"Eigentlich" wünscht sich jeder, von jemandem sehr geliebt zu werden.
Ich lese hier vorrangig Unzufriedenheit mit dem Ist und den Wunsch nach
mehr. Warum ist es nicht möglich, sich auf die positiven Aspekte des Kontakts zu einem so wertvollen Menschen zu focussieren, wenn dessen emotionale oder persönliche Grenzen hier enden?
Sobald man sich aber selber verliebt, wird man automatisch auf Distanz gehalten. Begründung: Verletzungsgefahr (beim anderen).
Dass man damit selbst oft massiv verletzt wird, sieht der andere nicht ...
"Automatisch" passiert nichts. Dein Gegenüber re_agiert auf dich, dein Verhalten, deine Emotionen, zieht möglicherweise Konsequenzen aus eurem kommunikativen Austausch. Oder er bemerkt, dass deine Gefühle (sei es nun Verliebtheit, Liebe...) egoistische Interessen verfolgen, wie
- "Ich will eine engere Bindung"
- "Ich will (zurück)geliebt werden"
- "Ich will das Gefühl haben, von dir gebraucht zu werden"
- "Ich will dass du öfter für mich da bist.."
- "ich will Sex, liebevolle Zuneigung reicht mir nicht..."
Wenn du Grenzen überschreitest, musst du zwangsläufig mit den Kosequenzen leben. Und wenn du mit Druck versuchst, mehr Nähe herzustellen, wird dein Gegenüber möglicherweise für eine Zeitlang den Rückzug antreten, bis euer Kontakt wieder eine Ebene angenommen hat, auf der ihr euch beide wohlfühlt. Meiner Erfahrung nach ist ein Rückzug vermeidbar, allerdings nur dann, wenn deine Zuwendung unbedingter Natur ist.
Die von dir angesprochene Verletzungsgefahr und möglicherweise auch Verlustangst sehe ich auf
beiden Seiten: jemand, der dir liebevoll begegnet, wäre sicher traurig, wenn er dich als Menschen verlieren würde - und ich bin mir sicher, dass derjenige, der dir so nahe steht, auch sehr wohl weiß, wann er dich verletzt...
Liebe braucht als Basis Selbstakzeptanz; wenn sie dann noch den Wunsch in sich trägt, zum Wohlergehen und Glück des anderen beizutragen, hat der Mensch, der dir liebevoll zugewandt ist, keinen Grund, sich wegen deines Gefühls zu distanzieren oder abzuwenden.
Zweierlei Arten von Liebe gibt es. Die eine bemächtigt sich irgend eines einzelnen Wesens, das in die Lücke des Herzens ganz oder teilweise hineinpaßt, umspinnt und umschlingt es und läßt es nicht wieder los. Dies Lieben ist eigentlich ein Selbstheilen.
Die andere wagt sich in den Kampf mit der ganzen Welt.
Friedrich Hebbel
lg triplex