@ cerberus
Wenn eine Frau Sehnsucht nach einer anderen Frau hat, so kann ihr Partner männlichen Geschlechts noch so viel tun und machen, er wird seiner Frau niemals das geben können, was eine Frau seiner Frau geben kann, einfach weil er ein Mann ist. Lebt nun also die Frau ihre Sehnsucht nach einer anderen Frau aus, sehe ich das nicht als Betrug an, sofern sie ihren Partner darin einweiht. Wenn nun aber eine Frau Sehnsucht nach einem anderen Mann hat, so besteht grundsätzlich erst einmal die Möglichkeit, dass ihr Partner, männlichen Geschlechts, ihr diese Sehnsüchte ja selbst erfüllen kann. Würde Frau nun hier ihrem Partner diese Chance vorenthalten, würde das in meinen Augen Betrug darstellen. Gibt sie ihm aber die Chance und er lehnt sie ab, weil die Sehnsucht der Frau vielleicht nicht in seinem Interessse liegt, er sich vielleicht sogar vor deren Wunsch ekelt, oder was weiß ich, so sehe ich es auch nicht mehr als Betrug an, wenn sie sich ihre Sehnsucht dann bei einem anderen Mann stillst, sofern ihr Partner darüber Bescheid weiß.
dieser ansatz, auch wenn er von vielen menschen in meinem umfeld geteilt wird, ist meiner ansicht nach konstruiert. sehnsüchte sind vielfältig und allein die tatsache, dass ein mann mir ein bestimmtes bedürfnis befriedigen kann, garantiert doch nicht, dass das auch mit einem anderen wunsch möglich ist, nur weil er ein mann ist.
die trennung, die du vornimmst, kenne ich aus vielen langen gesprächen und diskussionen zum thema. dennoch finde ich sie künstlich, was aber nicht heißen soll, dass ich sie dir für dich persönlich absprechen könnte oder wollte. grenzen sind individuell und damit immer persönlich "richtig". für die sachliche diskussion des themas finde ich es aber wichtig, die persönliche ebene zu verlassen und abstrakt zu werden.
warum wird das bedürfnis nach einem gleichgeschlechtlichen partner viel eher akzeptiert als das bedürfnis nach einem andersgeschlechtlichen? wenn eine frau zärtlichkeit und lust bei einer anderen frau sucht, wird sie ihre bedürfnisse nicht bei einem anderem (oder ihrem eigenen) befriedigen können.
was aber soll eine frau machen, deren mann ein sehr zärtlicher, einfühlsamer und liebevoller mann ist, und die zwischendurch sehnsucht nach einer härteren gangart hat (und zwar, weil sie vielleicht in keinster weise bisexuell orientiert ist, nicht mit einer frau sondern mit einem mann), ihr eigener mann ihr aber dieses bedürfnis nicht befriedigen kann, weil er eben von seinem wesen her nicht 'hart' ist? warum soll sie dann nach dieser definition auf die erfüllung ihrer sehnsucht verzichten?
ähnliche beispiele lassen sich unzählige finden: von körperlichen merkmalen (dick - dünn, behaart - haarlos... ) über wesenszüge (schüchtern - draufgängerisch, laut - leise, dominant - devot... ) bis hin zu fetischneigungen, die der eigene mann vielleicht nicht teilt, die man aber trotzdem manchmal ausleben möchte.
ein schüchterner, zärtlicherer mann, den frau grundsätzlich liebt und mit dem ihr der sex auch meistens spaß macht, wird NIEMALS allein aufgrund der tatsache, dass er eben ein mann ist, und dass frau ihm - wie von dir gefordert - die gelegenheit gibt, auf ihre bedürfnisse einzugehen, ihrem wunsch nach einem dominanten und extrem fordernden sexualpartner nachkommen KÖNNEN. er ist eben nicht so. er kann versuchen, so zu spielen, so zu tun - es wird niemals das gleiche sein wie mit einem wirklich dominanten mann.
ein mann, der den eigenen fetisch nicht teilt, wird sich noch so sehr bemühen können. es ist im besten falle die aquarellkolorierte kopie des strahlenden, aggressiv-leuchtenden originals.
der oft gehörte vorschlag, sich in einem solchen falle gänzlich vom partner zu trennen, greift absolut ins leere, weil in diesem falle wieder die sehnsucht nach dem anderen aufkeimen würde.
wer abwechslung sucht und braucht - und zwar nicht völlig arbiträr, sondern innerhalb bestimmter kategorien - wird mit der beschränkung auf einen partner nicht glücklich.
interessant ist für mich immer wieder, dass die sehnsucht nach geschlechtlicher abwechslung häufig toleriert wird, sehnsucht nach abwechslung bezüglich anderer merkmale aber sanktioniert wird.
und das, für sich genommen, ist auf abstrakter ebene unlogisch; erklärbar nur durch analyse weiterführender bereiche - und dann landet man schnell bei verlustängsten und sonstigen ängsten.
oder hat jemand eine andere erklärung?