"Nahezu jeder macht es"
... mmh, da wollte ich schon aufhören weiterzulesen.
Hallo in die Runde,
zunächst einmal ein Kompliment an die Autorin, denn sie hat sich mit dem Artikel eine Menge Mühe gegeben. Der Text ist strukturiert und gut aufgemacht, mir wirkte er auch ein wenig, wie von der Seele geschrieben und optisch gut aufgemacht, bedacht formuliert und auf der Suche nach Erklärungen bzw. Argumenten -
für einen Seitensprung, so scheint es mir allerdings.
Damit zur Kritik und auch zu meiner Überschrift. Was heißt bitte "nahezu jeder macht es"? Unterstellt das 80, 90 oder 99 Prozent? Immerhin wird dabei allerdings darauf hin gewiesen, dass es neben Jürgen auch Constanze tut. - Na wie denn auch sonst, mal etwas hintergründig gefragt.
Was mich an dem Artikel stört, ist wirklich das etwas klischeehafte und, wie oben schon geschrieben, auch irgendwie beschönigen wollende. Es liest sich für mich wie ein Rechtfertigungsversuch (bitte gedanklich in Anführungszeichen setzen) respektive einer Legitimierung, dieses zu tun. Denn: "Nahezu jeder macht es".
Nun ich z.B. nicht. Gehöre ich damit zu einer Minderheit von 20, 10 oder 1 Prozent? Oder bin ich ein Moralapostel? Nein - und, Scherz am Rande, gebe es einen entsprechenden Sticker, dürfte ich hernach wohl zugepflastert werden damit und schwerste Verbannungswünsche erhalten.
Soweit mein Feedback auf diesen engagiert geschriebenen Artikel. Und nun zu ein paar ganz simplen aber rhetorischen Fragen. Ist es Seitensprung, wenn:
• man gedanklich fremdgeht bzw. beim Sex an andere denkt?
• man sich hier verliebt hat, "Es" nicht geschah und weiterturtelt?
• sich ein Seitensprung lediglich auf den psychischen Sex "reduziert"?
Wie gesagt, es sind Gedankenanstöße und keine Aufforderung zu Grundsatzdiskussionen, denn jede Meinung dürfte (fast) unterschiedlich dazu sein und dennoch gefestigt.
Und damit hier keiner denkt, ich kneife: Ja, auch ich habe es getan, in Gedanken beim Onanieren. Zuerst mit der damaligen Partnerin, später mit anderen. Der Hintergrund war allerdings totale Abstinenz bei der Ex während und Monate nach der Schwangerschaft.
Wer liebt und dennoch bei sich bleibt, auch wenn es verdammt schwer fällt, mag nun in den Augen einiger ein "Vollpfosten" sein, "Meister der Askese", "Moralapostel", "treu(doofe) Seele" oder von mir aus auch ein "verklemmter Sublimierer".
Jeder nach seiner Facon und euch einen schönen Abend; ich verurteile niemanden, der "Es" tut, denke aber meine Meinung dazu dargestellt zu haben.
Um abschließend die Frage der TO zu "Lust oder Frust" zu beantworten: Wer es wie empfindet, muss jeder bei sich selbst ergründen. Aber die eigene Lust dann zum Frust beim Partner werden zu lassen (oder durch Beichte abzulegen), nun ja ... ziemlich frustrierend, oder?
Markus, die Minderheit
Nachtrag: Um das klarzustellen - es geht nicht gegen Paare z.B., die hier im gegenseitigen Einverständnis Ergänzungen oder Abwechslung suchen. Swinger selbstverständlich inkludiert.