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Ursprung der Neigung

meint ihr wirklich,dass es einen ursprung der neigung gibt??
ich überlege schon die ganze weile...........hm..........ich kann es echt nicht beantworten...........manchmal rutscht man in dinge rein,wo man es nicht wusste bzw. man es wahr nahm,,dass einen genau dies gefällen würde....... *rotwerd*
ich überlege mal weiter............aber es ist schon sehr interessant zu hören,dass es einige von euch gibt die es anders erlebten..........
untersuchungen...
hallo muse2007,

es gibt untersuchungen die versucht haben zusammenhänge zwischen kindheitserlebnissen und einer entsprechenden neigung zu finden.

es gab schon mehrere projekte die versucht haben einen zusammenhang oder statistiken zu entwickeln.

ein damaliges projekt behandelte z.b. flagellanten. hier kam eine tendenz heraus und man nahm an das kinder die in der pubertät prägephase mit züchtigung in kontakt stand eine art konditionierung erfahren haben. sie haben durch die kombination ihrer frischen sexualität und der züchtigung eine verbindung geschaffen.

allerdings ließ sich kein allgemein gültiges ergebniss feststellen und somit auch keine sicheren rückschlüsse ziehen. sie tappen da immer noch etwas im dunkeln.

gruß vom puppenspieler
puppenspieler
danke für die information.aber es wäre echt mal interessant bestimmt dinge mal zu wissen........
es gibt ja auch einen spruch:*umgang formt den menschen* ja das stimmt ja auch............aber wie gesagt der spruch ist zu dehnbar............ob es was mit der darausfolgenden formen der neigungen zu tun hat,bleibt die frage........
ich denke mal.....viele dinge im leben spielen eine gravierende rolle.es ist wie ein packet.............irgendwann merkt man vielleicht auch was einem anmacht oder einem gefällt und was nicht.
also das einzige was ich immer tat,war...........zuzuschauen egal was und wo............das fand ich immer prickelnd........gg.........abends in den häusern oder einfach nur menschen zu beobachtet............das konnte ich stundenlang..........das gefiel mir.............und das ist heute noch beigeblieben..............gg..........
manchmal möchte man schon dinge wissen,warum sie so sind............ich würde da gern mal nachhaken, warum das so ist............hm...........
alre
Ich habe mich schon zu Grundschulzeiten gerne von meinen Freundinnen herum kommandieren lassen, ich habe mir Freundinnen ausgesucht, die gerne herumkommandieren, sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die nicht verstehen konnte, dass ein aufgewecktes und selbstbewusstes Mädchen wie ich solche devoten Verhaltensweisen an den Tag legt. Und natürlich habe ich auch Verletzungen auf Grund meines devoten Verhaltens erlebt, und ich glaube, dass die Kontrolle zu übernehmen, und alles im Griff haben zu müssen eine Reaktion auf solche Verletzungen war.
Auch Verletzungen durch Jungs, die mich in der Zeit der Pubertät ausgenutzt haben, weil sie entdeckt haben, wie leicht es war mich zu beeinflussen.


komisch, jetzt gerade habe ich deinen beitrag hier gelesen und ich muss sagen, dass mir gerade auffällt, dass ich auch immer freundinnen habe, die dominanter sind als ich....und ich werde quasi grundsätzlich zum mitläufer, nicht aus angst, die freundin zu verlieren, sondern weil mir die rolle der Freundin, die eben immer mitgerissen wird eher zusagt.
Wenn man das aufs sexuelle bezieht, dann komme ich auf die Schlussfolgerung, dass ich wohl tatsächlich einfach auch einen partner brauche, der mich mitreisst, der es versteht, mich zu Taten zu bewegen, die wenn sie nicht von mir ausdrücklich erwartet werden, eben einfach nicht aufkommen....so als ob derjenige eben erst mal den schalter umlegen muss und dann mach ich komischerweise auch vieles und das aus freien stücken... hört sich jetzt etwas widersprüchlich an, aber es ist so....

Und dann kommen wir zum BDSM....meine Devotion habe ich lange nicht ausgelebt, weil es eben niemanden in meinem Leben gab, der es verstand meine Devotion rauszukitzeln....
Nun habe ich einen dom, der es schafft, dass ich mich mit völliger Natürlichkeit, als wäre es nie anders gewesen, meiner Neigung widme....ich habe spaß dran, aber eben, weil der jenige mich mitreisst....so wie eben früher auf der schule....in der ausbildung....bei der arbeit....es sind immer freunde, die sehr dominante verhaltensweisen an den tag legen....und ich füge mich dem ganzen, so ganz selbstverständlich....

[b]kopfschüttel[/b] irgendwie schon komisch....aber vielleicht ist es eben eine charaktereigenschaft, wie jede andere auch, nur dass man diese charaktereigenschaft eben nicht so gerne aufzählt, weil man ja gleich von Vanillas schief angeguckt wird.......nur ne vermutung...
*****ish Frau
45 Beiträge
Mich haben in der Grundschule, so wie auf dem Gymnasium „dominante“ Mädchen eher angewidert. Ich wollte mir ebenbürtige Freunde, und keine, die meinten, mich herum scheuchen zu müssen, das hab ich immer sehr stark abgelehnt. Ich empfand diese machthaberische Seite als Kind immer als einen Versuch, mit der Unterdrückung durch die eigenen Eltern klar zukommen, als Ablassventil. Inwiefern das stimmt, keine Ahnung, aber die Eltern derer, die ich persönlich kannte, waren meist ziemlich ätzend. (Woche Stubenarrest für 'ne 5 und solch Unsinn)

Allerdings stelle ich mich schon immer „gern“ quer. Nicht falsch verstehen, ich bin im Grunde extrem selbstdiszipliniert, und es wird sehr selten vorkommen, dass ich eine meiner eigenen Regeln breche, aber Regeln von außen gehen meist so gar nicht in mich hinein, nur, wenn ich sie selbst als logisch empfinde.

Als Kind wurde ich im Grunde nie gestraft, und wenn, dann war es mehr ein sachlicher Tadel. Solch ein Tadel war für mich das eindeutige Zeichen, dass ich etwas falsch gemacht habe, sicher für mich genauso beschämend, wie für andere eine Tracht Prügel. (ich vertrage es Heute überhaupt nicht, wenn jemand mir gegenüber laut wird. Laut werden ist eine ganze Stufe über Tadel, und da werde ich eher bockig, weil ich das einfach nicht verdient habe.)
Na ja, die schlimmste Strafe für Fehler kam eh immer von mir selbst, die Gewissheit, etwas falsch gemacht zu haben, kann extrem hässlich an mir nagen, allerdings wirklich nur dann, wenn ich etwas selbst als „falsch“ empfinde.
Hmm, ich wurde mehr oder weniger von 3 Frauen erzogen (Mutter, Oma, Tante), von meinem Vater eher gar nicht (obwohl er genauso anwesend war in diesem Haus), da ist diese doch sehr lasche Art vielleicht nachvollziehbar? (Das steht auch im Gegensatz zur These, dass devote Frauen eine lieblose Mutter hatten – ich hatte 3!)

Dass mein Vater mit mir nicht viel anfangen kann, war mir schon sehr früh bewusst. Evtl. erklärt das mein Interesse an Motorrädern und Rechnern (insbesondere Spielen), um überhaupt etwas mit ihm zu teilen. Aber einen Zusammenhang zu meinen Sexuellen Vorlieben kann ich nicht ziehen. Ich habe von ihm ein Mal im Leben eine Ohrfeige bekommen, und da ich den Grund nicht nachvollziehen konnte, und er sich auch nicht entschuldigen wollte, hab ich über ein Jahr nicht mit ihm gesprochen (da war ich ca. 12). (Heute glaube ich, er hat mich geschlagen, weil ich in dem Moment einfach nur war wie meine Mutter)

Das ist vielleicht auch das Problem, dass ich mit dem devot sein habe. Ich muss schon nachvollziehen können, [i]warum[/i] mein Partner handelt, wie er handelt, Strafen, weil ihm danach ist, oder wegen nichtigen Gründen, das wäre für mich nicht akzeptabel. Auch Befehle müssen irgend einen Sinn ergeben. Ich stell mir das lustig vor...
Dom: „Befriedige mich oral!“ Cold: „Aber gern.“
Dom: „Leck diesen Dildo!“ Cold: „Warum? Das hat keinen Sinn!“
Jetzt mal als überspitztes und nicht ganz ernst gemeintes Beispiel. Es reicht mir auch nicht allein, dass er es sagt, denn warum sollte er von mir etwas sinnloses fordern, er ist doch nicht blöd? Anweisungen, die mir unlogisch erscheinen, empfinde ich einfach nur als albern *seufz*.

Hmm, woher kommt meine Neigung nun? Sie ist einfach da, ohne Grund... wie ich ja auch „einfach so“ hetero bin. Zwar musste ich erst einmal entdecken, dass es so was wie BDSM überhaupt gibt, aber das hab ich schon im Grundschulalter durchs Fernsehen. (Eine tolle Einrichtung, hat mich auch schon mit 4-5 vernünftig und nachvollziehbar aufgeklärt.)
Einmal gesehen und „zack“ war mir klar, das das was für mich ist.
Ich kann für mich nur sagen das ich in meiner Sklavebrolle genau das auslebe was ich im Alltag nicht kann.
Ich leite zwei unterschiedliche Unternehmen befinde mich Dort immer in der Dominanten Rolle des machers. In meine Ehe regle ich alle Finanz- termin und ähnliche angelegenheiten.
Nur in der Rolle des Sklaven immer dann wenn meine Frau/Dom mir mein Armband umlegt kann ich mich fallenlassen. Kann und darf keine Entscheidungen mehr Treffen, bin völlig dem willen meiner Dom unterworfen, trage keine Verantwortung und genieße gern Schmerz und demütigung.

Nur so erfahre ich entspannung und Ruhe.
mir geht es da so ähnlich. im alltag versuche ich immer schlagfertig und dominant zu sein. ich leite gerne dinge und brauche die bestätigung. und schon als ich klein war da hat mir ein bild in einem kinderbuch gefallen wo ein mädchen und ein junge indianer spielten und das mädchen an einem pfahl gefesselt war... *rotwerd* findet ihr das perves, ich meine als kind?
Ich denke nicht. Dann die veranlagungen die wir in uns tragen sind älter als unsere Kindheit, nur können wir sie nochnicht verstehen und umsetzen. Das schreibe ich als tätiger Therapeut.
nicht alles gelesen...
ich habe nur überflogen, sorry.

meine meinung ist das wie--mit schokolade--
entweder man mag sie oder nicht.

geschmak entwickelt sich.

kleinkindr die essen verweigert haben weil sie es nicht mochte, stürzen sich als teenis drauf....

so ist es bei mir.

als jugendliche konnte ich mir gar nicht vorstellen, mich gefesselt nehmen zu lassen, mich demütig meien mann zu dieien.

allein der gedanke----ich fand die vorstellug abartig, widerlich....

und jetzt?

ich habe einiges gelesen, einiges gesehe auf fotos, video....

jetzt tastene wir uns so durch, probieren dies und das aus, machen erfahrungen, negative und positive.

wir habe schon so einiges was uns spaßmacht gefunden.

allerdiings verabscheuen wir schmerzen und körperliche gewalt.

und das denke wird sich nicht ändern.

sm ist wie schokolade, dort gibt es viele geschmaksrichtungen und wenn man die lieblingsschokoladen gefunden hat, bekommt man nicht genug davon.
Egal!
Mir ist es ziemlich egal, welchen Ursprung meine Neigung hat. Ich finde es einfach schön, es auch ausleben zu können!

LG Traumfrau
********ield Frau
7.335 Beiträge
Hallo @ All
Ich hab mich eben in diesen Thread reingelesen und hab das gleiche gedacht wie Traumfrau.
Eigentlich ist es mir ziemlich egal wo meine Neigung herkommt.Ich weiss nur das sie da ist solange ich mich erinnern kann(früher nur ohne Sex)
und das ich sie eben geniesse.Das reicht mir zur Zeit voll und ganz,vielleicht ändert sich dies ja noch.

LG Shield
*******pain Paar
389 Beiträge
Das Ur des Sprungs
Muse fragte: "meint ihr wirklich,dass es einen ursprung der neigung gibt??"

Ja, es gibt einen Ursprung unserer Neigungen. Aber er bleibt im Dunkeln und ist etwas ganz anderes als das, was wir uns unter "Urspung" gemeinhin vorstellen.

Am 28. Januar 1986 explodierte die US-Raumfähre Challenger 73 Sekunden nach dem Start. Was war der Ursprung dieser Explosion? Untersuchungen ergaben, dass ein Dichtungsring an einer der Booster-Raketen, die neben dem Treibstofftank montiert waren, um dessen Gewicht in die Höhe zu heben, undicht wurde. Flammen der Rakete traten aus, brannten ein Loch in den Treibstofftank, und dieser explodierte.

Und was war der Ursprung des undichten Dichtungsringes? Jetzt wird es schon schwieriger. Man nannte einmal die mangelhafte Konstruktion, die gewählt worden war, um Kosten zu sparen. Andererseits waren tiefe Temperaturen in der Nacht vor dem Start Anlass, den Kunststoff der Dichtungen an der Booster-Rakete spröde und damit undicht werden zu lassen.

Wir merken: eine solche Art, nach dem Ursprung von etwas zu fragen, passt auf unsere Frage nach dem Ursprung unserer BDSM-Neigungen überhaupt nicht. Wieso nicht?

Offensichtlich besteht ein Unterschied zwischen Ursprung und Ursache. Im Fall des Challenger-Unglücks fragte ich, genau genommen, nach der Ursache, nicht nach dem Ursprung. Viele Postings hier verwechseln Ursprung mit Ursache.

Eine Ursache gibt es für unsere Neigungen nicht. Denn die Frage nach einer Ursache zielt auf einen plausiblen Wirkungszusammenhang: Zuerst die Ursache, dann die Wirkung. Also etwa so: Wenn ein Junge im Alter zwischen sechs und acht Jahren von seinem Vater in der Badewanne erwischt wird, wie er seinen kleinen Lümmel in der Hand hat, und der Vater ihm eine Szene macht, wird der Erwachsene ein Maso-Sub, der vornehmlich auf Hodenfolter, mindestens vierzehntägig, steht.

Das ist natürlich absoluter Quatsch. Und genau deshalb laufen sog. "wissenschaftliche" Untersuchungen, wie sich Puppenspieler genannt hat, selbstverständlich ins Leere. Wo nichts ist, kann nichts gefunden werden. Auch nicht "wissenschaftlich".

Wir Menschen sind nicht das "Produkt" unserer "Umwelt", so wie 27 das "Produkt" aus der Multiplikation von 3 mit 9 ist. Wer sich (verständlicherweise) danach sehnt, durch die Benennung der Ursache seiner Neigungen gleichsam seine Hände in Unschuld waschen zu können ("Ich kann ja nichts dafür, dass ich gerne Frauen peitsche, es lag an meiner Kindheit …."), wird frustriert zurückbleiben. Und muses Hoffnung: "aber es wäre echt mal interessant bestimmt dinge mal zu wissen........" muss enttäuscht werden.

Wir schweben aber umgekehrt nicht als autistische Blasen irgendwo unberührt über der sog. Realität. Wir interagieren ständig mit der Welt, mit den anderen Menschen, werden beeinflusst und beeinflussen. Ein waberndes Gewebe von multiplen Einflüssen, und jedes Leben webt ein so individuelles Netz, dass es nichts Vergleichbares im Kosmos gibt.

Alre schrieb am 10.10.06 (charmedlady zitierte sie schon): "Ich habe mich schon zu Grundschulzeiten gerne von meinen Freundinnen herum kommandieren lassen, ich habe mir Freundinnen ausgesucht, die gerne herumkommandieren," Andere Schreiber berichten ähnlich: "Ich habe schon in der Kindheit dies und jenes …..". Ich kann selbst von mir ähnliche Geschichten erzählen.

Aber es geht auch umgekehrt: Coldfish berichtet uns: "Mich haben in der Grundschule, so wie auf dem Gymnasium „dominante“ Mädchen eher angewidert. Ich wollte mir ebenbürtige Freunde, und keine, die meinten, mich herum scheuchen zu müssen, das hab ich immer sehr stark abgelehnt." Wenn wir etwas vehement ablehnen, heisst das, dass es starke Emotionen in uns hervorruft, also: dass wir etwas damit zu tun haben. Oft kehrt sich eine frühere Ablehnung in späteren Jahren in fasziniertes Begehren.

Was sagt uns dies? Das Sich-Herumkommandieren-Lassen" ist eben nicht die Ursache oder der Ursprung der Neigung. Dennoch sagen solche Geschichten Wesentliches: Unsere Neigungen sind in uns offensichtlich schon sehr viel früher "da" als wir gemeinhin denken.

Also liegen unsere Neigungen in unserem Charakter? Damit verschieben wir bloss das Problem der Frage, denn keiner konnte mir bisher sagen, was denn "Charakter" eigentlich sei.

Masamratte, ein "tätiger Therapeut", erklärt unsere Neigungen als "Veranlagungen", die logischerweise "älter als unsere Kindheit" sein müssen, sonst wären sie nämlich keine Veranlagungen. Das, was älter als unsere Kindheit ist, muss bei unserer Zeugung schon anwesend gewesen sein. Bei unserer Zeugung waren, auf der sichtbaren Ebene, zwei Erbgutmoleküle anwesend, neben ein paar Eiweisen und Fetten. Sollen unsere Veranlagungen durch die Kreuzung des Erbguts unserer beiden Elternteile zustande gekommen sein? Glaubt jemand im Ernst, wir könnten in der Sequenz der DNA irgendwann einmal ein Domina-Gen finden?

Menschsein heisst: in einem Geschehen unendlicher Kreativität sein Inneres auszudrücken. Der Ausdruck unserer Innerlichkeit geschieht als Welt, die wir dann als Äusseres wahrnehmen. Die inneren Regungen eines jeden von uns sind einzigartig und individuell. Um sie auszudrücken, bedienen wir uns aber gerne vorgefundenen Ausdrucksangeboten. Die Welt von BDSM ist ein solches Angebot von Ausdrucks-, von Identifikationsmöglichkeiten. Wir bauen unsere Ich-Identität, unser Gefühl von Selbstsein, aus Bausteinen von vorgefundenen Bildern, Eindrücken, Rollenangeboten.

Dieses Bauen unseres Ichs geschieht ständig, bis wir sterben, und ist deshalb wesenhaft dynamisch. Häufig geschieht es uns, dass wir zunächst ein Rollenangebot annehmen (etwa: die gute, liebenswürdige Tochter), die Rolle aber später als Begrenzung unseres Selbsts erfahren (die Hülle ist uns zu eng geworden). Dann suchen wir uns eine neue Rolle. Ablösungsprozesse von alten Rollen sind oft mit Schmerzen verbunden (und z.T. mit Ehescheidungen), da wir auch immer Angst haben, eine alte gewohnte Rolle zu verlassen.

Der Ursprung unserer Neigungen liegt also in unserer Gegenwart. Es geschieht immer genau jetzt, dass wir für unser inneres Sein eine adäquate Ausdrucksmöglichkeit suchen.

Für die Art und Weise, wie wir unser Inneres auszudrücken versuchen, sind Kindheitserlebnisse allerdings entscheidend. Denn gerade in den ersten Lebensjahren sind die Eltern, besonders die Mutter, massgebend für die uns zur Verfügung stehenden Ausdrucksmöglichkeiten. Im Extremfall können Eltern durch (oft ungewollte) destruktive Verhaltensweisen den Ausdruckswillen eines Kindes kaputt machen. Autismus ist die Folge.

BDSM ist eine extreme Art, unsere eingeborene Sexualität zu erleben. Der Grund, dass wir diese extreme Art wählen, ist eine extrem starke Sehnsucht. Sie bezieht sich oft auf unseren innigen Wunsch, uns zu spüren. Dieser Wunsch kann wiederum daher rühren, dass uns in unserer Kindheit die Möglichkeiten, uns in unserer Körperlichkeit zu erfahren, verwehrt wurde. Hier trifft mama_ines die Sache auf den Punkt: wenn uns in unserer Kindheit etwas verweigert wurde, steigt unsere Sehnsucht danach und kann schliesslich übermächtig werden.

Wenn wir also nach dem Ursprung unserer Neigungen fragen, müssen wir unseren Blick nach innen wenden. Je ehrlicher wir dem begegnen können, was wir bei dieser Innenschau entdecken, umso mehr werden wir nachvollziehen können, warum wir BDSM als die uns adäquate erotische Ausdrucksmöglichkeit unseres inneren Seins erwählt haben.


stephensson
art_of_pain
In einer Vorlesung...
...zur Entwicklungspsychologie wurde einmal ein Bild gezeigt - dieses Bild ist mir in Erinnerung geblieben.

Es war ein großes Brett - auf dem Brett waren Landschaften, Laufrillen, Löcher - eine Kugel konnte - je nach Neigung des Brettes, je nach Hindernissen und Löchern sehr viele verschiedene Wege nehmen. - Dies stellte den Umweltaspekt dar.
Nur die Kugel ist wie sie ist - ihre Hauptfunktion ist unveränderbar das Rollen - der Anlageaspekt.
In welche Richtung es geht, hängt davon ab, wie und in welche Richtung das Brett geneigt wird und wie leicht oder schwer gängig das Gelände ist und wie die Hindernisse gebaut sind.

Ein sehr eingängiges Bild - Umwelteinflüsse - wie z.B. die konsequente Verweigerung (Umwelteinfluss Eltern) dessen, was das Kind so dringend braucht (die Anlage Grundbedürfnisse).

Dennoch ein zu simples Bild - die ungestillte Sehnsucht brennt nicht in jedem Menschen weiter und wirkt sich auf seine sexuellen Neigungen aus. Menschen sind aktiv und schaffen sich Bedingungen, mit denen sie glücklich und zufrieden werden können - mit BDSM oder ohne BDSM.
Andere suchen die Intensität durch andere Mittel zu erreichen - suchen ihren thrill im Sport, beim Sprayen, beim Bungee-Jumpen, in verschiedensten Süchten, in Dauerstreit mit Partner, Nachbarn u.s.w.

Nicht jeder mit einer bestimmten Kindheitserfahrung wird BDSM'ler und nicht jeder BDSM'ler hatte die gleichen Kindheitserfahrungen.
Ja - wir werden getrieben von Sehnsucht - doch die Richtung, in die es uns zieht oder die wir bewusst einschlagen, ist sehr individuell.

Es ist eine innere Kraft, die uns das tun lässt. Um zu erfahren, was uns treibt, was uns aktiviert - in die eine oder in die andere Richtung - können wir wirklich nur nach innen schauen, so wie @*******pain es gesagt hat. Wir tragen die Antwort in uns, benötigen nur den Mut und die Geduld nach der Antwort in uns zu suchen. Dann finden wir ihn - den Ursprung.

Viele Grüße
Angelika

P.S. @**re - als Du als Kind herumkommandiert wurdest - hat Dir das gefallen? Und ist dies heute Deine sexuelle Präferenz - Befehle entgegen zu nehmen? - Ich habe da etwas anderes aus den Foren im Gedächtnis.
****_nw Frau
691 Beiträge
Befehle
...ist der falsche Ausdruck.
Ich habe mir einen Menschen gesucht, der meine überschäumende Kreativität, meine Ideen und meine Verträumtheit in Bahnen zu lenken half. Wenn am Ende ein gut verspielter Nachmittag heraus kommen sollte, war das der richtige Weg. Ich habe mich auch immer sehr bemüht dieser Freundin, die ich ja mochte, alles recht zu machen. Meine Mutter fand das unerträglich, weil sie vermutlich nur sah, dass ich die andrer "hofiere", nicht aber, was die andere für mich tat, nämlich mir den Freiraum schaffen in meiner Fantasie Welt unterzutauchen. Und das sind nun alles wage Vermutungen, denn, mal ehrlich, es ist ewig her.
Gefallen hat mir, mich in Ihrer Präsens zu sonnen (das weiß ich sicher noch) und ihr meine Spielwelt anzubieten und ihr den roten Teppich auszurollen.
Wichtig ist nicht zu vergessen, wie meine Lebenskugel weitergerollt ist, ich habe gelernt, nicht jedem zu trauen, ich habe gelernt, selber Anführerin zu sein und zwar eine gute, denn ich werde von keinerlei Machtgelüsten belastet, ich habe im Gegenteil das brennende Verlangen dafür zu sorgen, dass es allen Beteiligten gut geht bei den von mir geleiteten Unternehmen. Ich habe gelernt, mir Menschen die mich zu beeinflussen versuchen oder gegen meinen Willen beherrschen wollen von der Pelle zu halten. Ich bin sehr misstrauisch Leuten gegenüber, die Anführer sein wollen, denn an einen Menschen dem ich mich unterordne habe ich hohe Ansprüche.Ich habe mir eine Rüstung zugelegt.
Aber für ganz bestimmte Menschen packe ich diese Wohlverwahrte devote Seite meines Charakters auch heute noch aus.
Ich bin keine Diener-Sub im klassischen Sinne, ihm jeden Morgen den Kaffe ans Bett bringen oder so (er mag eh keinen Kaffee) ist nicht mein Ding und doch ist es mir ein Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht und er sich wohl fühlt und ich mache mir viele Gedanken, wie ihn erfreuen kann. Ich kann mit Befehlen von Aufgaben, die einfach unsinnig sind nichts anfangen und eine Viertelstunde irgendwo knien zu sollen oder auf Kommando eine erotische Geschichte schreiben zu müssen, würde mich nicht anmachen und doch mag ich es, wenn er die Führung übernimmt, auch in alltäglichen Situationen wie dem gemeinsamen Einkauf im Supermarkt.
Den Hinweis auf meine Kindheit, in der ich auch schon Sadomasochistische Fantasien hatte, habe ich gegeben, weil viele hier argumentierten, die Neigung entstehe erst in der Pubertät. Das war bei mir nicht so. Ich finde nach wie vor die Fruchtwasser Erklärung sehr plausibel, wobei ich auch denke, dass Erziehung und Umwelteinflüsse die weitere Prägung bewirken.
Bei uns zuhause ist Sex übrigens nicht tabuisiert worden, ich konnte alles fragen und hatte mein Privatsphäre solange ich denken kann, daraus lässt sich also auch keine Regel machen…
Alre, die hofft, Angelika damit eine umfassende Antwort gegeben zu haben…
*******pain Paar
389 Beiträge
Bretter
Youwillfindme hat ein wunderbares Bild der menschlichen Entwicklung gegeben:

"Es war ein großes Brett - auf dem Brett waren Landschaften, Laufrillen, Löcher - eine Kugel konnte - je nach Neigung des Brettes, je nach Hindernissen und Löchern sehr viele verschiedene Wege nehmen."

Die grosse, geheimnisvolle, noch unbeantwortete und wohl ewig unbeantwortbare Frage lautet:

Wer neigt das Brett?


stephensson
art_of_pain
6 leute...
hallo zusammen,

also auch wenn ich kein anhänger von freud bin, hätte er gesagt ... 6 leute neigen das bett:

du und deine partnerin
ihre eltern
deine eltern ...

und ein wenig denke ich schon das da etwas dran ist ... auch wenn die vorstellung immer etwas gruselig ist *zwinker*

gruß vom puppenspieler
*******pain Paar
389 Beiträge
Mitspieler gesucht
Weder ich noch meine Partnerin,
weder meine Eltern noch ihre Eltern
neigen das Brett ....

Um im Bild zu bleiben:

All diese Personen sind nur

Löcher und Rillen

im Brett.

Die Frage bleibt offen ...

stephensson
art_of_pain

P.S.
Und wenn's noch nicht fragwürdig genug ist:

Wer eigentlich sägt das Brett?
****_nw Frau
691 Beiträge
Ohne eine Diskussion auslösen zu wollen ist meine Antwort (ohne missionarischen Anspruch) auf diese Frage ganz klar:
Gott, der auch die Kugel geformt hat.
Eine theologische Diskussion würde aber dennoch die Frage beinhalten, ob wir des Brettes Neigungen durch eigenen Entscheidungen beeinflussen können und ob die Oberfläche durch Gebete zu verändern ist, aber, Stephensson, das führt hier zu weit, worauf wolltest Du eigentlich hinaus?

Alre
*******n_by Mann
58 Beiträge
ich bin ja gerne jemand der Frauen übers Knie legt und Sie versohlt, kann auch tüchtig, aber nicht brutal sein , aber ich ich habe mich schon oft gefragt und frage mich immer wieder ob ich normal bin und woher diese besondere Liebe kommt, auf der anderen Seite versuche ich es dann abzutun und mir zu sagen genieße es einfach und mach Dir keinen zu großen Kopf, aber ab und an kommen mir schon Zweifel..., dennoch einer Frau den Hintern zu versohlen, und dann auch noch wenn die Frau dabei in Feinstrümpfen...
für mich erotisch einfach sehr prickelnd...
LG
********l_bw Frau
722 Beiträge
Natürlich hab ich mir Gedanken über meine Neigungen gemacht- sie sind nicht nur Bestandteil meiner Sexualität, sondern entsprechen meiner gesamten Persönlichkeitsstruktur...Immer wieder tauchen Masochismus, Submissivität und Machtkomplexe auf, egal ob ich nun meine Beziehungen oder sonst etwas beleuchte...

Ich glaube auch nicht, dass man derartige Neigungen einfach abschalten kann und genau deswegen ist für mich der Vergleich mit irgendwelchen Rollenspielen nicht möglich...würde ich nur eine Rolle spielen, wäre es nicht echt..
Natürlich hab ich mir Gedanken drüber gemacht.
Aber da ich bereits mit ungefähr dreieinhalb Spaß am Fesseln und Gefesseltwerden Spaß hatte, mache ich mir darüber keinen großen Kopp mehr. Ist halt so. Kannichnichändern. *zwinker*

Viel mehr Gedanken mache ich mir da, welcher Seite der Neigung ich überhaupt angehöre ("oben" oder "unten") ... denn irgendwie verwischen die Grenzen da grade gehörig ...
Nachdem ich rausgefunden habe, daß auch meine Schwester devot ist, war natürlich für mich die Frage nach dem Warum eine Zeitlang ein Thema. Zwei Schwestern, drei Jahre auseinander, nie sehr eng miteinander, nie über Sex geredet (außer bei dem großschwesterlichen Versuch, Kleinschwester ein wenig sexuelles Selbstbewußtsein auf den Weg zum ersten Mann mitzugeben), kein Mißbrauch in der Familie, völlig verschiedene Charaktere. Und dann stellt sich heraus, daß wir beide BDSM mögen, beide devot sind, beide dies schon in jungen Jahren wußten. Nur daß meine Schwester es halt ausgelebt hat und ich nicht.

Ein wenig ins Grübeln gekommen bin ich da schon, muß ich zugeben. Im Moment beschäftigt mich die Frage wenig, zumal ich - um zu einer Lösung zu kommen - auch engeren Kontakt zu meiner Schwester bräuchte. Aber vielleicht starte ich irgendwann mal ein persönliches Evaluierungsprogramm, und wer weiß... das Ei des Kolumbus muß ja auch mal von einem (blinden?) Huhn gelegt worden sein...
interessant, Elora ...
... dein Einwurf stimmt ja wohl eher dafür, dass ein (Groß?)teil davon bereits genetisch veranlagt sein kann. Spannend.

Ganz für mich kann ich das auch nicht von der Hand weisen, weil mein Papa (allerdings heimlich) diese Neigung auch hatte ...
Brett vorm Kopf
spannender thread, das muss ich mal sagen. auch wenn oli_muc wohl schon länger ausgestiegen ist. dann werf mal kurz meine ganz persönlichen 2 cent rein.

meine kindheit schätze ich als durchschnittlich ein. nicht gerade übermäßig liebevoll, aber auch ganz bestimmt nicht traumatisch. die elterlichen pornos habe ich mit 12,13 gefunden. SM war nicht dabei. und dennoch hat mich diese dunkle welt schon immer interessiert. to make a long story short. richtig ausleben konnte ich meine vorlieben bisher in keiner beziehung. lange jahre fühlte ich mich auch schuldig für meine bedürfnisse. wobei ich eher in richtung fetischismus als klassischen BDSM tendiere. allerdings habe ich vergangenes jahr für mich entschieden. ich bin so wie ich bin. und wenn ich gerne latex trage und devot sein möchte, dann ist das eben so. und siehe da, mit dieser erkenntnis verschwand das bedürfnis, den ursprung meiner "fehlschaltung" zu ergründen. eine geile beziehung hat sich leider dadurch nicht ergeben.

und damit noch mal zurück zu olis anfänglicher problematik mit der partnerfindung. ich grüble schon seit jahren, ob es nicht besser wäre, eine partnerin zu haben, mit der auf sexueller ebene alles harmoniert. und dafür legt man halt die latte im restlichen leben tiefer. bei mir war es bisher nämlich immer umgekehrt. es muss auf intellektueller - oder sagen wir mal geistiger - ebene clicken, sonst find ich sie schon gar nicht sexy. ach, wenn ich es so überlege... alleine über stromberg lachen macht auch wirklich keinen spaß.

so viel dazu. und zu stephenssons quizfrage "wer neigt das brett?" fällt mir folgendes ein: warum tut er/sie/es das?
ursprung der neigung
mir fallen auch wieder so dinge ein................ich habe in den frühen jahren schon immer gummi-oder lackklamotten getragen.auch selber genäht(gummi)und dann lief ich in den diskotheken auch so rum.das war für mich normal..........nur meine familie grinste immer, dachten es wäre eine phase.........

die anderen dinge kamen später.............habe eher interesse für bestimmte dinge gezeigt..........
bis zum dem tag wo mir ein mann sagte:*hör mal, dass was du hier so sagst und meinst ist eher im devoten bereich zu sehen..........*
die worte lösten was bei mir aus...............weil er recht hatte..........aber ich es nie wahr nahm..........ich dachte das wäre normal und o.k. ohne in eine schublade gesperrt zu werden............
dann kam der einstieg zu den fetish-partys............und so entwickelte es sich immer weiter........... *zwinker*
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