Liebe vespertine10, ich denke, dein "Problem" ist, dass du dich zu negativ am Egoismus aufhängst, aber am egoistischen Denken und Handeln ist erst einmal nichts schlimmes, denn es kommt auf den Härtegrad an. Welche Gründe es denn wohl in einer Partnerschaft leben zu wollen, den richtigen Partner für sich zu finden?
Wenn ich mir (wieder) eine Beziehung mit ihr wünsche, dann verfolge ich natürlich zunächst einmal eigene Ziele. Der Trick dabei ist, dass sie ebenfalls ihre eigenen Wünsche in den Vordergrund stellt, schaut, ob es mit mir noch mal klappen kann oder nicht und sich dann zu ihrem gänzlich eigenen Wohl entscheidet. Wichtig ist eben, dass Beide damit glücklich werden können. Ihr Fehler war es damals, dass sie nicht egoistisch gewesen ist, denn man sieht ja, was passiert ist. Sie fühlte sich danach so schlecht, dass die Beziehung eh vorbei war. Wobei, im Grunde war sie doch egoistisch, nur im falschen Maße oder in die falsche Richtung. Um mich zu behalten, ließ sie sich auf den Deal ein. Hängt also auch von dem Hintergrund ab, wieso man egoistisch handelt.
Ich wünsche mir, dass die Frau glücklich im Leben ist. Sie bedeutet mir genug, um das sagen zu können, andernfalls wäre sie mir egal. Wenn es darauf hinaus läuft, dass es mit mir passiert, super und wenn nicht, ist es zwar blöd für mich, aber in jedem Fall soll sie glücklich werden. Sie soll keinesfalls selbstlos sein und mit mir zusammen kommen, nur um mich glücklich zu machen. Das wäre falsch und irgendwie bizarr. Es ist die Aufgabe eines jeden, dass zu tun, was ihn glücklich macht.
Nicht zu wissen, was sie jetzt von all dem denkt, heißt nur, dass ich nicht in ihren Kopf sehen kann. Ich kann Vermutungen anstellen, aber ich werde es nicht wissen können, solange ich es nicht schwarz auf weiß habe. Wir befinden uns quasi in einer etwas schwierigen Kennenlernphase und im Gegensatz zu Internet-Dates, ist nicht alles immer so eindeutig und manchmal kommt man nicht drum herum etwas zu tricksen. Als wenn Andere noch nie auf vielleicht bescheuerte Ideen gekommen wären, nur um einer Frau näher zu kommen oder ihr zu imponieren, da sich Situationen nicht unbedingt immer von selbst ergeben, sondern man dem auch gelegentlich nachhelfen muss.
Ich weiß noch, als ein Kumpel im Ski-Urlaub einer Frau imponieren wollte, die er dort kennengelernt hatte und "coole Moves" auf dem Snowboard vorführen wollte. Blöd für ihn, dass er nicht wirklich Snowboard fahren kann und sich bei seinem Vorhaben beinah die Knochen gebrochen hat. Dumm gelaufen, nicht gerade die klügste Idee, aber immerhin hat er etwas versucht, was sich seiner Meinung nach zu dem Zeitpunkt als richtig anfühlte.
Wenn sie kein Interesse an mir hat oder im höchsten Fall freundschaftliches, dann soll sie es mir heute auch sagen oder entsprechend signalisieren, so dass es mir kaum Handlungsspielraum lässt. Wenn ich nichts tue oder alle potentiellen Signale immer so interpretieren würde, dass die Frau kein Interesse hat, dann wäre ich wohl noch heute ungeküsst. Denn so könnte man mir auch vorwerfen, dass ich mir die Dinge immer so "schön rede", um gar nicht erst Gefahr zu laufen, Körbe zu kassieren.
Es gibt den Spruch "wer kämpft, kann verlieren und wer nicht kämpft, der hat schon verloren". Ich gehöre lieber zu ersten Kategorie.
(ich persönlich hätte aus der erkenntnis egoistisch gehandelt zu haben für die zukunft mitgenommen, dass ich nicht nah genug dran war am Partner um zu begreifen, welche Reaktionen im Raum stehen, wenn ich Xy tue und dass man genau das verändern müsste, damit einem das so nicht nochmal passiert).
Es ist im Voraus oder im Nachhinein doch immer leicht zu sagen, völlig rational zu handeln, alles zu durchdenken und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Kommt man dann aber irgendwann in diese Situation, ist man im Gegensatz zum Außenstehenden emotional involviert und sieht die Dinge oft nicht so klar, wie es eigentlich sein sollte.
Ich denke schon, dass ich damals nah genug war und es eigentlich hätte voraussehen müssen, nur eben zu blind war bzw. mein Befinden zu ihren Lasten gestellt habe. Aber wie gesagt, sie hat damals auch nicht die richtigen Entscheidungen getroffen.
Im Gegensatz zum üblichen Fremdgeher, habe ich sie nicht einfach hinterrücks betrogen und danach versucht die Tat zu verschleiern und es dann durch Zufall irgendwie raus kam. Ich wollte sie nicht betrügen, nicht im typischen Sinne und wäre sie damit klar gekommen, wäre es auch kein Betrug gewesen. Das ist nunmal Fakt, Untreue beginnt nicht beim Fremdverkehr, sondern entgegen in der Beziehung beidseitig vereinbarten Regeln und ich habe von gleich auf mit offenen Karten gespielt, ihr meine Wünsche geäußert und auf beiden Seiten wurden dann falsche Entscheidungen getroffen.
Ich übernehme für damals die volle Verantwortung, was sie aber nicht gänzlich von ihren Taten/Entscheidungen frei spricht.
Wir waren 7 Jahre zusammen, das ist länger als der Durchschnitt in Deutschland. Es gab Streits, einige Tiefs, aber insgesamt passten wir gut zusammen, waren glücklich, das Sexleben grandios, hatten viele gemeinsame Hobbys und Interessen und hatten im Grunde auch das passende Maß an Nähebedürftigkeit zueinander, so dass wir uns genug Freiraum ließen und doch genug aneinander klebten, ohne dass sich wer erdrückt oder nicht genug geliebt fühlte. Der Trennungsgrund war kein Auslaufen der Beziehung, Bequemlichkeit auf einer oder beiden Seiten oder die Einsicht, dass wir letztendlich doch zu inkompatibel sind und es letztendlich für die Zukunft keinen Sinn mehr macht. Es war nur der eine Fehler, der den Stein ins Rollen brachte. Und dass ich den Wunsch nach fremder Haut hegte, ist auch nicht automatisch ein Indiz dafür, dass ich irgendwie unzufrieden mit ihr oder der Beziehung insgesamt war. In wie vielen Langzeit-Beziehungen kommt es gelegentlich zu Schwärmerei nach anderen potentiellen Partnern, einer kurzfristigen Fremdverknalltheit und nach wie vielen Menschen fühlt man sich überhaupt sexuell hingezogen, ohne dass dabei partnerschaftliche Kriterien erfüllt werden müssen? Wie viele Menschen kommen schon mal auf den Gedanken, wenn ich nicht in der Beziehung wäre, dann…? Dann wird eben gleich auf verzichtet, heimlich fremdgegangen und dann heile Welt vorgespielt oder man teilt sich dem Partner mit und versucht Kompromisse zu schließen. Dann funktioniert’s entweder oder nicht.
Es gibt zwar 7 Milliarden Menschen auf der Welt, aber davon gibt es vielleicht eine Handvoll, mit denen man größtmöglich zusammen passt. Einen Partner zu finden, mit dem man für’s Leben größtmöglich in vielen Grundsatzfragen gut funktioniert, auf einer Wellenlänge agiert und nur wenige Kompromisse notwendig sind, ist doch wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, es ist der verdammte 6er im Lotto. Ich traf nach ihr nicht wenige Frauen, doch mit keiner hatte es wirklich funktioniert. Entweder passte ich zu ihr nicht oder sie zu mir. Manches sah man bereits beim 1. Date, manches erst nach einigen Wochen oder Monaten usw.
Was spricht also dagegen es noch einmal zu versuchen, wenn ich durch die Erfahrungen, die ich bisher so gemacht habe, sie bislang die einzige Frau war, mit der ich mir vorstellen könnte, mein Leben zu verbringen? Wenn sie es anders sieht, dann muss es eben so sein oder ich sehe selber später, dass es doch nicht mehr passt oder oder oder. Ich werde es aber nie erfahren, wenn ich es nicht zumindest versuche…