Die Frage ist vielleicht weniger unsinnig, als sie einem auf den ersten Anschein vorkömmt.
Meiner Lebenserfahrung nach war der cockring nie den Schwulen vorbehalten - ich entsinne mich noch gut daran, wie ich ihn zum ersten Male gesehen habe: irgendwann Mitte der siebziger Jahre, in den Pornoheftchen meiner Eltern, die ich irgendwann mal in den Tiefen des Wohnzimmerschrankes ausgegraben habe, während meine Eltern bei Nachbars zum Kartenspielen waren. Sowohl die Pornoheftchen insgesamt, als auch der konkrete Einsatz des Cockrings waren deutlich "hetero".
Die wesentliche Funktion eines Cockrings ist die einer Erektionsverstärkung und -verlängerung, sinnvoll vor allem beim sogen. "Blutschwanz", zumal dann, wenn er und sein Inhaber in die Jahre kommen.
Das "öffentliche" Tragen eines Cockrings war dann aber auch noch in den 90er Jahren auch eine symbolische Handlung, wahrgenommen von mir am "Baggersee" in der schwulen Ecke. Auch Intimrasur "öffentlich" zu zeigen, war dunnemals ein solches Symbol. Es brachte der "Öffentlichkeit" zum Ausdruck: ich bin ne geile Sau, mit mir kann man "bei Interesse und Sympathie" rummachen, gleich hier am See ... "Öffentlich" in "Gänsefüßchen" deswegen, weil es sich nur um eine eingeschränkte Öffentlichkeit handelte: die Öffentlichkeit der "Szene".
Auch in dieser Szene wurden diese Symbole nicht nur von den Schwulen verwendet, sondern auch von heterosexuellen Paaren - aber die Schwulen waren in dieser offenen Szene schon immer überrepräsentiert bzw. die Mehrheit. Am See, im Kino und auf dem Parkplatz ist es heute noch weitgehend so: die Szene ist "schwul" geprägt, wenn auch die meisten Männer nicht schwul, sondern bisexuell sind, und sich immer mehr Paare, ja auch vereinzelt mutige Solofrauen dort tummeln.
Insofern hat die Assoziation eines cockringträgers als schwul einen konkreten "historischen" Hintergrund, der auch einen "politischen" touch hat: das offene Bekenntnis zum Schwulsein und Rumschwulen aus der Zeit der schwulen und sodann schwullesbischen Insurektion gegen die Verbote und Diskriminierungen, die noch bis zur Jahrtausendwende das Leben von Homo- und Bisexuellen geprägt haben.
Beim "allgemeinen FKK", wo sich die FKK-hat-nix-mit-Sex-zu-tun-TypInnen tummeln nehme ich eigentlich nie Männer mit Cockring war ... und Intimrasur ist ja heutezutage so sehr zur allgemeinen Mode geworden, daß sich die Schwulen allmählich - progressiv wie immer - schon wieder davon zu distanzieren beginnen, und vermehrt wieder Schamhaar zeigen.