Ach ist das schön....
...sowas habe ich auch mal erlebt.
Ich komme mal wieder Freitagabend nach Hause, freue mich auf ein gemeinsames Wochenende mit meiner Freundin und öffne eine Flasche Wein, während ich ein Abendessen zubereite. Musik spielt, Kerzen brennen, alles ist auf ihr erscheinen hin vorbereitet...
Die Tür geht auf, sie kommt rein und sagt "Oh schön, Du hast was gekocht."
Meine Liebste verschwindet im Schlafzimmer und kommt nach einer halben Stunde zu mir, nachdem sie in was "Bequemes" geschlüpft ist.
Ein langer Pulli, eine etwas elegantere Jogginghose und dicke Socken.
Ich denke "SCHEISSE was soll DAS denn?" sage "Schön dass Du da bist, das Essen ist gleich fertig..." und nehme sie in den Arm um sie zu küssen.
Mit geschlossenen Augen nähere ich mich ihren Lippen, als sie sagt "Du GLAUBST NICHT was in der Firma wieder los war!"
Meine Augen gehen wieder auf, ich denke "NICHT schon wieder!" und sage "Hier nimm erst mal ein Glas Wein".
Sie nimmt den Wein, rennt Kreise in der Küche und erzählt mir, immer noch ungeküsst was ihre beschissenen Kollegen in der Firma diesmal verzapft haben, was eigentlich das gleiche wie immer ist, und frage mich wie man sich immer wieder über die gleiche Sache aufregen kann.
Das Essen muss jetzt dringend vom Herd, weil ich den Fisch sonst auch gleich in die Tonne kippen kann.
"Setz Dich doch erst mal hin und komm' an.. ich habe mich schon den ganzen Tag auf Dich gefreut". Sie guckt mich mit blitzenden Augen an und sagt zu mir "Und Robert, hat an mir vorbei mit der Agentur Sachen vereinbart, die niemals abgesprochen waren!"
Ich rede offensichtlich mit einer Wand und bringe das Essen an den Tisch, um es dort, unter haarkleiner Beschreibung der mir wohlbekannten Strukturen und Probleme ihrer Firma, "Mhhhmm", "Was?" und "Echt?" sagend zu verdrücken.
Bislang: Kein Kuss, keine Begrüßung, keine Frage an mich und meinen Tag und wieso ich dieses schöne Menü gemacht habe.
Nach dem Essen stelle ich mich hinter sie, massiere ihre Schultern und sage "Entspann Dich jetzt erst mal", was durch extremes Anspannen der Rückenmuskulatur und ein "Lass’ mich jetzt mal.. wie soll ich mich entspannen, wenn Du dauernd an mir herumtüddelst" beantwortet wird. Bald darauf, ich kenne das mittlerweile, sagt sie "Ich bin hundemüde und muss jetzt ins Bett!" Sie geht, ich bleibe und leere die Flasche Wein...
Tage später habe ich das Bedürfnis, über unser für mich nicht zufrieden stellendes Sexleben zu sprechen. Sie sagt "Wieso? Ich finde das ganz in Ordnung", ich sage "Wir haben jetzt seit 3 Monaten nicht mehr mit einander geschlafen, das finde ich fernab von in Ordnung." Woraufhin sie erwidert "Wenn ich keine Lust habe, dann will ich keinen Sex haben."
"Okay" sage ich "aber mir scheint Du hast nie Lust auf Sex"
"Das stimmt überhaupt nicht," beteuert sie "wenn ich Lust habe, dann bist Du nur meist nicht da. Aber Du könntest ja mal versuchen mich zu verführen, mit einem netten Abendessen, Kerzen und Musik und so..."
Ich erinnere sie an die Abende an denen es Musik und Essen gab, aber jede Annäherung trotzdem abgelehnt wurde.
"Ja nach so einem Tag kann man überhaupt keine Lust auf Sex haben, das verstehst Du nur nicht!"
Ich denke "Nö is' klar Muschi, ich arbeite meine 80 Wochenstunden auf dem stressfreien Planeten" und sage "Ich vermisse einfach Deinen Körper und dass Du mir zeigst, dass Du mich so begehrst wie ich Dich"
"Ich vermisse das ja auch" sagt sie und verspricht "das wird jetzt anders und ich nehme mir mal mehr Zeit für uns."
Das sah dann so aus:
Das erste freie Wochenende seit Monaten, das letzte Mal hatten wir Sex vor 6 Monaten. Samstagmorgen, ich stehe früh auf wie immer, gehe laufen und komme mit Brötchen und Croissants nach Hause. Als sie aufwacht ist das Frühstück fertig. Zeitung, Milchkaffee, Zeit für uns. Sie sagt "Du wir haben ja heute nichts vor"
Ich lächle und sage "Stimmt..."
Sie sagt "Da möchte ich gerne mal wieder..... zu Ikea."
IKEA????
Mir entgleisen die Gesichtszüge und ich sage "Du weißt doch, dass ich den Laden hasse, besonders am Wochenende und was wollen wir da überhaupt? Wir brauchen doch gar nichts! Ich würde viel lieber mit Dir in die Sauna gehen und später noch zum Italiener."
Sie guckt mich an wie ein Auto und sagt "Wir brauchen noch Teelichter und ich wollte mal bei den Deko-Artikeln schauen. Zum Italiener können wir sowieso nicht gehen, meine Eltern haben uns zum Abendessen eingeladen."
Bei Ikea bekomme ich Migräne. Ich schleppe mich durch den Laden und von da aus zu ihren Eltern, wo ich ein paar Tabletten gegen die Kopfschmerzen einwerfe und mit ihrem Vater die Rotweinbestände vernichte.
Als ich um Mitternacht angetrunken aus dem Bad ins Schlafzimmer komme, dudelt Musik.
Als ich mich ins Bett lege, rollt sie auf meine Seite und küsst mich.
"Gute Nacht Marie" flüstere ich, während sie ihre Hand in meine Schlafanzughose schiebt. "Nicht" sage ich "der Tag hat mich geschafft..."
Sie zieht ihre Hand ruckartig aus meiner Hose und dreht sich zur Seite.
Ich denke "Fuck! Ich will nur schlafen!"
Aber nicht mit Marie! Sie ist sauer und sagt "Wenn Du nicht mal mit mir Sex haben willst, dann stimmt doch was nicht in unserer Beziehung! Das ist doch nicht normal, da muß was passieren!"
Während ich Morpheus Armen entgegendämmere denke ich "Wie recht Du doch hast Marie.. wie recht!"
Ich vermisse immer noch ihren Vater, mit dem ich mich wirklich gut verstanden habe. Marie hat nie begriffen, warum ich mich von ihr getrennt habe und hält mich für ein egoistisches Arschloch.
Mein Fazit: Einige – ich weiß nicht wie viele – Frauen scheinen zu denken, dass sie allein über die Häufigkeit des Beziehungsbeischlafs zu bestimmen haben und reagieren äußerst unwirsch, bis hin zu Fremdgehverdächtigungen bei männlicher Verweigerung. Sie scheinen auch zu glauben, dass das Argument „Ich hab’ grad’ keine Lust“ ewig gültig zu sein hat und keiner weiteren Erklärung bedarf, auch wenn es bedeutet monatelang keinen Sex zu haben.
Deshalb sage ich heute von Anfang an, dass mir Sex in einer Beziehung sehr wichtig ist. Wenn eine Frau keine Lust auf Sex mit mir hat, weil sie sich nicht fühlt, Stress hat, sich zu dick fühlt oder sie in der Zeit lieber bügeln, shoppen oder mit ihren Freundinnen ausgehen will, dann nehme ich das zur Kenntnis und bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch hin. Wie lange und ob überhaupt, entscheide ich ganz allein. Eine Frau die einen Ikea-Besuch und ein Abendessen bei Ihren Eltern benötigt, um in Stimmung zu kommen erhält von mir weder Verständnis noch eine zweite Chance.
Mir geht's wieder gut.
(Anm. d. Autors: Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist vollkommen beabsichtigt, lediglich die Namen wurden geändert)