Ich glaube, dass Frau oft unzufrieden mit sich und ihrem Leben ist. Und weil es nun mal nicht so einfach ist, sich selber dieses einzugestehen und im Anschluss daran zu arbeiten, wird die Unzufriedenheit auf den Partner projeziert und somit lieber versucht diesen zu ändern.
Zustimm.
Meine Ehe ist daran gescheitert,letztendlich,weil ich das in meinem Kopf existente Bild meines "Idealmannes" viele Jahre versucht habe,meinem Ex-Mann überzustülpen.Ihn dahingehend zu "formen".
In ihm mehr gesehen habe,als er je war.Je sein konnte,aufgrund seiner eigenen Charaktereigenschaften,für die ich jedoch von vorneherein blind war und die nicht im Mindesten zu den meinen passten,weil viel zu wenig gemeinsame Interessen (um genau zu sein,gar keine) und zudem krass auseinander klaffender Bildungsstand.
Das konnte nur schiefgehen.
Dennoch haben wir 22 Jahre miteinander gelebt,gebunden durch Kinder,Haus,gesellschaftliche Konventionen,etwas,dass wie Liebe aussah,aber in Wirklichkeit bei beiden nur Angst vor dem Alleinesein war,eine potemkinsche Fassade einer Partnerschaft,ein Fake in Reinkultur,eine gelebte Lebenslüge,in der man (frau, besser gesagt) sich selber am meisten beschissen hat.
Kaum zusammen,schon verheiratet (nach 2 Monaten),ohne den anderen überhaupt richtig kennengelernt zu haben,auszuloten: passt das überhaupt irgendwie zusammen,sind wir kompatibel genug auf allen Ebenen,für eine Partnerschaft auf Augenhöhe?
Shit happens.
4 Jahre nach Scheitern der Ehe,als sich selber reflektierender Single-Mensch,der sich unter vielen seelischen Schmerzen den eigenen Unzulänglichkeiten hat stellen müßen,halte ich mich heute,mit fst 48 Jahren,erst für beziehungsfähig.
Eine wichtige Phase der Läuterung,der Selbsterkenntnis,diese 4 Jahre als Single.Weil ich lernen mußte,mir meine Bedarfe selber zu erfüllen.Ohne jemand anderem dafür die Verantwortung auf's Auge zu drücken.
Sehr oft habe ich mich darüber beschwert,dass mein Ex-Mann keine Verantwortung tragen konnte,er immer eher mein 3.Kind war,kein Partner.
Aber der Fehler lag bei mir,weil ich ihn versuchte,zu einem verantwortungsbewußtem Partner "zu erziehen" und durch diese Erziehungsversuche selber zum 3.Kind degradierte und auch lange lange Jahre unfähig war,zu erkennen,dass man einen ohnehin schwachen Charakter nicht zu einem starken Charakter "umerziehen" kann.Zwar wird durch enormen Druck aus Kohle irgendwann mal ein Diamant,aber das klappt definitiv nicht bei einem Menschen,sondern nur bei Mineralien und das auch nur durch einen jahrmillionenlangen Prozeß.Ich hätte in der Schule wohl mal besser aufpassen sollen,dann hätte ich das eher begriffen....
Ich möchte keinen Partner mehr verbiegen,mich selber aber auch nicht,denn auch ich habe mich und meine Bedürfnisse in der Ehe verbogen,statt mich mit mir selber auseinander zu setzen,daran zu reifen,statt am MIR zu arbeiten,mich verzettelt in der Bemühung,mein Ehegesponst an meine Bedürfnisse anzugleichen,ihn zum Erfüllungsgehilfen für meine Träume,Wünsche,Sehnsüchte zu machen.
Womit er hoffnungslos überfordert war und ich ihn dafür immer mehr verachtete,statt zu erkennen:
Die Verachtungswürdige war eigentlich - ICH.
Deswegen möchte ich heute (m)einen Partner so nehmen,wie er ist.
Ihn er-kennen,so wie er ist.Und auch erkennen,ob ich ihn mit all seinen Ecken und Kannten lieben kann,ohne ihn verändern zu wollen.
Dafür braucht es aber Zeit.Und die gebe ich ihm und auch mir,statt head over heels eine Bindung mit gemeinsamen Haushalt,etc.pp. einzugehen.