätten sich daran stören können. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie die Reaktionen ausgefallen wären, wenn sie ein "ausgefallenes" Sexualleben gehabt hätte und dies bekannt geworden wäre. Ihr Zeitvertrag wurde übrigens nicht verlängert, obwohl sie -aus meiner Sicht- wunderbar mit den Kindern zurecht kam.
Zu dem Thema: "das Privatleben der anderen interessiert doch sowieso keinen" möchte ich eine Episode beitragen, die ich vor mehreren Jahren erlebt habe. In einer Kneipe an der Theke breitete ein Typ Details aus dem Sexualleben mit seiner Ex (zu dem Zeitpunkt schon seit ca. drei Jahren seine Ex!) aus, er erzählte, dass sie darauf stand, ihn zu fesseln und ihn dann mit Kerzenwachs zu "begiessen". Alle Umstehenden haben mehr als begeistert zugehört, das Ende vom Lied war, dass die Geschichte in der ganzen Stadt die Runde gemacht hat und dies bis heute (nochmal ca. drei Jahre später) macht.
Selbst (oder gerade?) in diesem Forum wird häufig Andersartigkeit nur dann toleriert, wenn man "genauso" anders ist wie die Menschen selbst, man schaue nur mal ins Forum "Ausgefallenes" oder auch ins "Dominant und Devot". Glaubt ihr allen ernstes, diejenigen, die hier schreien "pervers, krank, ekelhaft" (obwohl die meisten derjenigen in ihrem Profil unter: das mögen wir nicht: Intoleranz stehen haben, ich könnte k***** ob dieser Doppelmoral), würden das im realen Leben nicht tun? Die Beurteilung, ob und welche beruflichen Konsequenzen so etwas haben kann, mag jeder selbst treffen.
Ich persönlich habe in diesem Profil unter anderem deshalb keine Gesichtsbilder, weil ich nicht will, dass irgendjemand mal auf meinen Kind zeigt und sagt: das ist doch das Kind von der Perversen... Weisst Du eigentlich?... Ich äussere mich hier zu gewissen Dingen nicht bzw. manchmal nur per CM, weil ich schlicht und ergreifend keinen Sinn darin sehe, mich hier ob meiner Ansichten oder Lebensweise ans Kreuz nageln zu lassen.
Es ist durchaus möglich, in verschiedenen Welten zu leben ohne sich zu verbiegen, aber ich habe für mich persönlich entschieden, dass ich das nicht in jeder Beziehung öffentlich machen muss und möchte.
Liebe Grüsse
Nefila