du stellst da viele kluge Fragen @loxtorner
ich bin auch nicht Dr. Allwissend und kann auch keine Patentrezepte für das Gelingen von Partnerschaften abgeben.
Das was ich da oben schrieb, sind meine Erkenntisse, die ich aus der Beobachtung und aus der "Arbeit" an meiner eigenen Beziehung geschöpft habe, und die ich, z. T. im Nachhinein bei David Schnarch "Die Psychologie sexueller Leidenschaft" bestätigt gefunden habe - naja, ein paar Groschen sind auch erst bei der Lektüre gefallen ;).
Trotzdem habe ich Meinungen zu Deinen Fragen, und die sollst Du hier lesen können:
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.führt das aber nicht oft zur trennung?
Es kann sicherlich zur Trennung führen. Ich denke aber, wenn man bereit ist, seine Beziehung zu erhalten, sie also einem wichtig ist, wenn man sie nciht eh´schon längst innerlich beendet hat, so führt dieser Weg nicht zur Trennung sondern zu mehr Autonomie des Einzelnen in der Partnerschaft.
Und ist es nicht viel mehr wert, aus dieser Autonomie heraus zu sagen: "ja, du bist der Mensch, mit dem ich
gerne zusammen leben
will. Ist das nicht wertvoller als das Gefühl haben zu müssen: "Du bist der Mensch,
ohne den ich
nicht leben
kann."?
jeder tut,was er will,was tun wir denn zusammen?
Wir tun das zusammen, was wir aus freiem Herzen und freier Entscheidung heraus gerne zusammen tun. Auch das geht nur, wenn man sich als Individuum, als eigenständigen Menschen mit freiem Willen begreift, und nicht als Hälfte.
was ist,wenn die wünsche,die ich äußere,ohne sie einzufordern,aber nicht erfüllt bekomme?
Du kannst Wünsche äußern, und diese sogar als Dir äußerst wichtige Bedürfnisse herausstellen. Was passiert, wenn Du sie nicht erfüllt bekommst. Dasselbe, was passiert, wenn Du an der Vorstellung von Liebe als Ausdruck einer Bezogenheit vom Partner festklammerst.
Du bekommst sie dann eben nicht erfüllt. Die Wahrscheinlichkeit daß sich daran etwas ändert, erhöht sich allerdings signifikant, wenn Du zwar sagst, was Dir wichtig ist, es aber nicht ständig vom Partner einforderst.
Dazu ein Beispiel aus unserer Beziehung: Problem war ungleiches sexuelles Verlangen:
Obwohl ich in der scheinbar stärkeren, weil fordernden Position war, war es nun an mir, die ersten Schritte zu tun. Ich habe gelernt zu erkennen, daß hinter meinem stärken Drängen auf Verbundenheit und Nähe der Versuch nach Fremdbestätigung stand.
Ich habe letztlich meiner Liebsten gegenüber zu der Position gefunden:
„Ich will Dir nahe sein, aber dich nicht drängen.
Ja ich will Sex mit Dir haben. Aber ich will keinen Sex, den Du nicht willst, weil mich das Dir nicht näher bringt.
wenn Du Sex willst, wirst Du Dich also bewegen müssen, denn ich werde nicht mehr darum bitten und drängen.“
Das hat ihren inneren Druck dann wiederum erhöht, denn eigentlich mag sie Sex ja ganz gerne.
Trotzdem änderte sich erstmal nicht viel, weil sie nun das Gefühl hatte, ich sei nun in der Erwartungshaltung, daß sie sich ändert, weil ich nun wohl darauf warte, daß sie die Initiative ergreift. (Und sie wollte so sein dürfen, wie sie nun mal ist!)
Neulich habe ich darum zu ihr gesagt:
„Ja sicher warte ich. Ich will gerne Sex mit Dir.
Ich will Dir aber nahe sein ohne Dich zu drängen. Also warte ich, was anderes kann ich gar nicht tun. Wenn Du nicht damit klarkommst, daß ich warte, ohne Dich dabei zu drängen, mußt Du dich eben trennen.“
Erst da hat es bei ihr Klick gemacht. Sie hat plötzlich verstanden, daß ich sie nicht mehr ändern will, sondern, daß sie nun frei entscheiden kann, aus dem heraus, was sie nun einmal ist.
Tja, und da sie im Grunde Sex ganz gerne hat, entscheidet sie sich nun nach und nach immer mehr dafür, auch die Initative zu ergreifen
was ist,wenn ich diese bestätigung,die mann/frau vielleicht ab und zu braucht und der mensch braucht bestätigung,gerade vom partner, nicht bekomme?
Versuche Dich -und das ist sauschwer, ich weiß - von der Vorstellung zu verabschieden, daß Liebe respektive Sexualität Ausdruck der Bezogenheit zum Partner sei.
Das ist die gängige Vorstellung, in den meisten Gesellschaften geprägt von ganz klein auf, durch Eltern-Kind bezogenheit (an der nichts schlechtes ist
), durch das Menschenbewertungssystem Schule, Ausbildung, Beruf.
Immer und Überall wird unser Selbstwert von außenstehenden definiert.
Kaum einem von uns wird von klein auf beigebracht, sich selbst zu lieben, seinen eigenen Wert aus sich selbst heraus zu schöpfen.
Dabei ist die entgegengebrachte Zuwendung in einer Liebesbeziehung für den anderen erst dann glaubhaft, wenn diese Zuwendung nicht aus der Abhängigkeit eines fremdbestätigenden Selbstbildes gegeben wird.
Und das wäre dann auch der Versuch einer Antwort auf @****ies Post:
Ich kann mir heute sicher sein, dass meine Frau mich liebt, aber morgen? Sicherlich auch noch, aber kann ich mir wirklich sicher sein?
das war jetzt ziemlich viel und in der Eile hingetippt.
Ich hoffe, es wird einer schlau draus.
lg erwil