Man muss den Partner so akzeptieren, wie er ist.
Sorry, aber das ist Quatsch. Man muss gar nichts, außer (irgendwann) sterben. Ich kann meinen Partner akzeptieren (wollen), oder eben nicht. Und gehören zu dem Spiel immer zwei.
Es geht in meinen Augen weniger um Akzeptanz als viel mehr um Verständnis. Wenn ich eine Partnerin habe, die von meinen Vorstellungen der Beziehungsführung abweicht, komme ich ihr gerne entgegen, aber gehe davon aus, dass sie umgekehrt auch das Interesse hat auf mich Rücksicht zu nehmen. Und wenn zwei Menschen unter diesem Fokus des gegenseitigen Kennenlernen- und verstehen Wollen eine Beziehung eingehen und gemeinsam an den Konflikten, die entstehen, arbeiten wollen, reicht reden (und davon ausgehend handeln) vollkommen aus.
Was kann man also tun, wenn Reden nicht hilft oder eine Trennung bzw. Öffnung der Beziehung nicht infrage kommt?
Das finde ich übrigens spannend. Manchmal bedeutet Akzeptanz nämlich genau das: Eine Trennung. Man muss (und ich für meinen Teil will auch gar) nicht alles an seinen Mitmenschen akzeptieren. Wenn dem so wäre, könnte ich mit jedem Menschen auf diesem Planeten eine Beziehung führen. Gleichzeitig heißt das natürlich nicht, dass ich irgendetwas vom anderen verlangen kann. Oder zumindest davon ausgehe, dass der andere mir es geben muss. Im Idealfall finde ich jemanden, der bereit ist mir das zu geben, was ich möchte und das annimmt/"braucht", was ich ihm geben kann/möchte. Und wenn es richtig gut läuft, entwickelt man sich dann gemeinsam ein Leben lang weiter.
Wer in seiner Beziehung eine Trennung und Öffnung kategorisch ausschließt, sollte sich möglicherweise einmal fragen, wieso. (Bietet zumindest auch eine Menge Erkenntnis- und Wachstumspotential.)
Wenn ich das Bedürfnis habe zu wachsen und mein Partner nicht mitwachsen will oder kann, ist das in Ordnung und bin ich in der Lage das zu akzeptieren. Mein Gegenüber akzeptiert dann aber hoffentlich auch, dass ich mich dann ggf. nicht mehr in der Lage sehe die Beziehung in der Form weiterzuführen. [Und nein, das hat nichts mit unter Druck setzen zu tun, sondern mit Selbstwert und der Abstimmung der jeweils eigenen Bedürfnisse.]
Der ein oder andere versucht dann, sich selbst durch einen schmollenden Rückzug rar zu machen. Damit ist die Hoffnung verbunden, beim Anderen Verlustangst und somit die gewünschte Verhaltensänderung hervorzurufen.
Ich denke die Motivation ist eher das "verstanden werden Wollen". Dumm nur, dass das meist beide Seiten so sehen ("Der andere "muss"/soll mich verstehen.") und meist die Frage im Raum steht, wer als erstes über seinen Schatten und sein Ego springt. Wenn man sich grundlegend vertraut und davon ausgeht, dass eine Öffnung und auf den anderen zugehen nicht als Niederlage oder Schwäche gewertet wird, sollten mit der Zeit beide schleunigst wieder aufeinander zu rennen und heftigst miteinander vögeln. (Den Sachverhalt klären und daraus lernen kann man danach immer noch
)
Wer sich mit der Motivation zurückzieht im anderen eine Verlustangst zu erzeugen, damit dieser sich anpasst ("wieder angekrochen kommt") und die eigenen Bedürfnisse befriedigt, sollte vielleicht mal eine Therapie in Betracht ziehen. (Vollkommen wertungsfrei gemeint.)
Ein jeder muss für sich selbst schauen, was/wen er möchte und wie viel er bereit ist zu investieren und zu akzeptieren. Manche lassen alles mit sich machen, andere gar nichts - und das ist okay, solange sie damit glücklich sind. Ich für meinen Teil strebe eine Beziehung an (Nicht nur partnerschaftlich, sondern menschlich, im Allgemeinen.), indem ich meinen Gegenüber akzeptieren kann und will. Müssen? Nö.