Hm, ich kenne beides.. früher hab ich mich einfach Hals über Kopf reingestürzt, ohne allzuviel nachzudenken. Das Ergebnis war, daß ich entweder dadurch verletzt war, daß "sie" nicht mehr als ONS wollte, oder die noch üblere Version, daß ich schließlich eine unpassende Beziehung hatte. Gerade weil ich da aber ziemlich emotional reingegangen bin, hab ich das nicht wirklich so bemerkt. Außer in Momenten, wo ich mich selbst im Bett eigentlich total allein fühlte, aber das eben wegen der emotionalen Involviertheit nicht wahrhaben wollte und vor allem eben deswegen auch nicht die eigentlich angemessene Konsequenz zog, Schluß zu machen.
Irgendwann hab ich mich dann mal hingesetzt, weil ich fand, daß das nicht normal sein kann, daß ich laufend Frauen hatte und ebenso laufend emotional unbefriedigt oder gar am Boden war. Das kann MAL passieren, aber in dieser Häufigkeit, fand ich, konnte ich das nicht mehr auf "die Frauen" schieben, sondern ich mußte wohl irgendwas verkehrt machen. Also habe ich mal nachgedacht, was für Entscheidungen ich getroffen habe und warum, und wo die mich regelmäßig hingebracht haben. Meine Schlußfolgerung war, daß ich da mal bewußter rangehen sollte, mehr verstandesmäßig.
Das habe ich dann auch gemacht. Eigentlich heißt es ja immer, Frauen mögen keine Typen, die eher zögerlich herangehen, weil das unsicher wirkt. Nur, was hilft mir ne Frau im Bett, wenn ich eigentlich gar nicht so sehr auf Sex aus bin, sondern wenn ich Sex vielmehr als äußeren Ausdruck geistiger Nähe will?!
Also habe ich das distanzierter und rationaler angegangen. Erstmal gar nicht baggern und lieber riskieren, in die Kumpelschiene abzurutschen. Erstmal gucken, was eine Frau für ein Mensch ist, wofür sie sich interessiert, wie sie menschlich ist. Um dann erstmal nachzugrübeln, ob eine Verbindung da überhaupt nach Abklingen des Hormonrausches irgendeine Zukunft haben kann oder nicht. Für mich persönlich hat dieser Ansatz sehr gut funktioniert (:
Vielleicht ist diese Art Distanziertheit aber einfach eine Frage des Alters. Ab einem gewissen Alter dürfte auch eine Frau oft genug auf die Nase gefallen sein, um erstmal vorsichtiger zu sein, falls sie nicht einfach nur Sex will.
Die Kehrseite davon ist natürlich, daß man dann ins andere Extrem reinrennen kann und eine riesige Negativliste aufstellt, wo dann eigentlich kein realer Mensch mehr gegen bestehen kann. Ich sehe hier manchmal Profile, wo eine ewig lange "das mag ich nicht"-Liste ist, daß das schon sehr negativ auf mich wirkt. Ich mag mich irren, aber ich glaube dann einfach nicht, daß da noch das Maß an Offenheit vorhanden ist, daß man sich überhaupt auf irgendwen einlassen könnte. Das mag dann vielleicht so ein Panzer sein.
Was natürlich hinzukommt.. je mehr Seiten man im Buch seines Lebens beschrieben hat, desto festgelegter ist die Handlung. Theoretisch könnte man das alles über Bord werfen, aber man hängt doch meist zu sehr an sich, als daß man sich selbst ablegen wollen würde. Deswegen haben alte Menschen es so schwer, nochmal einen Partner zu finden.