Na denn nehmen wir's mal auseinander ;)
Man soll(te) den Partner so akzeptieren/nehmen wie er ist.
Selbstverständlich sollte man das. Es schliesst ja nicht aus, die eine oder andere in den eigenen Augen negative Eigenschaft anzusprechen, und dem Partner verstehen zu geben, dass man diese nicht schätzt. Schliesslich verliebt man sich eher selten in Mr/Mrs Perfect.
Wenn ich meinen Partner mit allen Stärken und Schwächen nehme wie er ist, erkenne ich die Schwächen ja trotzdem als solche, und gehe davon aus, dass auch er sie kennt, und vielleicht daran arbeiten möchte.
Was aber ist mit unserer täglichen Weiterentwicklung, die wir selbst in uns erkennen, wollen und auch fördern und fordern?
In einer harmonischen Partnerschaft sind sich beide Seiten dieser Weiterentwicklung bewusst, nicht zuletzt liegt der Reiz einer Partnerschaft auch darin, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Schwierig wird es, wenn nur einer der Partner dies möchte, und den anderen nicht "auf seinen Weg mitnimmt."
Wir bleiben doch auch nicht "stehen".
Warum also vom Partner nicht Dinge abverlangen bzw. vorantreiben oder ihm zur Seite stehen?
Die Frage ist hier, wie man es tut. Mit gutem Beispiel selbst voraus gehen, ist meiner Erfahrung nach immer noch der beste Weg.
Widerspricht sich da nicht etwas?
Überhaupt nicht, es sei denn, man geht irrigerweise davon aus, dass die eigene Entwicklung irgendwann abgeschlossen ist.
Lasst ihr euren Partner wirklich "so wie er ist"?
Ich werde ihn ganz sicher nicht umkrempeln, gebe ihm aber zu verstehen, dass ich es schätze, wenn er sich selbst seiner Schwächen annimmt, und bereit bin, ihn bei seiner Weiterentwicklung zu begleiten.
Seid ihr/macht es euch zufrieden?
Schwierige Frage. Das Arbeiten an eigenen Schwächen, sowie dem Partner zu helfen, an seinen zu arbeiten, auf gut Deutsch gesagt, Arschtritte zu kassieren und zu verteilen, ist in jeden Momenten eher nicht zufriedenstellend. Tritte können halt ganz schön weh tun.
Aber sie können auch nachhaltige Wirkung erzielen, und bestenfalls eine Zufriedenheit schaffen, von deren Existenz man "vorher" nichts gewusst oder geahnt hat.
Es ist oftmals schon unbequem, sich selbst zu verändern, und zu entwickeln, nicht selten hat es ja was mit der Überwindung des eigenen, inneren Schweinehunds zu tun.
Dies nun in einer Partnerschaft zu erfahren, sei es am eigenen, oder am Leib des Partners kann sehr anstrengend sein. Aber es ist notwendig, damit die Partnerschaft, die gegenseitigen Berührungspunkte, sich weiter entwickeln, stabiler werden.
Längerfristig, so vermute ich (da ich noch nicht wirklich auf eine langjährige Partnerschaft zurückblicken kann), macht es einen sicher stolz und zufrieden, gemeinsam mit dem Partner diesen Weg gegangen zu sein, durch dick und dünn, wie man so schön sagt.
Warum ist dann die Scheidungsrate so hoch?
Hat es alles nur mit "mein Haus, mein Boot, mein Pferd, mein Auto, mein Sex ".... zu tun?
Weil es eine irrige Annahme ist, eine Partnerschaft würde durch diese materiellen Gemeinsamkeiten stabiler werden. Wenn die geistigen Gemeinsamkeiten aber zunehmend weniger werden, tritt genau das Gegenteil ein. Man beschäftigt sich mit den Dingen, die man sich "gemeinsam erarbeitet" hat, nur nicht mehr mit sich selbst.
Stillstand fördert Stabilität nicht gerade.