Wenn man sich verliebt, interessiert man sich ja auch für die Eigenheiten dieses Menschen. Da ist es für mich völlig normal dass man sich für Dinge interessiert, die einen sonst nicht die Bohne interessiert! Weswegen ich es für völlig normal halte, dass man sich ein wenig "verstellt" und die eigene Meinung zu völlig Fremdem, vielleicht sogar vormals Unsympathischen, nicht mal so eben rausposaunt. Alleine schon um herauszufinden, ob man da nicht irgendwelchen Vorurteilen erlegen war, die sich durch die neue Person revidieren.
Fußball ist da ein schönes Beispiel. Da gibt's ja kaum eine Grauzone zwischen glühender Leidenschaft und totaler Abneigung. Wenn da dann eine Frau auf einen Kerl, der absoluter Fan eines Clubs ist, trifft wird sie dann ja schon mal ins Stadion mitgehen.
Da verstellt sie sich aber ja nicht, sondern sie erlebt ihn in seinem Element - und das ist eine wunderschöne Sache! Vielleicht hat sie dann ja sogar Glück und er ein Umfeld, das nicht zu den Vorurteilen über Fußball (Krawall, alles nur Prolls, etc. pp.) beiträgt, sondern welche von ihr sie korrigieren lässt.
Ansonsten kann ich nur sagen: Je größer das Bedürfnis ist anders, meist mehr zu sein als man ist gegenüber einer bestimmten Person, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eh nicht zusammenpassen wird.
Wenn also ein armer Schlucker sich plötzlich teure Anzüge kauft und damit nahezu verschuldet, NUR um ihr zu zeigen dass er auch was hermacht und gut aussehen kann, dann läuft da was falsch. Selbst wenn sie sehr modebewusst sein sollte, heißt das ja noch lange nicht dass er auf ihr Niveau in Sachen Kleidung muss. Entweder er tut's im Rahmen seiner Möglichkeiten und (!) fühlt sich in den neuen Sachen auch wohl, oder er lässt es und trägt weiter das, worin er sich eben wohl fühlt.
Am besten ist es natürlich, dass beide einfach so sind wie sie sind, es beim anderen auch sein dürfen, und sie sich genau deswegen so lieben.
Ist aber, leider, recht selten. Irgendwas gibt's immer, was Leute an anderen Leuten nicht so mögen. In der Praxis müssen Kompromisse her. Und diese sind es, die Menschen sich dann doch ein wenig verstellen lassen. Sie müssen es, sonst würde die Beziehung nicht funktionieren.
Ich kann nur sagen: Lieber schließe ich mit jemandem gemeinsam Kompromisse als auf ewig stolz drauf zu sein, keine machen zu müssen, weil ich alleine bin.
Dazu ist gemeinsame Zeit mit einem Menschen, den man sehr mag, gar liebt, viel zu schön.